Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
wobei
er sich auf ein »Gerichtsurteil« bezog und vage vom »Chef einer katholischen
Tageszeitung« sprach.
4 Bemerkenswert ist die Reihe von Kommentaren Boffos zum
Rotlichtskandal, in den Berlusconi verwickelt war. Wenige Monate vor dem »Fall
Boffo« hatte die Zeitung Avvenire damit begonnen,
Ministerpräsident Berlusconi immer offener zu kritisieren. Unter anderem
wünschte sich Boffo, Berlusconi möge einen bescheideneren Lebensstil pflegen:
»[…] und weiter fordern wir einen Ministerpräsidenten, der es versteht, mit
Zurückhaltung die Seele des Landes möglichst unverzerrt zu repräsentieren« (5. Mai).
Am 24. Juli
veröffentlichte Boffo einige Leserbriefe, die Auskunft darüber geben, wie
besorgt und entsetzt man über das Privatleben Berlusconis war. Boffos Reaktion
zeigte, wie sehr er die Kritik teilte: »Die ›Enthüllungen‹ – wie authentisch
auch immer sie sein mögen –, die überall auftauchen und jenen präsentiert
werden, die neugierig genug sind, sie zu lesen und anzuhören, können dem längst
hinlänglich bekannten Szenario in seiner potenziellen Trostlosigkeit
(vermutlich) nichts mehr hinzufügen.« Ende Juli entschloss sich Boffo, auf
einen weiteren Leserbrief zu reagieren. Er stammte von einem Priester, der sich
über das Schweigen der Kirche angesichts von Berlusconis Lebensstil empörte:
»Sowohl der Vorsitzende [der Bischofskonferenz], Kardinal Bagnasco, als auch
der Generalsekretär, Bischof Crociata, haben die pastoralen Gelegenheiten für
eine klare Stellungnahme zu Inhalt und Praxis genutzt. Wen auch immer sie mit
ihren Beiträgen erreicht haben, hat verstanden, was es zu verstehen gab: Die
christliche Gemeinschaft muss den Inhalt des Glaubens hochhalten und darf sich
nicht mit Kompromissen zufriedengeben.« Am 12. August 2009
bemerkte er schließlich: »Die Menschen können das Unbehagen, die Demütigung und
das Leiden nachvollziehen, die durch die anmaßende Abkehr von einem
bescheidenen Lebensstil hervorgerufen werden.«
5 Feltri erwähnte dies während der Sendung Radio
anch’io auf Radiouno am 2. September 2009.
6 Alessandro De Angelis,
»Silvio si vendica: Max e Uolter nel mirino«, in: Il
Riformista , 29. August 2009.
7 Es handelt sich um den Fall Eluana Englaro, einer jungen
Italienerin, die nach einem Autounfall 17 Jahre lang im Wachkoma
lag. Nachdem die Verwandten den Abbruch der künstlichen Ernährung durchsetzen
konnten, ist Eluana eines natürlichen Todes gestorben. Der Fall sorgte für
großes Aufsehen, weil die Familienangehörigen mit ihrem Wunsch, die künstliche
Ernährung, die sie für eine sinnlose therapeutische Quälerei hielten, zu
beenden, auf den Widerstand der katholischen Welt stießen. Trost fanden sie
endlich in den Urteilen des Gerichts, das ihnen recht gab.
8 Gian
Guido Vecchi, »Rassegna stampa del papa, è giallo: ›Su Boffo tolti gli articoli
polemici‹«,in: Corriere
della Sera , 9. Februar 2010.
9 In der Stellungnahme des Heiligen Stuhls heißt es weiter: »Seit dem
23. Januar
häufen sich, insbesondere in zahlreichen italienischen Medien, Nachrichten und
Behauptungen, die mit dem Rücktritt des Chefredakteurs der katholischen
italienischen Tageszeitung Avvenire in Verbindung
stehen und unmissverständlich die Dinge so darstellen, dass der Leiter des Osservatore Romano in die Angelegenheit verwickelt sei, ja
die sogar den Kardinalstaatssekretär in die Verantwortung nehmen wollen. Diese
Nachrichten und Behauptungen entbehren jeder Grundlage. […] Es ist falsch, dass
Verantwortliche der vatikanischen Gendarmerie oder der Chefredakteur des Osservatore Dokumente weitergegeben haben, die zum
Rücktritt des Chefredakteurs des Avvenire am 3. September
vergangenen Jahres führten; es ist falsch, dass der Chefredakteur des Osservatore Informationen über diese Dokumente herausgegeben
oder weitergereicht oder in irgendeiner Form bestätigt hat, und es ist falsch,
dass dieser unter Pseudonym Artikel für andere Zeitungen geschrieben oder
angeregt hat. […] Angesichts der sich häufenden Darstellungen und der
unglaublichsten Hypothesen – die von den Medien mit einer wahrhaft
erstaunlichen Resonanz aufgenommen werden – scheint es offensichtlich, dass all
dies auf unbewiesenen Meinungen beruht, die allein das Ziel haben, dem
Chefredakteur des Osservatore ohne jeden Nachweis und
in verleumderischer Absicht eine unbegründete, irrationale und böswillige
Handlungsweise anzudichten. Dies aber ist nichts anderes
Weitere Kostenlose Bücher