Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
vollständig
dementiert.« Tornielli wird später bestreiten, dass er den Ausdruck »mafiös« gebraucht
hat, wenngleich er sich von dem Artikel distanziert und ihn kritisiert.
4 Viganò strukturierte Abteilungen um und führte Kriterien für eine
transparente Vergabe von Aufträgen mit einer Kontrolle bei der Durchführung und
den Ausgaben ein: »Ich habe im Generalsekretariat drei neue Abteilungen
geschaffen: die Abteilung Ankäufe von Gütern und Dienstleistungen, die
Abteilung interne Kontrolle und die Abteilung Haushaltsplanung und
Wirtschaftskontrolle, wobei neue Verfahren für die Aufnahme der Arbeiten eingeführt
und deren Finanzierung, eine vorherige Analyse, die Überwachung der
Durchführung sowie die Abnahme nach Fertigstellung sichergestellt werden.«
5 Über Nicolini fällt Viganò ein geradezu vernichtendes Urteil: »Ein
weiteres Kapitel im Fall Nicolinis«, heißt es in dem Dokument weiter, »betrifft
seine Amtsführung in den Vatikanischen Museen. Über diesen Punkt gäbe es
zahlreiche Dinge zu sagen, die verschiedene Aspekte seiner Persönlichkeit
betreffen: ein vulgärer Sprachgebrauch, Überheblichkeit und Rücksichtslosigkeit
gegenüber Mitarbeitern, die sich ihm nicht vollständig unterwerfen,
Begünstigungen, willkürliche Beförderungen und Einstellungen, die ihm
persönlich nutzen: Den Vorgesetzten im Governatorat gingen zahllose Klagen von
Angestellten der Museen zu, die ihn als skrupellose Person ohne jedes
geistliche Empfinden betrachten. Die oben erwähnten Verhaltensweisen Nicolinis
stellen nicht nur schwere Verstöße gegen Gerechtigkeit und Nächstenliebe dar,
sie sind auch nach kanonischem wie zivilem Recht als Straftaten justiziabel.
Sollte gegen ihn nicht auf dem Verwaltungsweg vorgegangen werden, sehe ich es
als meine Pflicht an, hier den juristischen Weg zu beschreiten.«
6 Ein weiterer Verschwörer sei eine weltliche Führungskraft im
Vatikan: »Bei dieser Aktion der Diffamierungen und Verleumdungen gegen mich
wirkte auch Saverio Petrillo mit, der sich wegen einer Ermittlung der
vatikanischen Gendarmerie in seinem Stolz gekränkt fühlte. Geschuldet war diese
einem Diebstahl, der sich im letzten Jahr in den päpstlichen Villen ereignet
hatte. Damals hatte Petrillo weder die Vorgesetzten im Governatorat noch die
Gendarmerie eingeschaltet. Eine weitere Reaktion gegen mich löste die
Entscheidung des Präsidenten Lajolo (also nicht meine) aus, die Aufsicht über
die Gewächshäuser der Villen Herrn Luciano Cecchetti zu übertragen, der für die
Vatikanischen Gärten zuständig ist. So sollten Synergien beim Unterhalt der
zuletzt genannten und beim Mittelverbrauch der päpstlichen Villen freigesetzt
werden, deren Jahresdefizit sich auf 3,5 Millionen Euro beläuft.
Auch zu dem inakzeptablen Verhalten Dottor Petrillos liegen die Aussagen von
Zeugen vor, weil er sich damit öffentlich gebrüstet hat (›Viganò hat jede
Grenze überschritten und muss aus dem Governatorat entfernt werden‹), dies
gegenüber loyalen Personen, die es mir in den Privatgemächern und auf dem Flur
des Governatorats berichtet haben.«
7 Ferruccio
Sansa, Andrea Garibaldi, Antonio Massari, Marco Preve, Giuseppe Salvaggiulo, La colata, Mailand 2010.
8 Al. C., »Il cardinal dinner di
Simeon? La cena dei
debiti«, in: Il Secolo XIX, 31. Dezember 2010.
9 Das Dementi erfolgte in einer E-Mail, die am 14. Juni 2011 in Il Secolo XIX unter dem Namen Pippo Corigliano
veröffentlicht wurde. Der Sprecher von Opus Dei stellt darin klar, dass »Simeon
nicht ›das Siegel Opus Dei‹ trage, weil er kein Anhänger der Prälatur ist«.
10 Dass die Kommission ihre Ermittlungen
zu Ende führt, ist für Viganò tatsächlich auch deshalb wichtig, »damit nicht
derjenige als bestraft erscheint, der gemäß seinen Amtspflichten seinem
direkten Vorgesetzten Kardinal Lajolo gravierende Missstände und Verfehlungen
gemeldet hatte. Diese hatte übrigens Vizegeneralsekretär Corbellini demselben
Vorgesetzten bereits lange vor meiner Ankunft im Governatorat berichtet und
belegt. Da der Kardinal nichts unternahm, erachtete er es als seine Pflicht,
auch dem Staatssekretariat Meldung zu machen.«
11 »Giuseppe Sciacca, ein
Mann und Priester mit besonderen Qualitäten und Fähigkeiten (wenn auch mit
Fehlern)«, so heißt es in Cacciavillans Brief an den Papst weiter, »bestätigt,
wie er es stets gedacht und gesagt hat, dass er für die bereits beschlossene
Ernennung in die Präfektur für die
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