Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
verschiedenen kirchlichen und
gesellschaftlichen Gruppen in einen überzeugenden Dialog zu treten,
entschlossen in der wesentlichen Sache, aber auch mutig und offen angesichts
der zahlreichen Herausforderungen der Postmoderne.
Die Situation ist ernst, und deshalb erscheint es mir nicht
möglich, auf jemanden aus der zweiten Reihe oder auf einen sogenannten Outsider
zu setzen, der aufgrund seiner Unerfahrenheit unweigerlich im Getriebe der
lokalen Kurie zerrieben würde. Es bedarf einer Persönlichkeit, die sich im
Glauben, in ihrer menschlichen Erfahrung und in Verwaltungsaufgaben deutlich
profiliert hat und in der Lage ist, tatsächlich und entschlossen einen neuen
Kurs einzuschlagen.
Aus diesen Gründen ist der einzige Kandidat, den der
Aufmerksamkeit des Heiligen Vaters zu empfehlen ich mich in der Lage sehe, der
Patriarch von Venedig, Kardinal Angelo SCOLA .
Mit diesem Vorschlag verfolge ich nicht die Absicht, das Band
der Freundschaft und die Nähe des Patriarchen [von Venedig] zur Bewegung
Comunione e Liberazione in den Vordergrund zu rücken, sondern auf eine
Persönlichkeit von hohem Ansehen und großer Erfahrung zu verweisen, die in
heiklen Führungssituationen Festigkeit und Klarheit im Glauben, Tatkraft im
pastoralen Wirken, eine große Offenheit gegenüber der Zivilgesellschaft, vor
allem aber einen wahrhaft väterlichen Blick bewiesen hat, der allen Belangen
und Erfahrungen der Kirche Rechnung trägt. Auch das relativ vorgerückte Alter
des Patriarchen (er wird 2011 70 Jahre) ist kein »Handicap«, sondern ein Vorteil: Er
wird ein paar Jahre mit großer Freiheit agieren können und neue Wege eröffnen,
die andere weitergehen können.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Don Julián Carrón
Präsident
[vom Heiligen Vater zur Kenntnis genommen am 3. März
2011]
Seiner Exzellenz
Mons. Giuseppe Bertello
Apostolischer Nuntius in Italien
Via Po 27– 29
00198
Rom
Dokument 17 [17]
Die Affäre um die Verlagsgruppe »Weltbild«
im Besitz der deutschen Bischöfe
Ich halte es für geboten, meine Vorgesetzten über Folgendes zu
informieren:
Am 27. Oktober
erschienen im Internet Zeitungsartikel in deutscher und italienischer Sprache,
die mit verschiedenen Überschriften auf einen unrühmlichen – Tag für Tag weiter
aufgebauschten – Sachverhalt verweisen, der die katholische Kirche in
Deutschland betrifft.
Es wurde gemeldet, dass das bekannte Verlagshaus »Weltbild«
vollständig (zu 100 %)
im Besitz einiger deutscher Diözesen ist. »Weltbild« ist eines der großen
Verlags- und Versandunternehmen von Büchern in Deutschland. In seinem Sortiment
befinden sich auch circa 2500 erotische und esoterische
Titel. Die Zeitungen nehmen dieser Tage kein Blatt vor den Mund (siehe
Anlage). »Sex, Magie und Satanismus. So verdienen die deutschen Bischöfe Geld«;
»Bischöfe als Pornoproduzenten?«; »Katholische Gruppen drohen Weltbild-Verlag
mit Boykott«; »Pornoromane: katholische Kirche im Kreuzfeuer«; »Deutschland. Die
Kirche in der Kritik. Sie macht Geschäfte mit Pornografie«; »Die katholische
Kirche macht mit Pornos ein Vermögen. Wirbel um ein katholisches Verlagshaus«
(vgl. anhängige Artikel).
Wie sich jetzt herausstellt, haben katholische Kreise in den
vergangenen Jahren mehrfach auf die oben dargelegte Situation hingewiesen und
sie dokumentiert. Sie haben auch versucht, die deutschen Bischöfe davon zu
überzeugen, dass dieser Situation ein Ende gesetzt werden muss, wie es bereits
vor Jahren Kardinal Meisner getan hat, als er sich vom Anteil des Erzbistums
Köln [an Weltbild] trennte.
Leider hat es seitens der deutschen Bischöfe keinerlei Anzeichen
für einen Wandel gegeben. Dieser Schritt würde für die betroffenen Diözesen
(vor allem für München, das 30 % der Einkünfte erhält [tatsächlich
hält die Erzdiözese München und Freising lediglich einen Gesellschafteranteil
von 13,2 % an Weltbild, Anm. d. Ü.])
einen erheblichen Rückgang der Erträge aus diesem Verlag bedeuten. Dennoch geht
es darum, sich zu einer Entscheidung durchzuringen, wie es manch ein Artikel
(auch in der Schweiz sind die Zeitungen voll davon) zu Recht auf den Punkt
bringt: »Moral oder Geld«. Viele Journalisten erinnern auch ironisch daran,
dass der Heilige Vater kürzlich bei seinem Deutschlandbesuch von der Notwendigkeit
einer »Entweltlichung« der Kirche in Deutschland gesprochen hatte!
Kardinal Meisner sagte: »Es geht nicht, dass wir in der Woche
Weitere Kostenlose Bücher