Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
Herzen
liegt, Eure Heiligkeit ohne Mittelsmann erreicht. Deshalb habe ich Pater
Lombardi gebeten, als Bote zu dienen. […] Ich muss sagen, dass ich die Sorgen
von Mr. & Mrs. Brenninkmeijer teile und sehr erbaut bin, dass diese
Laiengläubigen die Verantwortung, etwas für die Kirche zu tun, so ernst nehmen.
Es freut mich auch sehr, Ansichten und Positionen bei ihnen wahrzunehmen, die
ganz in Einklang mit den Regeln stehen, die wir von unserem Gründer, dem
heiligen Ignatius, über das »sentire cum Ecclesia« erhalten haben.
Die »großen Wohltäter« üben schonungslose Kritik. Die Beziehung
zu den Gläubigen würde nicht mehr gepflegt, viele Bischöfe hätten den Bezug zur
»Herde« verloren.
Heiligkeit,
Friede sei
mit Ihnen und mit der Kirche Jesu, die Ihnen anvertraut ist. Mit diesem
österlichen Wunsch möchten mein Mann und ich Sie herzlich und anerkennend
grüßen und Gott, unseren Vater, um Segen und Beistand für Sie bitten. […] Mit
tiefem Schmerz müssen wir nun erneut feststellen, dass sich selbst gebildete
katholische Gläubige in ganz Europa in wachsender Zahl von der Kirchenhierarchie
abwenden, ohne dass sie ihren Glauben an Christus aufgeben. Was auch immer die
Gründe für dieses Verhalten sind, möchte ich an die Worte des Propheten Jeremia
erinnern: »Wehe den Hirten, die die Schafe meiner Weide […] zerstreuen« (Jer 23,1).
Wo sind die Hirten, die das ihnen anvertraute Volk ernsthaft begleiten, ohne
fundamentalistisch zu sein, und in Liebe achtsam und besonnen die ganze Herde
im Auge behalten und das Volk nach modernen Kriterien zu führen und zu leiten
wissen? Warum werden in Europa Bischöfe ernannt, die weder einen Bezug zu der
ihnen anvertrauten »Herde« noch Vertrauen in diese Herde haben? Seit mehr als 30 Jahren erlebt die Kirche der
Niederlande all das nun schon zum zweiten Mal. Diesmal mit der Ernennung von
Erzbischof Jacobus Eijk. Das schmerzt uns sehr. Und nicht nur uns. Viele Laien,
Priester, Ordensleute und auch Bischöfe vertrauen uns diskret an, wie mutlos
sie sind und wie sehr sie das Vertrauen in die maßgeblichen Kongregationen und
die Päpstlichen Räte der römischen Kurie verloren haben.
Aber es ist nicht nur ein Problem der Seelsorge. Die
großen Wohltäter der Jesuiten zeigen mit dem Finger auf den Vatikan und auf die
Macht, die das Geld gewonnen hat:
Warum
herrscht unter den verantwortlichen Amtsträgern im Vatikan eine lähmende Angst,
statt dass sie in allen Bereichen mit gebildeten, kompetenten und
aufgeschlossenen Christen beiderlei Geschlechts zusammenarbeiten, um sich den
wirklich drängenden Fragen von heute ehrlich zu stellen und zu versuchen,
darauf eine Antwort zu finden? Warum diese Angst? Warum spielt das Geld bei den
Hirten der römischen Kurie, in einigen europäischen Diözesen und auch im
Patriarchat von Jerusalem eine so zentrale Rolle? Wo ist die Kraft, die in der
Kurie die Versuchungen der Macht bekämpft? Wo sind Demut und die vom Geist
geschenkte Freiheit? Warum bedient sich der Päpstliche Rat für die Familie
leichtgläubiger und unkritischer Mitarbeiter, statt Personen zu beschäftigen,
die im Sinne und gemäß den anspruchsvollen Weisungen des Zweiten Vatikanischen Konzils
zum geforderten »Aggiornamento« agieren können und wollen? Warum gibt es so gut
wie keine Zusammenarbeit zwischen dem Rat für die Familie und dem Rat für die
Laien?
Auf diese Fragen folgen Vorwürfe gegen die engsten
Mitarbeiter des Papstes:
Erst wiederholtes
Gebet hat mir die Kraft gegeben, Ihnen, lieber Heiliger Vater, als dem 265.
Nachfolger des heiligen Petrus, unter dessen Führung Gott, unser Herr, Ihnen
noch lange Kraft schenken möge, vor dem Ende Ihres Pontifikats anzuvertrauen,
dass sich in Ihrem engsten Umkreis deutlich sichtbar und greifbar eine
beträchtliche Machtfülle konzentriert hat. Mir liegen schriftliche Beweise vor,
die bestätigen, was ich soeben gesagt habe. Ich erlaube mir, Ihnen als dem
»Diener der Diener« die Bitte zu unterbreiten, die noch verbleibende Energie
dafür einzusetzen, ein deutliches, verständliches und sichtbares Zeichen an die
Verwaltungsbeamten und die zahlreichen Laien zu übermitteln, damit für den
Aufbau des Reiches Gottes das Verborgene ans Licht kommen kann.
Beide Briefe werden dem Papst überbracht. Gänswein legt
sie in das Fach für die wichtigste Korrespondenz. Wir wissen nicht, ob Benedikt
XVI. dem Oberhaupt der Jesuiten eine Antwort
hat zukommen lassen. Doch sicherlich hat er –
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