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Seit jenem Tag

Seit jenem Tag

Titel: Seit jenem Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Augen. »Er hat immer eine außerplanmäßige Aktivität in petto, die nicht aufgeschoben werden kann.«
    »Hat er das?«, entgegnete Sally schon viel besser gelaunt. »Du musst ihm sagen, dass er dich heute Abend nicht allein haben kann.«
    »Warum?«
    Sie tippte sich mit einem wissenden Grinsen an die Nase und weigerte sich, näher darauf einzugehen.
    Matts Karte zeigte eins jener Bilder von Monet, die man schon hundertmal gesehen hat, gekauft im Buchladen des Studentenwerks. Für Livvy – alles Gute zum Geburtstag, ich wünsche Dir ein wirklich tolles Jahr! In diesem Sinne, Matt. Leicht enttäuscht betrachtete ich sie, obwohl ich wirklich nichts getan hatte, womit ich mir eine ausgefallenere Bekundung seiner Liebe verdient hätte. Vielleicht war es aber eine solche, hätte ich nur die Demut besessen, das zu erkennen. Ich wurde langsam abhängig von einem Leben als Achterbahnfahrt mit unvermittelten Hochs und Tiefs, wo alles kopfstand und sich dann in schwindelerregender Wende wieder umkehrte, und stumpfte in diesem Prozess für Freuden ab, die subtiler und feiner gestrickt waren. Wenn er sich unbeobachtet fühlte, kam die Verletzlichkeit zum Vorschein, mit der er mich ansah, doch ich wollte sie nicht wahrhaben, wollte ihn nicht dazu ermutigen, seine Gefühle offenzulegen, obwohl es mir gefiel zu wissen, dass sie vorhanden waren. In dieser Beziehung war er wohl derjenige, der die Zucchini tarnen musste.
    »Danke«, sagte ich und wandte meine Aufmerksamkeit dem Päckchen zu, das ordentlich eingewickelt und zugeklebt dazugehörte. Es war ein schwarzer Baumwollpullover mit V-Ausschnitt, den ich gesehen hatte, als wir im House of Fraser eine Hose für ihn einkauften.
    »Du sagtest, er gefalle dir, also bin ich noch mal hingegangen und habe ihn gekauft«, sagte er und verriet mir mit seinem glücklichen Lächeln, wie sehr es ihn freute, derart trickreich vorgegangen zu sein.
    »Danke, Matt, das ist wirklich süß.« Ich hatte mir den Pullover unter dem Aspekt angesehen, dass er eine gute Isolationsschicht gegen die Kälte des Yorkshire-Winters wäre, dann aber befunden, dass er zu langweilig war, um mein knapp bemessenes Kleiderbudget dafür zu vergeuden – ich war inzwischen mehr an glänzenden Stoffen von Topshop interessiert. Und als ich an Sallys Geschenk denken musste, das aus einem völlig anderen Geschenkeuniversum stammte, errötete ich. Würde es ihn abstoßen, ihn angewidert zurückschrecken lassen, wenn ich versuchte, jemand zu sein, den er so gar nicht haben wollte? Ein wenig ärgerlich starrte ich auf den langweiligen schwarzen Stoffhaufen. Warum war er nicht derjenige, der die Fantasie besaß, mir sexy Unterwäsche zu kaufen?
    »Ich muss heute noch meinen Keats-Essay fertigschreiben«, sagte er, was mir einen kleinen inneren Freudenschrei angesichts meines nun wieder in bunten Farben leuchtenden Nachmittags entlockte, »aber heute Abend gehen wir zusammen essen, ich lade dich ein. Ich dachte, wir könnten das neue Pastalokal ausprobieren.«
    »Das wäre großartig«, sagte ich und griff über den Plastiktisch hinweg nach seiner Hand, »aber …«
    Er sah mich ernüchtert an. Er wusste, was jetzt kam.
    Sally und ich machten uns zusammen fertig, Make-up wurde hin- und hergereicht, Take That dröhnte zwischen unseren beiden Schlafzimmern. Wir schmetterten Pray aus voller Kehle mit, und Sally griff sich beim Refrain theatralisch ans Herz. Auch Lola machte sich zurecht, aber sie kam ziemlich schnell dahinter, dass es zu viel Aufwand war, zwischen unseren und ihrem Zimmer im zweiten Stock ständig hin- und herzurennen – ich weiß nicht, warum wir nicht all ihre Outfit-Optionen zu uns brachten und Platz für sie machten. Aber das stimmt nicht – ich weiß genau, warum wir es nicht taten.
    Sally warf mir einen kritischen Blick zu, als ich freudestrahlend glaubte, fertig zu sein, in Schale geworfen mit einem Kleid von Oasis, das mehr gekostet hatte, als ich je für ein Einzelstück ausgegeben hatte. Sie hatte es mir eingeredet, weil es »ein Selbstläufer« war. Das Lächeln erstarb auf meinen Lippen.
    »Ja«, sagte sie mit schief gelegtem Kopf, das Make-up dick, aber professionell aufgetragen. »Fast.«
    Wut kochte in mir hoch. Wenn es nur zu einem »fast« reichte, warum hatte sie mich dann bearbeitet, so viel Geld dafür auszugeben, dass ich vierzehn Tage lang von Nudeln mit Tomatensauce leben musste? Aber meine Verärgerung verpuffte wie Rauch, als sie mir ein rotes Kleid anbot, das ich noch nie gesehen

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