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Seine junge Geliebte

Titel: Seine junge Geliebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dr. Thomas Bruckner
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nicht?« Seine Stimme klang so aggressiv, daß die alte Bedienerin ein wenig zurückzuckte.
    »Nein – ich meinte nur, daß Sie sich wie ein Halbstarker angezogen haben.«
    »Das trägt man heute in meinem Alter. Ich will mich doch nicht älter machen, als ich bin. Guten Abend!« Er wandte der vollkommen verblüfften Bedienerin den Rücken zu und verließ das Ärztehaus. Er durchquerte den Garten, merkte, wie ihm Blicke folgten, teils bewundernd, teils mißbilligend. Er hätte es nie für möglich gehalten, wie sehr man sich durch eine bloße Änderung der Bekleidung auf die eine oder die andere Weise auffällig machen kann.
    »Halt!« Der alte Pförtner kam aus seiner Loge und streckte den Arm aus. »Woher kommen …« Er hielt mitten im Satz inne. »Dr. Heidmann! Ich hätte Sie nicht erkannt. Das steht Ihnen aber gut«, erklärte der Alte, nachdem er den Assistenzarzt von oben bis unten gemustert hatte, »das macht Sie um zehn Jahre jünger. Viel Vergnügen!« rief er ihm nach, als Heidmann auf die Straße ging.
    Als er am Taxistand vorbeikam, überlegte er, ob er sich ein Auto nehmen sollte. Dann verwarf er den Gedanken. Er hatte noch genügend Zeit, um mit einem öffentlichen Verkehrsmittel Bärbels Wohnung zu erreichen. Also konnte er das Geld, das ein Taxi kosten würde, sparen und es lieber in Blumen anlegen.
    An der Ecke war ein Blumenladen, der noch nicht geschlossen war. Die Verkäuferin begrüßte ihn freundlich und musterte ihn mit einem wohlwollenden Lächeln: »Heute sehen Sie wenigstens menschlich aus«, kommentierte sie sein Aussehen. »So gefallen Sie mir!«
    Dr. Heidmann errötete über das Kompliment. Er sah sich suchend im Laden um. Die Floristin deutete auf einen Kübel mit roten Rosen. »Die haben wir gerade hereinbekommen. Wollen Sie – wie immer – eine haben?«
    Dr. Heidmann schüttelte den Kopf. »Eine ist zu wenig. Ich möchte viele –«, sein Blick wanderte umher und blieb schließlich an einer Vase hängen, in der lachsrote Rosen standen. »Geben Sie mir davon …« Er überlegte.
    Die Floristin trat an die Vase heran, nahm eine nach der anderen Rose heraus, legte sie zusammen, hielt den Strauß jedes Mal Dr. Heidmann hin, wenn sie eine neue Rose dazutat. »Das sind Freilandrosen«, erklärte sie. »Die haben einen großen Vorteil – sie halten sich lange, und sie duften. Bei den Zuchtrosen –«, sie deutete auf den Kübel mit roten Rosen, »bezahlt man nur den Stiel. Die hier –«, der Strauß, den sie in der Hand hielt, hatte sich allmählich ziemlich stark vergrößert, »sind für mich die natürlicheren, die echten.« Sie hielt inne. »Das sind jetzt fünfundzwanzig Stück. Das gibt einen wunderbaren Strauß. Wollen Sie die haben?«
    »Fünfundzwanzig Stück!« Dr. Heidmann erschrak. »Die kosten aber eine Menge Geld. Was macht es denn?«
    Die Verkäuferin überzählte noch einmal die Köpfe der Rosen, die sie in der Hand hielt. »Sie sind nicht teuer. Ich sagte Ihnen ja, daß nicht alles, wofür man viel Geld zahlt, nun auch besonders gut sein muß.« Sie nannte eine Summe.
    Heidmann nickte: »Das kann ich ausgeben. Wickeln Sie sie mir schön ein?«
    »Sehr gern.« Die Floristin stutzte die Enden der Stiele, wand geschickt ein Band herum und hielt die Blumen noch einmal zur Inspektion hoch, bevor sie sie in Papier hüllte.
    »Viel Spaß!« rief sie Dr. Heidmann zu, als sie ihn zur Tür begleitete. Lächelnd schaute sie ihm nach, wie er mit einem verklärten Gesicht den Blumenstrauß entgegennahm und ihn in den Arm legte, als handele es sich um ein zartes Baby.
    Dr. Heidmann verließ den Blumenladen und ging zur Haltestelle der Straßenbahn.
    Einen Augenblick lang wollte ihn sein Mut wieder verlassen. Er hatte das Gefühl, etwas Unrechtes zu tun. Er hätte nicht dem alten Herrn, der noch dazu ein Patient Dr. Bruckners war, die Freundin ausspannen dürfen. Aber kann man überhaupt einem Menschen jemand ausspannen, wenn die beiden sich wirklich lieben? Das dürfte wohl unmöglich sein. Man kann einem Menschen einen anderen nur dann wegnehmen, wenn die Verbindung locker ist – so locker, daß sie bei der nächsten besten Gelegenheit sowieso zerbrochen wäre.
    Die Straßenbahn kam heran. Heidmann stieg ein und setzte sich. Er hielt den Strauß vorsichtig auf dem Schoß, ein zarter Duft strömte von ihm aus, berauschender als jedes künstliche Parfüm. Er freute sich darauf, seinen Schulkameraden Axel Schneider wiederzusehen. Sie waren zwar nur kurze Zeit in derselben

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