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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Tasche.
    »Wie praktisch Sie sind«, rief Miss Twitterton. »Ich fürchte, Lord Peter, Sie gehen wohl recht häufig mit Mädchen aus.«
    »So hin und wieder«, schmunzelte Wimsey. Er hielt es nicht für notwendig, zu erwähnen , daß er den Spiegel zum letztenmal gebraucht hatte, um die Backenzahne eines ermordeten Mannes zu prüfen.
    »Natürlich«, erzählte Miss Twitterton, » muß ten sie ja sagen, daß er bei seinen Kollegen beliebt gewesen sei. Ist Ihnen das noch nicht aufgefallen, daß Ermordete immer gut gekleidet und beliebt waren?«
    »Das muß schon so sein«, meinte Wimsey. »Das macht die Geschichte geheimnisvoller und rührender. Genauso wie Mädchen, die verschwinden, immer heiter und häuslich waren und nichts mit Männern zu tun hatten.«
    » Blöde , nicht wahr?« sagte Miss Twitterton mit einem Mund voll Entenbraten und grünen Erbsen. »Man sollte meinen, alle waren froh, Plant los zu sein – ekelhafte, grobe Kreatur. Und so gemein, wie er war, immer steckte er die Anerkennung für die Arbeit anderer ein. Alle diese armen Wesen im Atelier, die sich nicht zu mucksen wagten. Ich sage immer, Lord Peter, man kann sofort spüren, ob ein Abteilungsleiter für seinen Posten taugt, wenn man beim Eintritt auf die Atmosphäre achtet. Nehmen wir mal den Redaktionsraum. Wir sind alle so freundlich und heiter, wie man sich nur denken kann, obgleich der Ton, der dort herrscht, manchmal recht kräftig ist. Aber diese Textschreiber sind nun einmal so und denken sich nichts dabei. Aber Mr. Ormerod – das ist nämlich unser Redaktionsleiter – ist wirklich ein Gentleman, und er weckt bei allen das Interesse für die Arbeit, wenn sie auch noch so sehr knurren über die Käseplakate und den Warenhauskram, den sie produzieren müssen. Aber im Atelier ist das ganz anders. Dort herrscht so eine leblose Atmosphäre. Wir Mädchen merken solche Dinge viel mehr, als manch eine der hochgestellten Persönlichkeiten denkt. Ich bin natürlich ganz besonders empfindlich in dieser Hinsicht – beinahe spiritistisch, hat man mir gesagt.«
    Lord Peter meinte, Frauen seien die besten Menschenkenner und auffallend intuitiv.
    »Das stimmt«, erklärte Miss Twitterton. »Ich habe oft gesagt, wenn ich bloß ein paar offene Worte mit Mr. Crichton reden dürfte, konnte ich ihm vielleicht etwas erzählen. In solchen Firmen existieren komplizierte Verhältnisse unter der Oberfläche, von denen diese Obersten keine Ahnung haben.«
    Davon sei er überzeugt, stimmte Lord Peter zu.
    »Sie glauben ja nicht, wie Mr. Plant Leute behandelte, die seiner Meinung nach unter ihm standen«, fuhr Miss Twitterton fort. »Es konnte einen rasend machen. Wenn Mr. Ormerod mich mit einer Botschaft zu ihm schickte, so war ich jedesmal froh, wenn ich wieder aus dem Zimmer gehen konnte. Es war geradezu demütigend, wie er zu einem sprach. Es ist mir ganz egal, ob er tot ist oder nicht. Das Totsein macht das frühere Benehmen eines Menschen auch nicht besser, Lord Peter. Es waren nicht so sehr die Grobheiten, die er einem an den Kopf warf. Mr. Birkett zum Beispiel ist, weiß Gott, auch grob genug, aber niemand macht sich etwas daraus. Er ist wie ein großer, tolpatschiger junger Hund, aber eigentlich sanft wie ein Lamm. Nein, es war Mr. Plants ekelhafte, höhnische Art, die wir alle so haßten. Und er hat dauernd die Leute heruntergemacht.«
    »Wie ist das mit diesem Gemälde?« fragte Wimsey. »Hat es überhaupt Ähnlichkeit mit ihm?«
    »Es war ihm viel zu ähnlich«, sagte Miss Twitterton nachdrücklich. »Deshalb haßte er es so. Er mochte Crowder auch nicht leiden. Aber er wußte natürlich, daß er malen konnte, und veranlaßte ihn dazu, da er glaubte, auf billige Art und Weise zu etwas Wertvollem zu kommen. Und Crowder konnte sich nicht gut weigern, sonst hatte Plant ihn entlassen.«
    »Man sollte eigentlich meinen, daß das einem so talentierten Mann wie Crowder nichts ausmachen würde.«
    »Der arme Mr. Crowder! Er hat wohl nicht viel Glück im Leben gehabt. Gute Künstler können anscheinend nicht immer ihre Bilder verkaufen. Und ich weiß, daß er heiraten wollte. Sonst hätte er sich dieser gewerblichen Arbeit nicht zugewandt. Er hat mir ziemlich viel über sich erzählt. Ich weiß nicht, warum – aber ich gehöre wohl zu den Menschen, denen andere sich gern anvertrauen.« Lord Peter füllte Miss Twittertons Glas. »Oh, bitte! Nein, wirklich! Keinen Tropfen mehr! Ich rede sowieso schon zuviel. Was wird Mr. Ormerod nur sagen, wenn er mir seine

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