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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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Nach dem Essen wird er dann den Mantel anziehen, mich wirklich lieb an sich drücken und gehen. Anscheinend meint er, ich brauche immer noch eine Auszeit. Vielleicht ist er aber auch nicht scharf darauf, noch einen meiner Anfälle wie den vor dem 7-Eleven mitzuerleben.
    Ich rufe ihn vom Auto aus an, um zu sehen, ob er schon in der Wohnung ist. Ist er. Ich sage ihm, dass ich aus dem Seacrest Diner komme, nicht aber, dass ich den Nachmittag bei Marcie verbracht habe.
    »Ich hätte deinen Schützling auch gern singen gehört«, sagt er.
    »Willst du über Nacht bleiben?«, frage ich.
    »Vielleicht.«
    Er wird nicht bleiben. Ich bin mir sicher.
    Zu Hause in Ronkonkoma treffe ich ihn in der Küche an, wo er bei eingeschaltetem Radio das Abendessen kocht. Er hat noch den Anzug von der Arbeit an, und sein Schlips baumelt gefährlich nahe über dem Roastbeef, das er im Ofen brutzelt. »Ich habe vergessen, am Telefon danach zu fragen. Bist du heute Morgen bei Marcie gewesen?«, fragt er, schließt die Ofenklappe und lächelt mich an. Seine Wangen sind von der Hitze gerötet, aus dem Radio tönt ein verheißungsvolles Liebeslied. Er ist ein wirklich guter Mann, der mir nur aus dem einen Grund ein leckeres Essen kocht, weil er mich vielleicht liebt. Warum sollte er also nicht über Nacht bleiben?
    »Sie hat das Little Flower Home für unverheiratete Mütter ausfindig gemacht«, antworte ich und stelle meine Aktentasche ab. Ich wünschte, er würde zu mir kommen und mich umarmen, doch er tut es nicht. Doch dann fällt mir eine Frage ein.
    »Findest du, dass ich dünner aussehe?«
    »In meinen Augen hast du immer großartig ausgesehen«, sagt er.
    In Augenblicken wie diesen vermisse ich Teddy. Er hätte es mir gesagt, wenn ich wirklich dünner ausgesehen hätte. Er hat ja auch nie gezögert, es mir mitzuteilen, wenn ich fetter geworden bin. Da kommt mir plötzlich eine Idee. »Beweg dich nicht vom Fleck«, sage ich zu Mickey.
    Ich renne ins Schlafzimmer, mache die Tür zu und schließe ab. Ich ziehe am Bund meiner Jeans, bevor ich sie aufmache. Die paar Zentimeter Luft sind immer noch da. Ermutigt ziehe ich die oberste Schublade auf und fange an, nach den roten Dessous zu suchen. Ich reiße mir die Kleidung vom Leib und lasse sie in einem Bündel auf dem Boden liegen. Dann schlängele ich mich in den String. Dieses Mal gleitet die dünne Spitze geschmeidiger über meine Hüften. Es geht entschieden leichter. Ich hake den BH zu und bemerke, dass weniger Lava aus den Vulkanen quillt. Es tritt schon ein wenig Material über den Rand, aber eben nicht so viel. Das kann man sagen. Ehrlich!
    »Du meine Güte!«, rufe ich ins Leere. Ich spurte zum Wandschrank, reiße die Tür auf und betrachte das Ergebnis im bodentiefen Spiegel.
    Ich höre mich nach Luft schnappen. Die Frau im Spiegel sieht gut aus. Wirklich, wirklich gut. Gut bedeutet, nicht zu fett. Gut bedeutet, dass der String nicht mehr zwischen weichem Schwabbelfleisch verschwindet, sondern auf den fast wieder sichtbaren Hüftknochen aufliegt.
    Ich drücke die Hände auf die Brüste und spüre, wie sie sich über dem BH wölben. Mein Bauch wackelt kein bisschen! Wäre ich lesbisch, ich wäre in mich verliebt. Ich sehe sexy aus, ich bin echt scharf, ich sehe großartig aus! Freude durchströmt mich wie eine Transfusion. Ich bin nicht gerade das, was in der Cosmopolitan als »rank und schlank« bezeichnet wird, aber ich bin auch nicht fett. Überhaupt nicht.
    Ich beschließe sofort, Mickey meinen neuen Leib zu zeigen. Ich bin es leid, allein zu schlafen, und ich vermisse seinen starken Körper neben meinem. Ich vermisse sogar seine Koteletten. Er liebt mich vielleicht so, wie ich bin, aber so wie ich jetzt bin, bin ich einfach besser! Ich reiße die Schlafzimmertür auf, stehe auf der Türschwelle und nehme die Schultern zurück, genau wie Eleanor, bevor sie ihr Lied geschmettert hat. Dann renne ich zum Wandschrank zurück und hole meine nuttigsten Schuhe hervor. Es sind vorne offene Stöckelschuhe, und ich schlüpfe schnell hinein. Wieder sehe ich in den Spiegel. Ich sehe sogar noch schärfer aus! Ein zweites Mal nehme ich die Schultern zurück und stolziere Richtung Küche. Die Musik dröhnt jetzt laut. Jemand singt zum Radio. »Shake it like a Polaroid picture!« singt die Stimme. Aber Moment mal, das kann doch nicht Mickey sein, der da singt. Das ist die Stimme einer Frau. Und ich gehe genau auf sie zu mit meinem BH, meinem String und meinen Stöckelschuhen.
    »Rosie!«

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