Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
damit
Geld verdienen, wogegen wir sonntags predigen.« Leider hat sich der Sprecher
der Deutschen Bischofskonferenz zu der Behauptung verstiegen, »unter den
angebotenen Produkten sei mitnichten Pornografisches, höchstens Erotik …«,
wie es in einem der Artikel heißt.
In Anbetracht des Problems und des Skandals glaube ich, dass man
den deutschen Bischöfen »helfen« muss, sich sofort von diesem Verlag zu
trennen.
In seiner heutigen Ausgabe lässt das bekannte »Kath.net«
verschiedene katholische Organisationen zu Wort kommen, die damit gedroht
haben, den Verlag zu boykottieren, wenn die Bischöfe sich nicht daraus zurückziehen.
Katholische Foren in Deutschland weisen darauf hin, dass sie es vorgezogen
hätten, die Angelegenheit wäre schon vor ein paar Jahren auf der
Bischofskonferenz intern geklärt worden. Angesichts des Zögerns der Bischöfe
sei es »unumgänglich« gewesen, dass der Skandal an die Öffentlichkeit kommt.
Auch wenn dadurch natürlich der Glaubwürdigkeit der Kirche ein neuer Schlag
versetzt wird.
Es erscheint geboten, den Heiligen Vater umgehend zu
informieren, damit er angesichts des Ernstes der Lage das Staatssekretariat
beauftragt, von den zuständigen Bischöfen und von Kardinal Meisner innerhalb
einer Woche einen detaillierten Bericht über die Situation zu erbitten. Sie
werden wohl im Gegenzug eine klärende Audienz verlangen. Vorher müsste jedoch
Gelegenheit gegeben werden, die Dokumentation zu lesen. An der Audienz könnte
auch Kardinal Meisner teilnehmen.
Balestrero
28. 10. 2011
B. XVI.
Die Erste Sektion hat in dieser Sache einen sehr detaillierten
Bericht erstellt. Bitte die erforderlichen Schritte abstimmen. Der Heilige
Vater hat entschieden:
Hier muss sofort gehandelt werden.
2. 11. 2011
D. G. Gänswein
Dokument 18 [18]
Persönlich/vertraulich
Staatssekretariat
Sektion für die allgemeinen Angelegenheiten
Nr. 194.135
Aus dem Vatikan, 24. März 2011
Seiner Eminenz dem hochwürdigsten
Herrn Dionigi Kardinal TETTAMANZI
Erzbischof von Mailand
Präsident des Istituto Toniolo
Palazzo
Arcivescovile – Piazza Fontana 2
20122 MAILAND
Herr Kardinal,
es sind inzwischen acht Jahre, dass Sie mit lobenswertem Eifer
und vollem Einsatz der an Sie gerichteten Bitte nachgekommen sind und die
ursprünglich für einen Zeitraum von zwei Jahren bestimmte Ernennung zum
Präsidenten des Istituto Giuseppe Toniolo di Studi Superiori angenommen haben.
Es galt, einen Nachfolger für Sen. [Senator] Emilio Colombo zu
finden, der aufgrund von Satzungsänderungen, die mit den Staatssekretariat
abgesprochen wurden, aus dem Amt des Präsidenten ausgeschieden war. Dabei
schlug er selbst, gleichfalls auf Anweisung des Staatssekretariats, dem
ständigen Ausschuss die Ernennung Eurer Eminenz vor.
Wie Sie wissen, ist es – entsprechend einer auf die Anfangsphase
des Instituts zurückgehenden Praxis – das Staatssekretariat, das den
Präsidenten des Toniolo vorschlägt, da das Institut »nicht irgendeine private
Stiftung, sondern eine aus der Kirche hervorgegangene Einrichtung« ist, wie der
damalige Kard. Giovanni Battista Montini am 27. Oktober 1962
feststellte.
Tatsächlich hat der Einsatz Eurer Eminenz im Dienst des Istituto
Toniolo die ursprünglich vorgesehene Frist weit überschritten, und dies
offenkundig um den Preis einiger Opfer, wie man sich denken kann. In Anbetracht
dessen hat mich der Heilige Vater beauftragt, Eurer Eminenz für die große
Einsatzbereitschaft auch in diesem Amt im Dienst einer für die Kirche und für
die Gesellschaft Italiens so wichtigen Einrichtung zu danken.
Da nun die Zeit für einige Mitglieder des ständigen Ausschusses
abgelaufen ist, beabsichtigt der Heilige Vater, eine Erneuerung durchzuführen
und in diesem Zusammenhang auch Eure Eminenz der Bürde dieses Amtes zu
entheben.
Diesem höheren Wunsch nachkommend, möchte ich Sie auffordern, den
Ausschuss bis zum 10.
des kommenden Monats April einzuberufen. Dort wird Eure Eminenz ihren Rücktritt
aus dem Ausschuss und von der Präsidentschaft des Instituts erklären. Außerdem
werden Sie dem ständigen Ausschuss Prof. Giovanni Maria Flick als Ihren
Nachfolger durch Zuwahl empfehlen.
Des Weiteren ordnet der Heilige Vater an, dass bis zur Einsetzung
des neuen Präsidenten keinerlei Maßnahmen oder Entscheidungen in puncto
Ernennungen, Ämter oder Verwaltungsaktivitäten bezüglich des Istituto Toniolo
ergriffen werden.
Es wird dann Prof. Flicks Aufgabe sein,
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