Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
als eine
Verleumdungskampagne gegen den Heiligen Stuhl, die sogar den Papst mit
einbezieht.«
10 Massimo Franco, »Una ferita che resta«, in: Corriere
della Sera , 10. Februar 2010.
11 So erinnert sich Stefano
Liviadotti in I senza Dio. L’inchiesta sul Vaticano , Mailand 2011.
12 Marco Travaglio, »Boffonchiando«, in: Il Fatto
Quotidiano , 2. September 2010.
13 Im Brief folgt ein
Frontalangriff auf Feltri: »Ich könnte es mir leicht machen, ich könnte
ausdrücklich sagen, dass ich die Kirche nicht mit hineinziehen möchte, aber
schon ein solcher Satz ließe etwas vermuten. Könnte ich aber, wenn ich spräche,
vollkommen verschweigen, was sich bis zum heutigen Tag als die reine Wahrheit
herausgestellt hat? Wäre es klüger und christlicher zu leugnen, oder wäre es
klüger und christlicher zu schweigen? Das ist hier die Frage. Im Übrigen hege
ich heute keinerlei Bedenken, eine Aufhebung des Datenschutzes hinsichtlich der
Gerichtsakte zu beantragen. Damit würde ich aber – ohne es zu wollen – die
Aufmerksamkeit der Medien auf die beiden betroffenen Familien lenken, denen
gegenüber ich mir – wohlgemerkt – nichts habe zuschulden kommen lassen,
auch wenn es mir bislang vernünftiger erschien, Distanz zu wahren, zumal ich
nicht genau weiß, wie ihre Reaktionen ausfallen würden. Dieser Weg würde mich
zwar entlasten (die Reaktion derer, die heute die Akte lesen, lautet: Und das
ist alles?), gleichwohl wäre die Sache damit nicht erledigt, sondern würde
vermutlich noch einmal für Aufsehen sorgen. Das ist der Grund, weshalb ich es
bislang trotz allem, trotz der unzähligen Provokationen durch Feltri vorgezogen
habe zu schweigen. Er jedoch (überaus töricht) hat nicht den Mund gehalten,
weil er die (Ende des Monats ablaufende) Frist des Journalistenverbandes kennt,
in der das Urteil, das der Regionalverband der Lombardei bereits gefällt hat,
bestätigt wird oder nicht. Es liegt auf der Hand, dass er die sechsmonatige
Suspendierung von der Geschäftsführung der Zeitung – dies ist die verhängte
Strafe, die nun bestätigt werden soll – nicht akzeptieren will, umso weniger
nach den jüngsten Turbulenzen um Fini. Eine solche Desavouierung kann er nicht
hinnehmen. Und er denkt, dass er, wenn er so spricht, wie er spricht, und wenn
er sich so echauffiert, wie er es tut, die eigene Verantwortung für meinen Fall
herunterspielt, ohne sich bewusst zu sein, dass der Schaden, den er sich selbst
zufügt, auf diese Weise nur noch größer wird. In diesem Sinne haben sich
gestern meinem Anwalt gegenüber auch seine Anwälte geäußert, die verzweifelt
darüber sind, dass er auf niemanden hört und impulsiv handelt.«
14 Vermutlich bezieht sich
Boffo auf den zweiten Absatz von Artikel 2 des Pressekodex ( Legge Professionale 69/1963) des
Journalistenverbands, in dem es wörtlich heißt: »Nachrichten, die sich als
ungenau erweisen, müssen richtiggestellt und eventuelle Fehler korrigiert
werden.«
Korruption in den heiligen Hallen
1 Der 1941
in Varese geborene und 1968 zum Priester ordinierte Viganò diente bereits in
den 90er-Jahren
als Apostolischer Nuntius in Nigeria. 1998 wurde er zum Delegaten
für die Päpstlichen Vertretungen im Staatssekretariat ernannt.
2 Der Artikel erscheint am 12. März in der
Tageszeitung mit Sitz in der Via Negra unter der Rubrik »Sotto la Cupola«
(»Unter der Kuppel«). Der vielsagende Titel lautet übersetzt »Die Finanzen des
Vatikans heben nicht ab: Gouverneur gesucht«. Die Paraphe »TOs«, mit der er
erscheint, ist fiktiv. Monate später, Anfang 2012, erklärt der Direktor
Alessandro Sallusti dazu, der Artikel stamme von einem Informanten im Vatikan,
dessen man sich auch bei weiteren Artikeln bedient habe. Seine Identität gibt
er nicht preis.
3 Viganò hebt in dem Brief zudem hervor, dass Bertone nicht auf die
Veröffentlichung des Artikels reagiert habe. Er sei »zutiefst verbittert, weil
Eure Eminenz sich mit keinem Wort mit mir solidarisch erklärt, Bedauern
geäußert oder sich von dem Inhalt und dem diffamierenden Tonfall des besagten
Artikels distanziert hat, im Gegensatz zu Andrea Tornielli, dem Vatikanexperten
von Il Giornale , der inzwischen zu La Stampa übergewechselt ist, weil er mit seinem
Chefredakteur in keiner Weise einverstanden ist wegen dieser Art anonymer
Artikel, die er als ›mafiös‹ bezeichnet und die auf lancierten Mitteilungen aus
dem Vatikan beruhen. Er hat den Inhalt des besagten Artikels
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