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Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)

Titel: Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Janine Binder
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ist sauber, frisch rasiert, gewaschen und vor allem (eine Premiere!) unblutig.
    Ich nicke ihr noch einmal freundlich zu, werfe einen letzten Blick in die Handtasche und taste auch den kleinen Hund noch mal schnell ab. Dann verlassen wir die Toilette.
    »Die Dame ist sauber!«, erkläre ich den wartenden Kollegen mit einem Lächeln, und sie steigt, nachdem sie ihre Papiere wiederhat, in ihr Auto und fährt davon.
    Die Kollegen versammeln sich um mich. » UND ?«, fragt einer erwartungsvoll.
    »Was, und? Sauber, keine Drogen, nichts!«
    Sie schubsen sich gegenseitig wie die Kleinkinder und lachen albern vor sich hin.
    »Mensch, Jungs, was ist los?«
    »Gar nichts Ungewöhnliches an der FRAU ?«
    Irgendwie betont er das Wort »Frau« so komisch, und bei mir fällt der Groschen: Ich sehe die künstlichen Brüste vor mir, die kleine Narbe auf dem Schamhügel, die etwas zu perfekten Schamlippen und ihre offensichtliche Freude daran, mir ihre Intimzonen in jedem Detail zu zeigen.
    » SCHEISSE ! Das war ein Kerl, oder?« Ich schlage mir vor die Stirn und lache jetzt ebenfalls.
    Die Kollegen nicken. »Ja, hat aber auf der Durchsuchung durch eine Frau bestanden. Im Ausweis heißt er noch Andreas!«
    Wochenlang löchern sie mich noch, wie das denn umoperiert so aussieht, und wollen neugierig Details wissen. Polizisten sind auch nur Menschen, stelle ich wieder mal fest. Aber ich schweige wissend und bin mir sicher, dass ich zum ersten Mal jemanden durch meine Durchsuchung glücklich gemacht habe – und sei es nur, weil ich nicht gemerkt habe, dass ich einen umoperierten Mann vor mir habe. Allerdings schärfe ich den Kollegen ein, dass sie mich nächstes Mal vorwarnen sollen, damit ich ein wenig sensibler an die Sache herangehen kann. Sie versprechen es grinsend, aber ich befürchte, dass sie sich wieder einen Scherz damit machen werden, wenn es darum geht, einen Transsexuellen zu durchsuchen.
    Solange er so reinlich ist wie diese Lady, habe ich definitiv nichts dagegen.

Ein ganz normaler Dienst
2011
     
    Jetzt habe ich viel erzählt und berichtet, aber die geschilderten Einsätze können naturgemäß nur kleine Einblicke in das vermitteln, was meine Kollegen und ich tagtäglich tun und womit wir jeden Monat unser Geld verdienen. Es sind Streiflichter, die sich mit besonders erzählenswerten, spannenden, lustigen oder emotionalen Einsätzen befassen.
    Das Bild wäre jedoch nicht rund, wenn ich verschweigen würde, wie ein Dienst von Anfang bis Ende aussieht.
    Jeder Dienst, ob Früh-, Spät- oder Nachtdienst, hat seine speziellen Einsätze, seine Vor- und seine Nachteile, die jeder von uns anders bewertet. Und wie in anderen Berufen auch sind Highlights eher die Ausnahme, Routineeinsätze und ganz banale Tätigkeiten dafür die Regel.
    Montagmorgen – Frühdienst
    Verschlafen quäle ich mich die Treppe von der Tiefgarage zur Umkleide hoch, reiche jedem Kollegen, der mir begegnet, mechanisch die Hand und murmele schlecht gelaunt vor mich hin, wie sehr ich diesen Scheißfrühdienst hasse. Es gibt wirklich nichts Ätzenderes, finde ich.
    Um halb fünf klingelt mein Wecker, selbst im Sommer ist es da meist noch dunkel, und oft kann ich nicht mal meine Katze dazu bewegen, mir im Bad Gesellschaft zu leisten. Mehr automatisch als wirklich wach, steuere ich dann mein Auto zur Wache. Oft bin ich zu faul, mich vorher richtig anzuziehen, und erscheine, so wie heute, im Jogginganzug. Ich muss mich ja sowieso gleich wieder umziehen und in die Uniform hüpfen.
    Das angenehme Geschnatter, das sonst aus der Damenumkleide dringt, ist im Frühdienst ziemlich gedämpft. Meist schweigen wir ganz, und jede von uns konzentriert sich darauf, nicht im Stehen direkt vor dem Spind wieder einzuschlafen.
    Anschließend führt mein Weg mich in die Waffenkammer, wo ich mich ausrüste: Pfefferspray an den Gürtel, Waffe durchladen und ins Holster, Ersatzmagazin in die Tasche. Im Funkraum warten bereits die Kollegen vom Nachtdienst ungeduldig auf unser Erscheinen, damit sie in den wohlverdienten Feierabend entschwinden können.
    All meine Kollegen wissen, dass mit mir um diese Uhrzeit nicht gut Kirschen essen ist, und man lässt mich in Ruhe, bis ich meine Einsatztasche geordnet und den Dienstplan in Augenschein genommen habe.
    Heute ist zu so früher Stunde noch nichts los, wie eigentlich fast jeden Morgen, also bleibt Zeit für eine Tasse Tee und einen Blick in den aktuellen »Express«. Für Zeitungen mit weniger Bildchen und mehr Inhalt reicht meine

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