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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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Schrank, der in der Ecke stand, »jenes Möbelstück …«
    »Das ist nicht schwarz. Das ist dunkelbraun«, korrigierte ihn Dr. Phisto, auf den Scherz eingehend.
    »Dann ist sie eben dunkelbraun. Und sie hat Augen wie Kohlen.«
    »Und die trägt sie passend zum Haar?« Dr. Phisto wußte jetzt nicht mehr, was er noch sagen sollte. »Dann wünsche ich Ihnen viel Spaß! Und was sagt Dr. Bruckner dazu?«
    »Der hat doch über mein Privatleben nicht zu bestimmen. Ich habe mich entschlossen, einmal über die Stränge zu schlagen. Wir haben doch sonst an der Klinik keine Gelegenheit dazu. Aber nun entschuldigen Sie mich.« Er schaute auf seine Uhr. »Mein Dienst ist vorbei. Ich muß gehen.«
    »Zu Ihrem Rendezvous? Können Sie mir wenigstens sagen, wie Ihre Auserwählte heißt?«
    »Bärbel!«
    »Bärbel, das ist die Abkürzung von Barbara.« Dr. Phisto sprach den Namen aus, als lasse er Konfekt auf der Zunge zergehen. »Na, dann wünsche ich Ihnen viel Spaß. Werde ich einmal Gelegenheit haben, Ihre Angebetete etwas länger zu Gesicht zu bekommen?«
    Johann Heidmann beschloß, den Spaß noch weiter zu treiben. »Ich weiß nicht, wie lange ich mit ihr zusammen sein werde. Ich habe festgestellt, daß es mehr Freude macht, öfter mal was Neues zu haben! Man muß die Welt ja schließlich irgendwie kennenlernen. Und jede Frau ist anders …« Er deutete eine Verneigung vor Dr. Phisto an, ging zum Fahrstuhl und ließ einen ziemlich sprachlosen Anästhesisten zurück.
    Unten angekommen, durchquerte Johann Heidmann schmunzelnd den Krankenhausgarten und betrat das Ärztehaus. Er war glücklich. Dr. Phisto hatte das richtig beobachtet. Er war so froh darüber, daß sich Bärbel mit ihm verabredet hatte! Er hatte einen Augenblick selbst Angst vor dem eigenen Mut gehabt, als er sie so unvermittelt ansprach und sie bat, heute Abend mit ihm auszugehen.
    »Schon fertig?« Die Stimme der alten Beschließerin riß Heidmann aus seinen Träumen. Sie war aus ihrem Zimmer, dessen Tür nur angelehnt war, herausgekommen und schaute ihn fragend an.
    »Ja, ich habe heute einmal pünktlich Schluß gemacht, wenn Sie gestatten. Dr. Bruckner ist auch nicht da. Da gibt es weniger zu tun.« Er hätte am liebsten dem alten Fräulein Schwertlein von seinem Glück erzählt. Er brauchte jemand, dem er davon Mitteilung machen konnte. Sonst, fürchtete er, würde sein Herz zerplatzen.
    Aber als er in das Gesicht der alten, klatschhaften Frau schaute, wurde ihm bewußt, daß sie doch nicht die richtige Adresse für sein Glück war. Er nickte ihr zu, ging den langen Flur entlang und blieb vor seinem Zimmer stehen.
    Er schloß die Tür auf, legte seinen weißen Mantel ab und schaute in den Schrank hinein. Er überlegte, wie er sich anziehen sollte, um den besten Eindruck auf Bärbel zu machen. Er holte seinen blauen Anzug heraus, den er eigentlich nur an Festtagen trug. Doch als er ihn in der Hand hielt, schüttelte er den Kopf. Der Anzug verlieh ihm ein würdevolles Aussehen machte ihn älter, als er war. Er mußte versuchen, jünger auszusehen. Er mußte versuchen, den Patienten, der im Krankenhaus lag und mit dem Bärbel offensichtlich liiert war, auszustechen.
    Er nahm eine Kordhose heraus, die er sonst selten trug, zog ein offenes Hemd an und griff nach einer Lederjacke, die er schon seit Ewigkeiten nicht mehr angehabt hatte. Als er die Kleidungsstücke angezogen hatte und in den Spiegel schaute, nickte er zufrieden. In diesem Aufzug hätte er ohne Schwierigkeiten in jede Diskothek gehen können. Man würde ihn für einen jener Halbwüchsigen halten, die diese Lokale in der Mehrzahl frequentieren.
    Gewissensbisse bekam er schließlich doch, als er sich von oben bis unten betrachtete. Er wußte ja nicht, wie Bärbel auf diesen Aufzug reagieren würde. Vielleicht liebte sie das Seriöse; Umsonst hatte sie sich ja wahrscheinlich nicht mit einem älteren Herrn zusammengetan. Schon wollte er sich wieder umziehen, aber ein Blick auf die Uhr belehrte ihn, daß er jetzt gehen mußte, wollte er pünktlich sein.
    Er warf einen letzten Blick in den Spiegel und war zufrieden. Er wandte sich um, verließ das Zimmer und schloß die Tür ab. Er bemühte sich, ganz leise an der Tür von Fräulein Schwertlein vorbeizugehen, aber die Alte hatte ihn schon gehört. Sie stand wieder in der Tür und schaute ihn kopfschüttelnd an, »Gehen Sie zu einem Maskenball?« fragte sie spöttisch.
    »Wieso?« Dr. Heidmann fühlte Ärger in sich aufsteigen. »Gefällt Ihnen etwas an mir

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