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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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steckst in einer großen Sache drin, aber bitte denk darüber nach. Keiner kennt dich so gut wie ich, und andersherum ist es genauso. Ich habe nie zu jemandem so viel Vertrauen gehabt wie zu dir. Und es gibt niemanden, mit dem ich lieber zusammen wäre, zu keiner Zeit, nie. Und ich weiß so gut, wie ich noch nie etwas gewusst habe, dass ich das noch genauso empfinden werde, wenn ich keine Zähne mehr habe und du mir den Hintern abwischst.«
    Ich muss lachen, ich kann nicht anders. Ich liebe ihn wirklich – wie auch nicht –, aber ich empfinde einfach nicht jene unbändige Freude, die ich immer mit diesem Moment verbunden habe. Jenes Gefühl, dass etwas endlich eintritt, das man sich so lange gewünscht hat.
    »Das kann auch nur dir einfallen«, sage ich mit wachsender Frustration.
    »Was?«
    »Gleich aufs Ganze zu gehen. Wir haben noch nicht einmal …« Es ist mir zu peinlich, es auszusprechen, und ich könnte bei dem Gedanken an das Gefummel in meinem schmalen Einzelbett vor Scham im Erdboden versinken.
    »Das? Das wird gut«, sagt er und lacht dabei warm und anzüglich. »Und was das andere betrifft, teile ich deine Meinung nicht. Du bist meine beste Freundin. Wer will nicht sein Leben mit seiner besten Freundin verbringen?«
    Ich würde ihm gern glauben und mir genauso sicher sein wie er, doch ich kann es nicht. Mein einziger Gedanke gilt William und der Frage, was er wohl empfinden würde, wenn er wüsste, dass ein anderer mir einen Heiratsantrag macht. Vielleicht wäre er erleichtert und es würde sich beruhigend auf seine blindwütigen Schuldgefühle auswirken, wenn die Verantwortung für mich ein anderer übernähme. Der Gedanke schnürt mir die Kehle zu. Möchte ich denn wirklich allein weitermachen?
    »Okay, ich werde darüber nachdenken«, sage ich kleinlaut, aber dann packt mich plötzlich eine kalte Wut. All die Jahre habe ich James heiß und innig geliebt und darauf gewartet, dass er es endlich bemerkt und auch mir seine Liebe gesteht. »Wusstest du es?«, frage ich mit bebender Stimme. »Wusstest du die ganze Zeit über, wie sehr ich dich liebte? Wenn du mich schon so verdammt gut kennst, dann wirst du es doch gemerkt haben, oder?«
    Er überlegt, und ich höre ein Klicken. Ich weiß genau, was er macht, er spielt mit einem seiner Kugelschreiber, indem er auf die Stahlfeder drückt. Außerdem beißt er sich bestimmt auf die Unterlippe, während er eine Antwort zu formulieren versucht und dabei zwischen seinem reflexhaften Hang, einer Frau zu sagen, was sie hören möchte, und der Tatsache schwankt, dass es sich dabei um mich handelt, und ich, was immer er auch sagt, noch immer Livvy bin.
    »Ich konnte mich noch nicht darauf einlassen, ich war nicht bereit dazu. Ich war im Grunde genommen ein Trottel, aber, Livvy … lass nicht zu, dass dein Stolz es für uns verdirbt. Es ist doch alles eine Frage des Timings, oder?«
    »Des Timings? Bist du dir so sicher, dass du mir nicht gerade das Herz gebrochen hast?«
    James schnaubt abfällig, viel zu selbstsicher, um sein Handeln zu hinterfragen.
    »Er ist nicht der Richtige für dich, Livvy, er würde dich nur langweilen, glaub mir. Du bist … du bist der netteste Mensch, den ich je gekannt habe, und du bringst da in deinem Kopf was durcheinander. Du brauchst nur nach Hause zu kommen. Komm einfach zu mir nach Hause.«
    Ich lasse meine heiße Wange auf den Veloursstoff sinken. Vieles, von dem, was er sagt, macht Sinn, und doch … Ich kann nicht Ja sagen. Aber ist das nicht wieder eine meiner romantischen Ausstiegsklauseln? Was will ich denn mehr, hier ist der Mann, den ich liebe, den ich mein ganzes Leben lang geliebt habe, und macht mir einen Heiratsantrag, und ich kann dabei nur an den Mann denken, den ich seit gerade mal sechs Monaten kenne und der eine Tote liebt?
    »Ich werde darüber nachdenken.«
    »Überanstrenge dich nicht allzu sehr, Livvy, mehr sag ich gar nicht.«
    Die Liebe überwindet alles – was für eine dumme Verallgemeinerung, soweit ich es beurteilen kann, brauchen wir unzählige verschiedene Worte für Liebe, so wie die Eskimos unzählige verschiedene Worte haben, wenn sie sich über Schnee unterhalten. Und diese Liebe – sie braucht jetzt ein anderes Wort. Ich habe mich verändert, und meine Liebe zu James sich auch.
    »James? Ich liebe dich auch. Und ich sage es auch nicht oft genug.«
    »Das weiß ich.«
    »Aber ich kann dich nicht heiraten.«
    »Livvy …«
    »Bitte hör mich an, James. Genau das habe ich mir so lange gewünscht,

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