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Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
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entfährt es Marcie, die ihr Weinglas ein bisschen zu heftig abstellt.
    »Aaarrg!«, rufe ich und bedecke mich wie Eva im Paradies.
    »Hui«, höre ich Mickey sagen.
    Sean, der mit seiner Yankees-Kappe am Küchentisch sitzt, sagt gar nichts.
    »Siehst du, Seanie?«, stellt Marcie fest. »Ich hab dir doch gesagt, dass sie dünner aussieht.«
    »Wann seid ihr beide denn gekommen, verdammt noch mal?«, kreische ich und lege mir völlig sinnlos ein Geschirrtuch um die Schultern.
    »Vor einer Minute«, sagt Marcie. »Ich dachte, es interessiert dich vielleicht, dass ich deinen Vater gefunden habe.«

23
Gutes, altes Cape Cod
    Er bleibt wirklich über Nacht, aber mir ist nicht nach Sex zumute, nicht mehr. Ich bin wie besessen. Ich werfe und wälze mich im Bett herum. Ich knipse die Lampe an und aus. Ich reiße die Decken an mich.
    »Ich fahre zu ihm«, eröffne ich Mickey schließlich und setze mich im Bett auf. »Ich nehme meinen Urlaub. Dann habe ich genug Zeit, um zu ihm zu fahren und …, na ja, was auch immer.«
    Mickey liegt auf der Seite, das Kinn in die Hand gestützt, und runzelt die Stirn. »Bist du sicher, dass du das willst, Rosie? Schließlich hast du gerade erst herausgefunden, wo er sich aufhält.«
    »Findest du nicht, dass ich lange genug auf ein Treffen mit ihm gewartet habe?«
    »Ja, aber wir wissen ja nicht, ob er bereit ist, dich zu treffen, Rosie.«
    »Meinst du, ich sollte ihm zuerst schreiben? Ihm eine Partyeinladung schicken? ›Einladung zu einem Wiedersehen mit Ihrer unehelichen Tochter! Zeit: 15:00 Uhr! Datum: So bald wie möglich! Bringen Sie ein Geschenk mit! Bringen Sie zweiunddreißig Geschenke mit!‹ «
    Mickey seufzt. »Könnte es sein, dass du ein bisschen sauer auf ihn bist?«
    Ich richte mich auf, die Decken rutschen von meinem nackten Körper. »Ich bin nicht sauer auf ihn! Ich bin nur einen Tick enttäuscht. Er hat eine Tochter, die er nie gesehen hat! Er hat ein Kind, verdammt! Findest du nicht, dass er sein Kind hätte suchen sollen?«
    Ein schmaler Streifen blassen Mondlichts fällt auf Mickeys Stirn und lässt ihn besorgt aussehen.
    »Weißt du überhaupt, wo Cape Cod ist? Wäre es nicht besser, mit jemand zusammen dorthin zu fahren?«
    »Dafür gibt es schließlich Karten«, sage ich. »Und Routenplaner.«
    »Rosie«, seufzt er. »Komm mal her.« Ich gestatte ihm, mich in die Arme zu nehmen, und kuschele mich in die Laken und an seine warme Haut. »Soll ich dich nicht begleiten?«
    »Nein.«
    Ich habe zu schnell geantwortet; vermutlich habe ich ihn verletzt. Ich versuche, das Thema zu wechseln. »Es war so erniedrigend heute Abend«, sage ich, »dass Marcie und Sean hereingeplatzt sind, als ich in der Unterwäsche da stand.«
    Mickeys Atem streicht über meinen Kopf, aber er sagt nichts.
    »War das nicht schlimm?«, frage ich.
    Er atmet laut aus, bevor er antwortet. »Weißt du, was schlimm ist, Rosie? Schlimm ist, dass du mich nicht an deinem Leben teilhaben lassen willst.«
    »Das ist doch lächerlich«, sage ich, obwohl ich weiß, dass es das nicht ist. »Du liegst doch hier in meinem Bett. Ich habe dich gebeten, über Nacht zu bleiben. Wir kuscheln.«
    »Solange wir uns nicht zu nahe kommen.« Seine Stimme klingt leise und traurig. Wie schlimm, dass er recht hat. Ich habe das Gefühl, ihm eine Erklärung zu schulden, ganz egal was für eine schlechte.
    »Es ist ja nicht so, dass ich dich nicht bei mir haben will. Aber es ist noch nicht lange her, dass meine Ehe in die Brüche gegangen ist. Das hast du selbst gesagt. Ich brauche einfach Zeit, um meine Gedanken zu sortieren und klarzukommen.«
    »Mag sein«, meint Mickey. »Aber wir sind jetzt schon ein paar Monate zusammen, Rosie. Und wir hatten unsere Auszeit. Jetzt passieren wichtige Dinge in deinem Leben. Und du willst nicht, dass ich daran teilhabe.«
    »Und du willst mir deine Wohnung nicht zeigen«, kontere ich. Ein armseliger Versuch.
    Ich setze mich wieder auf und sehe ihn an. Der Lichtstrahl ist weitergewandert und umrahmt jetzt wie ein Heiligenschein seinen Kopf. »Geht es dir darum, dass ich meinen Vater allein finden will? Denn wenn es so ist, Mickey, dann verstehe ich ehrlich gesagt nicht, warum du das nicht nachvollziehen kannst.«
    Mickey schüttelt bedächtig den Kopf. »Darum geht es nicht. Nicht nur darum.« Ich beobachte ihn, wie er mein Bett verlässt; sein mondbeschienener Rücken erinnert an einen aufsteigenden Wal. Er fährt mit einem starken Arm in den Bademantel, den er bei mir gelassen hat. »Ich

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