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Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)

Titel: Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gianluigi Nuzzi
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Verwaltungsrat
ernennt und die Buchprüfer bestimmt. Mit anderen Worten: Es gibt keine
kritische und unabhängige Instanz mehr, sondern alles ist in einer Hand
konzentriert. In mehreren Dikasterien sind – auf allen Ebenen – Personen
für Aufgaben bestimmt, die der Trennung zwischen Kontrolleur und Kontrolliertem
widersprechen.
     
    Aber auch der Wille des Papstes werde missachtet:
     
    Systematischer Rechtsbruch auf
den höchsten Ebenen der römischen Kurie. In vielen Fällen wird das Recht auf verschiedenen
Ebenen verletzt. Dass es sich nicht um Einzelbeispiele handelt, sondern um eine
systematische Praxis, wird durch die Zahl der Fälle bestätigt, die tendenziell
zunimmt, sowie von der theoretischen Rechtfertigung dieses Gebarens. Eine
weitere Gefahr: Diese Praxis ist so weit verbreitet und wird so unbekümmert
angewandt, dass man vermuten muss, man ist sich des Schadens, den bestimmte
Entscheidungen anrichten können, gar nicht bewusst (Unterschätzung der Gefahr).
     
    Primärebene.
    –  Erhebliche Verletzung von grundlegenden Normen der
Apostolischen Konstitution Pastor Bonus.
    –  Schwerer
Rechtsverstoß auf der Verfahrensebene mittels der »faktischen« Modifizierung
und Aufhebung von Normen der Konstitution Pastor Bonus durch den Erlass von
Normen auf niedrigerer Ebene. Ein Beispiel: Der Erlass oder die Modifizierung
von Richtlinien und Statuten stehen in Widerspruch zu den Normen der P. B.
    –   Sekundäre
und abgeleitete Ebene. Diese Praxis ist äußerst fragwürdig und gibt Anlass
    zu einigen Feststellungen.
    –   Ist
     der Papst auf dem Laufenden und wird er ausdrücklich in den Fällen
informiert, in denen eine »Ausnahme« von der Norm der höheren Ebene gemacht
wird? Wird die Sache bewusst verschwiegen?
    –  Führt
ein systematisch von der übergeordneten Norm abweichendes Vorgehen nicht zu
deren fortschreitender Delegitimierung?
    –  Zu
     beobachten ist eine Demoralisierung von Mitarbeitern auf den höchsten Ebenen
und von aufrichtigen, der Kirche und ihrem Auftrag verbundenen Beschäftigten:
Wenn man beobachtet, wie sich diese Praxis verfestigt und zunehmend etabliert,
drängt sich der Gedanke auf, dass der Papst darüber nicht auf dem Laufenden ist
(in Kenntnis seiner Person und Lehre kann man nicht davon ausgehen, dass er
unterrichtet ist). Bei vielen ruft dies ein Gefühl der Ohnmacht, bei anderen
ein Gefühl der zwangsläufigen Mitwisserschaft hervor, und einige könnten sogar
zur Mittäterschaft aus persönlichem Interesse verleitet werden (Karriere,
heimliche und widerrechtliche Bereicherung, Rechtfertigung von Verschwendung
etc.).
    –  Viele
beobachten weitreichende Folgen bei der Auswahl des Führungspersonals und der
Berater. Man fragt sich, nach welchen Kriterien solche Entscheidungen getroffen
werden. Die Wahl von Personen, die nicht die erforderlichen Kompetenzen
aufweisen, hat schwerwiegende Konsequenzen auch im Hinblick auf Finanzen und
Vermögenswerte. [13]
    Die Jesuiten, der schwarze Papst und die Macht des Geldes
    Ein paar Monate vergehen, und weitere Kritik wird laut,
stets vorsichtig geäußert und direkt an den Papst gerichtet. Diesmal wird die
Gesellschaft Jesu aktiv, die von einer »schweren Krise« der Kirche spricht.
Adolfo Nicolás, der »schwarze Papst der Jesuiten« (so genannt wegen der Farbe
seiner Soutane und weil auch er auf Lebenszeit gewählt ist und den größten und
mächtigsten religiösen Orden der Welt leitet), wendet sich direkt an Benedikt XVI. Am 11. November 2011
schreibt er dem Papst und findet eine indirekte, aber eindringliche Art und
Weise, sein wachsendes Unbehagen zum Ausdruck zu bringen. Seinem Brief legt er
ein von Verwirrung und Kritik geprägtes Schreiben »großer« und einflussreicher
Wohltäter bei, die eine im Vatikan herrschende lähmende Angst und das Verhalten
einiger Bischöfe anprangern, die sich in ihrem Handeln vom Geld leiten lassen:
     
    Heiliger
Vater,
    ich hatte das
Vergnügen und das Privileg, Mr. Hubert & Mrs. Aldegonde Brenninkmeijer,
alte und große Wohltäter der Kirche und der Gesellschaft Jesu, zu treffen und
mich mit ihnen zu unterhalten.
    Zu dem, was
mich stets am meisten beeindruckt, wenn ich mit ihnen spreche, zählt ihre
aufrichtige und tief empfundene Liebe zur Kirche und zum Heiligen Vater sowie
ihre Entschlossenheit, etwas gegen das zu tun, was sie als eine schwere
innerkirchliche Krise ansehen.
    Sie haben mich
gebeten, dafür Sorge zu tragen, dass dieser Brief, der ihnen sehr am

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