Seine Toten kann man sich nicht aussuchen: Eine Polizistin erzählt (German Edition)
hineingucken kann. Nicht, dass das besonders interessant wäre, aber die Erfahrung zeigt, dass selbst in die entlegensten Winkel der menschlichen Anatomie noch Gegenstände passen, die geklaut wurden, verboten sind oder verletzen können. Und wer meint, die Durchsuchung von Frauen sei angenehmer als die von Männern, täuscht sich zumindest aus meiner Sicht ganz gewaltig. Der folgende Fall ist daher nur einer von vielen.
Vom Fenster aus sehe ich bereits, dass die Kollegen eine ältere Frau gefesselt in Richtung Wache zerren. Mit einem Blick habe ich die Situation erfasst, packe die neue Kollegin Katharina am Arm und ziehe sie hinter mir her nach draußen. »Komm mit!«
Schnell will ich an den anderen vorbei auf die Straße in Richtung Streifenwagen. Wir haben es fast geschafft, als die Stimme meines Chefs über den Parkplatz tönt. » KOMMT IHR WOHL WIEDER HER !«
Ich senke den Blick. Wir haben verloren …
»Mist!«, entfährt es mir, während Katharina mich fragend anguckt.
»Was sollte das denn? Wo wolltest du eigentlich hin und warum?«
»Das war ein Fluchtversuch! Und du wirst gleich sehen, warum.«
Sie runzelt die Stirn und zieht skeptisch die Augenbrauen hoch, während ich wie ein geprügelter Hund zurück in die Wache schleiche, Katharina im Gefolge.
Dort haben die Kollegen mit der keifenden Alten alle Hände voll zu tun. Trotz der Handfesseln dreht und windet sie sich wie irre, ist kaum zu bändigen und kreischt. Der Chef steht in der Tür und grinst mich an: »Schön, dass die Damen sich entschlossen haben zu bleiben. Wir brauchen euch für die Durchsuchung!«
Ich versuche nicht mal, mich zu rechtfertigen, und frage nur: »Wer kommt noch?«
»Sind noch zwei Kolleginnen unterwegs. Zu viert solltet ihr das doch schaffen.« Er grinst mich aufmunternd an und dreht sich um.
Im Flur riecht es bereits jetzt unangenehm nach Schweiß, Dreck und ranzigem Fett. Die Kollegen bugsieren die Frau gerade unsanft in den Zellentrakt.
»Was hat sie denn gemacht?« Katharina schaut über meine Schulter hinweg zu und betrachtet das Gerangel.
»Geklaut, was sonst!«, bekommt sie von einem Kollegen zur Antwort. Er ist schon ganz aus der Puste.
»Reicht grobes Drübergucken?«, frage ich mit einer leisen Hoffnung, die aber leider sofort zerstört wird, als die Kollegen unisono die Köpfe schütteln. »Irgendwo hat sie noch vier Montblanc-Füller, und sie muss in die Zelle. Also richtig!«
Oh nee … Das ist wirklich das Letzte, wozu ich Lust habe. Der Tag war so schön gewesen, und jetzt wird mir allein beim Gedanken an diese Durchsuchung übel.
Resigniert wühle ich aus den Tiefen meiner Lederjacke ein Döschen Mentholpaste und reibe sie mir unter die Nase. Auch Katharina biete ich etwas an, aber sie zeigt mir nur einen Vogel. »Als wäre das so schlimm!«
»Du wirst schon sehen!«, antworte ich.
Die Alte kreischt immer noch, verflucht uns, unsere Kinder und Kindeskinder. Als die beiden anderen Kolleginnen eintreffen, ziehe ich meine Lederjacke aus und greife aus der Box neben der Zelle Gummihandschuhe, die ich mir mit einem leisen Flitschen über die Finger ziehe.
Wie auf Kommando lassen die männlichen Kollegen die Frau los und verlassen den Raum. Zu viert treten wir Frauen ein.
»Verstehen Sie mich?«, frage ich die Frau und ernte einen bitterbösen Blick.
» STIRB , SATAN !«
»Ich denke, das kann man als JA deuten. Also, wir haben zwei Möglichkeiten, das hier durchzuziehen. Sie wissen, dass wir nachsehen müssen, und ich weiß das auch. Ich mach Ihnen jetzt die Handfesseln ab. Wenn Sie mitarbeiten, haben wir das alles in fünf Minuten erledigt. Sie ziehen sich aus, drehen sich um und beugen sich vor, sodass …«, ich stocke kurz und suche nach dem richtigen Wort, »sodass ich untenrum nachsehen kann.«
» DU WIRST KINDER MIT ZWEI KÖPFEN GEBÄREN . DEINEM FLEISCH UND BLUT WERDEN PFERDEFÜSSE WACHSEN!«
»Okay, gut zu wissen, ich plane eigentlich sowieso keinen Nachwuchs. Allerdings heißt das dann wohl, Sie wollen die zweite Variante. Die ist unschön!«
» STIRB !!« Ihre Stimme ist laut und schrill, und ich merke, wie meine Migräne angeflogen kommt und sich auf meiner Schulter niederlässt.
Zwei Kolleginnen treten vor und lösen ihre Handfesseln. Dabei kreischt sie immer weiter und versucht, sich loszureißen. Doch wir sind vorbereitet, und wenige Sekunden später liegt sie auf dem Boden, an jedem Arm eine Kollegin, die sie runterdrückt. Unsere Neue liegt quer über ihren Beinen,
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