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Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Titel: Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Binder
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kommt es allerdings vor, dass man tun und sagen kann, was man will, und trotzdem nicht vorankommt. Manchmal kann man trotz oder gerade wegen der Polizeiuniform einen aufgebrachten Menschen nicht beruhigen oder bekommt zwei Streithähne partout nicht getrennt. Dann müssen wir Verstärkung anfordern und nach anderen Lösungen suchen – und sie möglichst schnell finden.
    Oft sind es alkoholisierte oder mit Drogen zugedröhnte Menschen, die sich einfach nicht unter Kontrolle bringen lassen und die aufgrund ihres Drogenkonsums gegen unsere Hebel und Griffe recht unempfindlich sind. Häufig wirkt dann nicht mal Pfefferspray, und wir müssen aufpassen, uns damit nicht selbst zu gefährden.
    »Verdammte Scheiße, LASS LOCKER ! Halt doch einfach still!!« Peters Stimme dröhnt durch den Rettungswagen, in dem es mit sechs Polizisten und zwei Sanitätern recht eng ist.
    Ich selbst stehe – nein, eigentlich liege ich mehr – am Fußende der Trage und habe meinen Oberkörper über beide Beine des etwa dreißigjährigen Mannes in Baggyjeans und Kapuzenshirt geworfen. Dass ich aufgrund meines Körperbaus nicht in der Lage bin, die Beine eines kräftigen Mannes nur mit meinen Händen fest- und an Ort und Stelle zu halten, habe ich bereits einmal lernen müssen, als mir ein Randalierer einen schmerzhaften Tritt mitten ins Gesicht verpasste. Seitdem setze ich meinen Oberkörper mit ein.
    Keine Ahnung, warum das so ist, aber dummerweise bin ich immer diejenige, die bei Raufereien zufällig an den Beinen des Wildgewordenen steht und versuchen muss, mit meinem Körpergewicht den Herrn oder die Dame am Treten zu hindern – so auch jetzt. Gleichzeitig hängen an jedem Arm des Mannes zwei Kollegen und versuchen, seine Arme so zusammenzubekommen, dass sie die zweite Handfessel anlegen können. Mein Partner Peter hängt quer über dem Bauch des Kerls, damit der sich nicht von der Trage herunterschmeißt, während ich versuche, die Beine unter Kontrolle zu bekommen und gleichzeitig irgendwie meine Kabelbinder um die Knöchel zu wickeln.
    Ich komme eigentlich nicht schnell ins Schwitzen, aber jetzt, in dem stickigen Rettungswagen, behangen mit meinem ganzen Einsatzkram und der Lederjacke, tropft mir der Schweiß von der Stirn in die Augen. Ich lockere meinen Griff, um mir über die Stirn zu wischen, und prompt hat der Kerl ein Bein wieder frei und tritt wild durch die Gegend.
    »Verdammt, Janine, pass doch auf!«, schnauzt Peter mich an.
    Einer der Sanitäter kann gerade noch den Tritten ausweichen, bis ich das wild gewordene Bein wieder unter meinem Oberkörper eingeklemmt habe.
    »Halt du doch die Scheißbeine fest!«, zicke ich genervt zurück.
    Endlich haben die Jungs es geschafft und die Arme des Mannes mit Handfesseln und Mullbinden gefesselt und sie zur Sicherheit auch noch an die Stahlstreben der Rettungstrage gebunden. Und endlich hat noch jemand die Hände frei, um mir mit den Beinen zu helfen.
    Gerade als wir die beiden Kabelbinder um die Fußgelenke gezurrt und mit dem Sicherheitsgurt der Trage verbunden haben, richte ich mich auf. Mein Blick trifft den irren Blick des Kerls, der immer noch schreit und sich unter seinen Fesseln windet, als wäre er besessen.
    » TÖTET MICH ! ICH BIN SATAN !«, brüllt er und stiert stumpf durch mich durch.
    Einer der beiden Sanitäter macht mit der Hand eine Scheibenwischerbewegung. »Ich kenn den, der ist total ballaballa. Letztes Mal hatten wir den am Rheinufer, da wollte er den Schäferhund von irgendwem grillen.«
    Während wir noch beratschlagen, was wir mit ihm machen sollen, und ihn fragen, ob er bereit ist, freiwillig ins psychiatrische Krankenhaus mitzukommen, sehe ich aus dem Augenwinkel, wie es hinter der Stirn des Typen arbeitet. Irgendetwas braut sich da zusammen. In einer plötzlichen Vorahnung ducke ich mich gerade noch rechtzeitig, als schon ein großer Flatschen gelbgrüner Rotze knapp über mir an der Wand des Rettungswagens landet und langsam heruntertropft. Wenn alles andere nicht mehr geht, weil die Arme und Beine fixiert sind, dann spucken sie.
    » ICH HAB AIDS , ICH HAB AIDS , ICH STECK EUCH ALLE AN !«, kreischt er und spuckt wie wild um sich. Auch meine Jacke kriegt etwas ab.
    Wenige Sekunden später trägt Satan einen Mundschutz, den die Sanis ihm umgelegt haben. Sein wütender Blick hinter der Gesichtsmaske trifft mich, und ich zucke entschuldigend mit den Achseln. »Hätten Sie sich benommen, wäre das alles nicht notwendig gewesen«, sage ich, während ich aus dem

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