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Seine Lordschaft lassen bitten

Titel: Seine Lordschaft lassen bitten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy L. Sayers
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Ritt von zehn Minuten brachte den Reiter ans Ziel.
    Major Lumsden war ein großer, heiterer Mann, der, obwohl er im Krieg ein Bein verlor, von seiner Heiterkeit nichts eingebüßt hatte. Er besaß eine große, heitere Frau, ein großes, heiteres Haus und eine große, heitere Familie. Wimsey saß bald vor einem Feuer, das ebenso groß und heiter war wie der Rest des Haushalts, und tauschte über einem Whisky - und-Soda Klatsch und Tratsch mit seinen Gastgebern aus. Er beschrieb die Burdock-Prozession mit unehrerbietigem Spott und erzählte dann die Geschichte von der Geisterkutsche. Major Lumsden lachte.
    »Es ist eine wunderliche Gegend«, gab er zu. »Der Schutzmann ist genauso schlimm wie die anderen. Erinnerst du dich noch daran, liebes Kind, wie ich einen Geist bannen mußte, da unten auf Pogsons Farm?«
    »O ja«, erwiderte seine Frau mit großem Nachdruck. »Die Hausmädchen hatten eine herrliche Zeit. Trivett – das ist der Schutzmann des Ortes – stürzte bei uns herein und schlug in der Küche hin. Alle saßen heulend um ihn herum und stärkten ihn mit unserem besten Brandy, während Dan sich aufmachte, um die Sache zu untersuchen.«
    »Hast du den Geist gefunden?«
    »Nicht gerade den Geist, aber ein Paar Stiefel und eine halbe Schweinefleischpastete in dem leeren Haus. Wir haben daher alles auf einen Handwerksburschen geschoben. Ich muß gestehen, es passieren hier tatsächlich merkwürdige Dinge. Wenn ich nur an die Feuer denke, die wir im vergangenen Jahr auf der Gemeindewiese hatten. Dafür hat man nie eine Erklärung gefunden.«
    »Zigeuner, Dan.«
    »Mag sein, aber niemand hat welche gesehen. Die Feuer erschienen unter den merkwürdigsten Umständen, manchmal im strömenden Regen, und ehe man an eins herankam, war es aus und nur noch ein durchweichter, nasser schwarzer Fleck zu sehen. Es gibt da noch eine Stelle auf der Gemeindewiese, die die Tiere nicht leiden können – in der Nähe des sogenannten Totenmann-Pfostens. Meine Hunde meiden sie wie die Pest. Komische Viecher! Ich konnte dort nie etwas entdecken, aber selbst bei hellichtem Tage wollen sie nichts davon wissen. Die Wiese genießt keinen guten Ruf. Es war früher ein idealer Platz für Straßenräuber.«
    »Hat die Burdock-Kutsche etwas mit Straßenräubern zu tun?«
    »Nein. Ich glaube, mit einem wüsten, längst verblichenen Ahnen. Gehörte zum Höllenfeuerklub oder dergleichen. Die übliche Geschichte. Alle Leute in dieser Gegend glauben natürlich daran. In gewisser Beziehung ist das ganz gut. Da bleiben die Dienstboten wenigstens abends zu Hause. Wie wär's, wenn wir uns etwas zu Gemüte führten? Ich bin hungrig.«
    »Erinnerst du dich noch an die verfluchte alte Mühle und die drei Ulmen beim Schwei nestall?« fragte Major Lumsden.
    »Na, und ob! Du hast sie ja sehr entgegenkommend aus der Landschaft gesprengt. Sie waren ein zu starker Blickfang. «
    » Als sie fort waren, haben sie uns sehr gefehlt.«
    »Gott sei Dank, daß du sie nicht verfehlt hast, als sie noch da waren. Etwas hast du aber verfehlt.«
    »Was denn? «
    » Die alte Sau.«
    »Wahrhaftig, ja. Weißt du noch, wie de r alte Piper sie hereinholte?«
    »Das will ich meinen. Da fällt mir ein, du kanntest doch Bunthorne... «
    »Ich sage gute Nacht«, e r klärte Mrs. Lumsden, »und überlasse euch beide den Erinnerungen.«
    »Erinnerst du dich noch«, fragte Lord Peter, »an den unangenehmen Augenblick, als Popham überschnappte?«
    »Nein. Ich war mit einer Gruppe von Gefangenen zurückgeschickt worden. Habe aber davon gehört. Was ist eigentlich aus ihm geworden?«
    »Ich habe ihn nach Hause schicken lassen. Jetzt ist er verheiratet und lebt in Lincolnshire.«
    »So? Er konnte wohl nichts dafür. Er war ja nur ein Kind. Was ist aus Philpotts geworden?«
    »Oh, Philpotts...«
    »Wo ist dein Glas, alter Knabe?«
    »Hier, alter Knabe. Die Nacht ist noch jung... «
    » Wirklich? Hör mal, warum bleibst du nicht über Nacht? Meine Frau würde sich freuen. In einer Sekunde kann ich dir ein Lager zurechtmachen.«
    »Tausend Dank. Aber ich muß mich nach Hause trollen. Ich habe es versprochen. Muß auch die Kette vorlegen, weißt du. «
    »Ganz wie du willst. Aber es regnet immer noch. Keine angenehme Nacht für einen Ritt.«
    »Nächstes Mal komme ich in einer Chaise. Uns macht's nichts aus. Regen ist gut für die Haut – zaubert Rosen in die Wangen. Wecke bloß nicht deinen Diener. Ich kann das Pferd selbst satteln.«
    »Aber das macht er doch gern. «
    » Nein, wirklich

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