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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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nicht, alter Freund. «
    » Ich komme mit und helfe dir.«
    Ein nasser Windstoß fegte durch die Halle, als sie sich ihren Weg in die Nacht hinaus bahnten. Es war nach ein Uhr. Wieder drängte Major Lumsden Wimsey zum Bleiben.
    »Nein, wirklich nicht, danke. Die alte Dame könnte beleidigt sein. Es ist auch nicht so schlimm – naß ja, aber nicht kalt. Komm her, Polly, und laß dich satteln! «
    Er schnallte den Sattel fest, während Lumsden die Laterne hielt. Die gefütterte und ausgeruhte Stute tänzelte mit vorgestrecktem Kopf und schnuppernden Nüstern aus dem warmen Stall.
    »Also, auf Wiedersehen, alter Bursche. Komm bald mal wieder. Es war herrlich.«
    »Gern. Wahrhaftig, ja. Beste Empfehlung an deine Frau. Ist das Tor offen?«
    »Ja.«
    »Also, dann auf Wiedersehen! «
    » Auf Wiedersehen! «
    Jetzt, wo es nach Hause ging, legte sich Polly Flinders ins Zeug, um die neun Meilen auf der Landstraße schnell hinter sich zu bringen. Vor den Toren schien die Nacht heller zu sein, obgleich es noch in Strömen regnete. Irgendwo hinter den sich zusammenballenden Wolken war der Mond vergraben, der sich hin und wieder als blasser Fleck am Himmel und noch blasserer Widerschein auf der schwarzen Straße zeigte. Wimsey, der mit Erinnerungen und Whisky angefüllt war, summte vor sich hin.
    Als er die Gabelung erreichte, zauderte er einen Augenblick. Sollte er den Pfad über die Wiese nehmen oder sich an die Straße halten? Nach kurzer Überlegung beschloß er, die Wiese zu meiden – nicht wegen ihres bösen Rufes, sondern wegen der Rillen und Kaninchenlöcher. Er schüttelte die Zügel, sprach seiner Rosinante aufmunternd zu und blieb auf der Landstraße. Auf der einen Seite hatte er die Wiese, auf der anderen Felder mit hohen Hecken, die etwas Schutz gegen den peitschenden Regen gewährten.
    Er war über den höchsten Punkt hinweg und hatte gerade die Stelle passiert, wo der Reitweg auf die Landstraße mündete, als Polly Flinders durch ein leichtes Stolpern seine Aufmerksamkeit in unangenehmer Weise auf sich lenkte.
    »Nicht schlafen, Polly«, sagte er mißbilligend.
    Polly schüttelte den Kopf und versuchte, ihre leichte Gangart wieder aufzunehmen. »Hallo!« Wimsey war beunruhigt und brachte sie zum Stehen.
    »Hinkt mit dem linken Vorderfuß«, stellte er beim Absteigen fest. »Wenn du vier Meilen von zu Hause etwas verstaucht hast, mein Mädchen, wird Vater sich aber freuen.«
    Jetzt erst fiel ihm auf, wie merkwürdig einsam die Straße war. Er hatte kein einziges Auto gesehen. Sie hätten ebensogut durch eine afrikanische Wildnis reiten können.
    Prüfend fuhr er mit der Hand am linken Vorderbein hinab. Die Mähre verhielt sich ganz ruhig, ohne zu zucken. Wimsey stand vor einem Rätsel.
    »In der guten alten Zeit hätte ich angenommen, sie habe sich einen Stein in den Fuß getreten«, murmelte er vor sich hin.
    Er hob ihren Fuß und untersuchte ihn sorgfältig mit Fingern und Taschenlampe. Seine Diagnose erwies sich als rich t tig. Eine Stahlschraube, die wohl von einem vorüberfahrenden Auto gefallen war, hatte sich fest zwischen Hufeisen und Gabel eingeklemmt. Wimsey stöhnte und tastete nach seinem Messer. Glücklicherweise war es eins von jener ausgezeichneten, altmodischen Sorte, die außer Klingen und Korkzieher noch ein raffiniertes Gerät zum Entfernen von Fremdkörpern aus Pferdehufen besaß.
    Das Pferd rieb ihn sanft mit der Nase, als er sich über seine Aufgabe beugte, die nicht ganz einfach war, da er sich die Taschenlampe unter den Arm klemmen mußte, um eine Hand für das Werkzeug und die andere für den Huf frei zu haben. Er fluchte leise vor sich hin, und als er zufällig die Straße hinabblickte, glaubte er etwas Glänzendes zu sehen, das sich bewegte. Es war nicht gut zu erkennen, denn an dieser Stelle standen hohe Bäume zu beiden Seiten der Straße, die sich stark neigte. Für ein Auto war das Licht zu schwach. Ein Wagen vielleicht, mit einer trüben Laterne. Doch schien es sich schnell zu bewegen. Einen Augenblick lang zerbrach Wimsey sich darüber den Kopf und ging dann wieder an die Arbeit.
    Als er sich nach einiger Zeit aufrichtete und seine Blicke über die Straße schweifen ließ, sah er es.
    Aus dem triefenden Dunkel der Bäume kam es herauf und strahlte in schwachem Mondesglanz. Kein Klappern von Hufen, kein Rollen von Rädern, kein Zaumgeklirr war vernehmbar. Wimsey sah die weißen, glatten, leuchtenden Schultern der Pferde und die Kummets, die wie schwache, feurige Ringe darauf ruhten

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