Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
Vom Netzwerk:
an sic h ist in Ordnung. Aber als Eben bild ist es nicht ganz zufriedenstellend.«
    »Was bedeutet schon die Ähnlichkeit ? Ich weiß nicht, wie der verstorbene Plant aussah, und es ist mir auch völlig gleichgültig . In meinen Augen ist es ein verteufelt gutes Gemälde , und wenn Sie daran herummalen, werden Sie es nur verderben . Das wissen Sie genausogut wie ich. Was haben Sie denn eigentlich? Es ist doch nicht der Preis, nicht wahr? Um den werde ich nicht feilschen, wissen Sie. Noch kann ich mir meine bescheidenen Genüsse leisten, selbst in den mageren Zeiten. Wollen Sie es nicht in meinen Händen wissen? Oder was ist der eigentliche Grund?«
    »Es liegt überhaupt kein Grund vor, weshalb Sie es nicht haben sollten, wenn Sie es wirklich wünschen «, sagte der Maler immer noch ein wenig mürrisch. »We nn es wirklich das Gemälde ist, das Sie interessiert.«
    »Was sollte es sonst sein? Der Zusammenhang mit einem Verbrechen? Von dem Artikel kann ich so viele haben, wie ich will, wenn's mich danach verlangt – oder sogar, wenn's mich nicht danach verlangt. Na, überlegen Sie es sich jedenfalls, und wenn Sie zu einem Schlu ß gekommen sind, schicken Sie mir ein paar Zeilen und nennen Sie Ihren Preis.«
    Crowder nickte, ohne zu sprechen, und da der Fotograf inzwischen seine Aufgabe beendet hatte, verabschiedeten sich die Besucher.
    Beim Verlassen des Gebäudes gerieten sie in den Strom der Angestellten der Firma Crichton, die zum Lunch gingen. Ein Mädchen, das halb absichtli ch in der unteren Halle herumgetrödelt zu haben schien, pa ß te sie ab, als der Fahrstuhl herunterkam .
    »Sind Sie die Leute von den Abendnachrichten? Haben Sie Ihre Aufnahme gemacht?«
    »Miss Twitterton?« fragte Hardy. »Ja, sicher – tausend Dank für den Tip. Sie werden das Bild heute abend auf der ersten Seite sehen.«
    »Oh, das ist ja wunderbar! Ich bin ganz aufgeregt. Sie verursachte große Aufregung hier – die ganze Geschichte. Weiß man schon, wer Mr. Plant ermordet hat? Oder bin ich schrecklich indiskret?«
    »Wir erwarten jeden Augenblick Nachricht von einer Verhaftung «, erwiderte Hardy. »Ich muß daher im Eilmarsch zum Büro zurück, um den Anruf nicht zu verpassen. Sie entschuldigen mich wohl, nicht wahr? Und darf ich an einem anderen Tag, wenn wir es nicht so eilig haben, einmal vorbeikommen und Sie zum Lunch einladen?«
    » Natürlich . Das würde mich riesig freuen.« Miss Twitterton kicherte. »Ich mö chte ja so gerne etwas über all diese Mordfalle hören.«
    »Hier ist der Mann, der Ihren Wunsch erfüllen kann, Miss Twitterton « , sagte Hardy mit einem boshaften Zwinkern. »Gestatten Sie mir, Ihnen Lord Peter Wimsey vorzustellen .«
    Miss Twitterton reichte ihm die Hand in erregter Ekstase, die ihr fast die Stimme verschlug.
    »Guten Tag«, sagte Wimsey. »Da dieser Bursche es so eilig hat, zu seinem Klatsch laden zurückzukommen, wie wä r's, wenn Sie einen kleinen Happen mit mir essen würden?«
    »Ich weiß nicht – « begann Miss Twitterton.
    »Das können Sie ruhig machen«, versicherte ihr Hardy, »er wird Sie nicht in goldene Lasterh ö hlen locken. Wenn Sie ihn ansehen, werden Sie entdeck en, daß er ein freundliches, un schuldiges Gesicht hat.«
    »An so etwas habe ich überhaupt nicht gedacht«, beteuerte Miss Twitterton. »Aber ich weiß nicht so recht – ich habe nur meine alten Sachen an. Es hat keinen Zweck, etwas Anständiges in diesen staubigen alten Rä umen zu tragen.«
    »Ach, Unsinn!« erklärte Wimsey. »Sie kö nnten überhaupt nicht netter aussehen. Auf d as Kleid kommt's nicht an – sondern auf die Person, die es trä gt. Das ist also ganz in Ordnung . Auf Wiedersehen, Sally! Taxi! Wohin sollen wir gehen? Wann müssen Sie übrigens zurück sein?«
    »Zwei Uhr«, entgegnete Miss Twitterton voller Bedauern.
    »Dann müssen wir mit dem Savoy vorliebnehmen. Es ist nicht zu weit.«
    Miss Twitterton hüpfte mi t einem kleinen Schrei der Erre gung in das wartende Taxi.
    »Haben Sie Mr. Crichton gesehen?« fragte sie. »Er kam gerade vorbei, als wir dastanden und redeten. Er kennt mich wahrscheinlich nicht von Ansehen. Ich hoffe es jedenfalls nicht, sonst denkt er womöglich , ich sei zu großspurig und h ä tte kein Gehalt mehr nötig .« Sie wühlte in ihrer Handtasche . »Mein Gesicht glänzt vor lauter Aufregung. Was für ein lächerliches Taxi, hat noch nicht einmal einen Spiegel – und ich habe meinen zerbrochen.«
    Wimsey holte mit ernster Miene einen kleinen Spiegel aus der

Weitere Kostenlose Bücher