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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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für immer sind. Das wird SOOO wunderbar werden. Ich fühle mich, als hättest Du mich von meiner langweiligen, dummen Existenz errettet, als wäre ich sonst daran gestorben. Ich glaube wirklich, dass das passiert wäre, weißt Du. Empfindest Du das genauso? Ich weiß es, auch wenn Du es nicht aussprichst. Du bist so ein Junge!! Ich liebe, liebe, liebe dich, S xxxxxx
    Also wollte sie ihn tatsächlich verlassen. Und dennoch – als er sie fragte, ob sie die Scheidung wolle, war sie bestürzt. Normalerweise würde ich mir die Frage stellen, warum sie nicht einfach eine zeitlich gut passende Ausstiegsklausel genutzt hat, aber ich kenne sie gut genug, um mir diese Frage selbst beantworten zu können. Sie hätte die Kontrolle niemals aus der Hand geben wollen, hätte ihren dramatischen Abgang selbst gestalten wollen. Oder vielleicht – vielleicht wollte sie ihn nur für eine Zeitlang verlassen? Vielleicht erzählen die Abstände zwischen diesen E-Mails eine andere Geschichte?
    Ich lese die letzte noch einmal. Sie hat was Kindisches, und es steckt viel mehr Teenager darin, als sie meiner Erinnerung nach je war, selbst als sie diesem Alter gerade erst entwachsen war – all diese Ausrufezeichen und Großbuchstaben. Auch ist es ein sehr einseitiges Gespräch, als würde sie die Beziehung ihrer Fantasievorstellung davon anpassen. Und etwas sagt mir, dass seine Seite der Geschichte eine völlig andere war.
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    18.5.2012
    Hast Du meine Nachricht bekommen? Sorry, ich konnte nicht anrufen. Wäre schön, wenn Du nach L. A. kommen würdest, aber es wäre viel zu offensichtlich! Das weißt Du doch, oder? Ich melde mich, wenn ich zurück bin. Mach’s gut. x
    Und damit endet der E-Mail-Verkehr. Doch Sally hat genug zurückgelassen. Wenigstens weiß ich jetzt, wen ich anrufen muss.

Kapitel 23

    Ich starre aus dem Wohnzimmerfenster in die Nacht hinaus und überlege, was ich tun soll. Ich habe zu viel Zeit verstreichen lassen: Inzwischen ist es sieben Uhr und stockdunkel, und das bedeutet, dass es zu Hause nach Mitternacht ist. Noch nie war mein Wunsch, Jules zu sprechen, dringlicher, und das nicht nur, weil ich verzweifelt ihren Rat brauche, sondern auch weil es mir ein großes Anliegen ist, dass meine große Schwester über meinen Verbleib genauestens informiert ist. Trotz der Tausende von Kilometern, die zwischen uns liegen, wird mir das ein Gefühl der Sicherheit geben.
    Ich weiß, dass ich auch William bald werde anrufen müssen, aber nachdem ich so weit gekommen bin, möchte ich noch die letzten Puzzleteile einfügen. Hoffentlich hasst er mich nicht für das, was ich getan habe. Hatte Sally vor, ein neues Leben zu beginnen? Oder war alles nur ein Spiel, und sie wäre bei William geblieben, nachdem sie ihren Spaß mit einem anderen Mann gehabt hatte?
    Es gibt nur eine Person, die diese Frage beantworten kann. Ich zwinge meine zitternden Hände, die eingespeicherten Nummern in ihrem Telefon durchzusehen, und rufe Richie an, aber beim ersten Klingelton verliere ich den Mut und lege auf.
    Noch bin ich dazu nicht stark genug. Dann ziehe ich mein eigenes Telefon heraus und rufe den Menschen an, der aller Wahrscheinlichkeit nach noch wach ist.
    »Ich komme gerade durch die Tür«, sagt James, der beim ersten Läuten abnimmt. Allein der Klang seiner Stimme sorgt dafür, dass alles gleich weniger kompliziert wirkt.
    »Ich bin so froh, dass du da bist«, schluchze ich ins Telefon.
    »Und ich bin auch froh, dass du da bist. Na ja, nicht wirklich, ich wünschte, du wärst hier. Es ist beschissen ohne dich. Wie läuft es denn?«
    »Frag nicht«, sage ich, erzähle ihm allerdings dann doch alles haarklein. Ein paar Mal versucht er mich zu unterbrechen, aber erst muss alles raus aus mir, ich muss loswerden, was sich wie Gift in mir anfühlt.
    »Lithium«, sagt er, als ich endlich aufhöre. »Das erklärt alles.«
    »Ich war nicht online und konnte es deshalb nicht googeln.«
    »Aber du weißt, was Lithium ist! Man gibt es Manisch-Depressiven.«
    »Aber das ist doch eine richtige psychische Störung.«
    »Es gibt verschiedene Formen, ich hatte in der Arbeit mit ein paar Fällen zu tun. Es gibt Formen, die einem erlauben zu funktionieren, ohne dass die Außenwelt es merkt.«
    »Aber wenn sie doch Medikamente bekam …«
    »Das wird zuvor nicht der Fall gewesen sein. Damals. Und außerdem ist es sehr schwierig, die Medikation richtig hinzubekommen. Sie kann sogar alles schlimmer machen.«
    All

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