Seine Heiligkeit: Die geheimen Briefe aus dem Schreibtisch von Papst Bendedikt XVI. (German Edition)
der Feier der Gottesdienste und der seelsorgerischen Tätigkeit
angeht, so wird man das »supplet Ecclesia« anwenden müssen, da nicht für alle
eine sofortige Lösung gefunden werden kann.
3 . Sodann wurde betont, dass das Dekret
selbst auch eine Aufforderung an Bischöfe, Priester, Ordensleute und Gläubige
darstelle, ihre Bereitschaft zur Versöhnung und zur Rückkehr in die
Gemeinschaft der Kirche zu bekunden.
Daher wurde
eine Erklärung, wie sie 1997 der Päpstliche Rat für die Gesetzestexte
herausgegeben hatte, nicht mehr für angebracht erachtet, um die Situation nicht
weiter zu komplizieren. Die Zukunft wird zeigen, ob Klarstellungen notwendig
werden.
Schließlich
erbat der Substitut eine Stellungnahme zur Pressemitteilung, die die
Veröffentlichung des Dekrets begleiten soll.
Alle Teilnehmer
erklärten sich mit dem Wortlaut der Erklärung einverstanden und erbaten
lediglich eine kleine Änderung am Schluss in der hier angegebenen Formulierung:
»Der Heilige Vater wurde zu dieser Entscheidung von dem Wunsch geleitet, so
schnell wie möglich zur vollständigen Versöhnung und zur vollkommenen
Gemeinschaft zu gelangen.«
Es wurde klar,
dass dieser Gnadenakt des Heiligen Vaters noch eines »iter« zur vollständigen
Versöhnung und zur Klärung der kirchenrechtlichen Situation der Bruderschaft
St. Pius X. bedarf, die – auch wenn sie formell nicht anerkannt ist – de
facto in gewisser Weise angesprochen und zu Verhandlungen aufgefordert ist, da
sie im Dekret erwähnt wird.
Was die
Bruderschaft selbst betrifft, so wurde gesagt, dass auch ohne ein formelles
Anerkennungsdekret der aktuelle Status als Ausgangspunkt betrachtet werde und
das Prinzip »donec aliter provideatur« bestehen bleiben solle.
Es wurde
weiterhin beschlossen, dass Bischof Coccopalmerio in den nächsten Tagen einen
Artikel vorbereitet, der im Osservatore
Romano veröffentlicht werden
soll. Interviews sollen keine gegeben werden; auch soll das Dokument nicht vor
der Presse erläutert werden, da es hinreichend klar erscheint.
Kard. Levada
betonte, es gebe noch offene Fragen, und der Weg, der noch zu gehen sei,
erfordere die Mitarbeit der entsprechenden Kongregationen. Der Kardinal wies
auch darauf hin, dass die Kongregation für die Glaubenslehre und ihre Instanzen
die doktrinellen Fragen, die auf dem anschließenden »iter« des im Dekret
vorgesehenen Dialogs zu berücksichtigen seien, umgehend prüfen würden. Er
erwähnte auch, es sei sinnvoll, Kard. Castrillón zur Teilnahme an der hierzu
abzuhaltenden Feria Quarta [der Vollversammlung der Kardinäle und Bischöfe der
Glaubenskongregation] einzuladen.
Alle erklärten
sich damit einverstanden, das Dekret und die Pressemitteilung an die
Dikasterienhäupter und die päpstlichen Vertretungen und auf diesem Weg auch an
die Bischofskonferenzen zu übermitteln.
Die Sitzung
endete um 19.50 Uhr mit dem Gebet.
Deutschland, mon amour
Das Interesse Benedikts XVI.
an den Reaktionen der katholischen Kirche in Deutschland auf den Fall
Williamson zeigt die besondere Sensibilität des Heiligen Stuhls für das, was
hier geschieht, unter den deutschen Kardinälen ebenso wie in der Politik, aber
auch in den Beziehungen zur evangelischen Kirche. Dies wird im November 2011
nach der Apostolischen Reise des Heiligen Vaters nach Deutschland deutlich. Und
erneut ist es der gerüffelte Apostolische Nuntius in Berlin, Périsset, der
Bertone die Kritik der evangelischen Kirche am Heiligen Vater übermittelt. Im
Rahmen der Apostolischen Reise des Papstes im September hatte im Kapitelsaal
des ehemaligen Augustinerklosters in Erfurt eine ökumenische Begegnung mit den
Protestanten stattgefunden. Die Experten im Vatikan verfolgen aufmerksam die
Reden bei der alljährlichen Vollversammlung der Synode der Evangelischen Kirche
in Deutschland (EKD), die vom 6. bis 9. November
in Magdeburg stattfindet. Zwei Ansprachen finden besondere Beachtung: die von
Pastor Nikolaus Schneider, dem Vorsitzenden des Rats der Evangelischen Kirche
in Deutschland, und die von Katrin Göring-Eckardt, Präses der Synode der EKD und Vizepräsidentin des Deutschen
Bundestags. Aus Bertones Büro kommt »zur gütigen Kenntnisnahme« des Heiligen
Vaters folgender Bericht, der die Situation zusammenfasst:
Mons.
Périsset sagt, man müsse die Kritik der beiden an den Reden des Heiligen Vaters
in Erfurt, über die in der deutschen Presse ausführlich berichtet wurde, dem
gegenüberstellen, was Herr Schneider und Frau
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