Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seitensprung ins Glück

Titel: Seitensprung ins Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary E Mitchell
Vom Netzwerk:
sind nicht meine Kumpel!«, erkläre ich ihr zum hundertsten Mal. »Wenn man in einem Heim für unverheiratete Mütter auf die Welt gekommen ist, heißt das noch lange nicht, dass man irgendwelche Bindungen dorthin hat.«
    Das kauft Marcie mir nicht ab. Für Marcie ist es etwas Exotisches, ein elternloses Baby gewesen zu sein. Ein Heim für unverheiratete Mütter ist total altmodisch – und da kann man sich modisch inspirieren lassen. Sie kann den Blick nicht vom Bildschirm lösen. »Ich versuche nur, dir eine Perspektive zu geben«, sagt sie zum Computer. »Du bist nach Hause gebracht worden. Von deiner eigenen Mutter! Stell dir vor, du wärest die arme Theresa mit dem Pudel.«
    Sean kommt mit einer Pizzaschachtel hereinmarschiert. Marcie dreht sich um und grinst ihn an. »Seanie, sieht Rosie aus wie jemand, den du kennst?«
    »Tut mir leid. Nein«, erwidert Seanie nervös. Marcie weist ihn an, die Pizza am anderen Ende des Schreibtischs abzustellen. Er beugt sich mit seinem bohnenförmigen Schädel über die Schachtel, und ich stelle mir vor, wie er von einem dieser karierten Wollhüte mit Ohrenklappen und Krempe bedeckt wird, den die Mütter von kleinen Schwächlingen ihren Söhnen in der Schule aufzusetzen pflegten. Er scheint immer in denjenigen Momenten meines Lebens aufzutauchen, in denen intimste Details enthüllt werden.
    »Hol uns ein paar Servietten, Zambie«, befiehlt Marcie, und mein Chef nickt nur und schlurft in die Küche.
    »Ich will wissen«, erkläre ich Marcie, sobald Sean weg ist, »wie ich meine Eltern finden kann, ohne Helen oder Pulkowski zu fragen.«
    »Ganz einfach«, sagt Marcie. »Indem ich sie frage.«
    »Nein«, sage ich erneut zu Marcie. »Sie haben schon genug um die Ohren. Und ich weiß nicht mal, ob Helen und ich uns wieder grün sind oder nicht.«
    »Nur, weil du sie mit ins Starbucks geschleppt hast. Klasse Aktion.«
    »Weißt du eigentlich alles über mich?«, frage ich. »Pass auf«, sagt Marcie, nimmt ein Stück Pizza aus der Schachtel und reicht es mir. »Auf die eine oder andere Art werden wir diese Leutchen schon auftreiben. Ich habe schon eine landesweite Online-Anfrage gestartet. Man geht einfach Bundesstaat für Bundesstaat durch, und ich bin bereits bei Illinois.«
    Ich lege das Pizzastück zurück in die Schachtel. »Das Problem an deiner Anfrage ist nur, dass sie vielleicht gar nicht mehr Alexa Pulkowski heißt. Sie könnte doch inzwischen einen anderen Nachnamen haben.«
    »Deshalb habe ich auch mit Johnny Bellusa angefangen«, sagt Marcie. Ich spüre, wie sie mich mustert, während ich neben der Pizzaschachtel stehe. »Hey, meine Freundin, du magerst allmählich ab. Hören die Leute denn auf zu essen, wenn sie herausfinden, dass sie uneheliche Kinder sind?«
    Wie auf Kommando kommt in diesem Moment natürlich Sean herein und legt einen Stapel Servietten ab. Er tut so, als habe er Marcie nicht gehört.
    »Ich bin nicht unehelich«, behaupte ich laut. Aber stimmt das auch?
    »Seanie, Liebster«, sagt Marcie, »kannst du Roseanna bitte ein Stück Pizza geben? Sie wird langsam zu dünn, findest du nicht auch?«
    Sean wirft einen verstohlenen Blick auf meinen Körper, sagt aber nichts. Habe ich abgenommen? Ich ziehe am Bund meiner Jeans und stelle fest, dass da mehrere Zentimeter Luft sind, die vorher nicht da waren. Bin ich wirklich dünner? Mein ganzes Leben habe ich geglaubt, dass Dünnsein gleichbedeutend ist mit Glücklichsein. Soll das etwa heißen, dass ich in diesem jämmerlichen Moment meines Lebens glücklich bin? Ich lege auch das Stück, das Sean mir gereicht hat, zurück in die Schachtel.
    »Ich muss los«, sage ich zu Marcie. »Ich arbeite Eleanor heute im Seacrest Diner ein.«
    » Am Sonntag? «
    Seans Augen bewegen sich wie die Früchte in der Anzeige eines einarmigen Banditen; aus dem liebeskranken Freund wird der Chef. »Sie wollen es nur so mit ihr versuchen«, sagt er. »Sie können sie nicht gebrauchen, wenn sie den Ansturm am Wochenende nicht bewältigt.«
    Marcie blickt vom Computer auf. »Also hat es bei Dr. Sharpe nicht geklappt?«
    »Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen«, sage ich ihr. »Einerseits amüsieren die Zahnärzte sich köstlich über die Sache mit dem Nachthemd, auf der anderen Seite stört es sie natürlich.«
    »Ich glaube, sie heckt etwas aus«, sagt Marcie, dreht ihren Stuhl zu Sean um und schlingt die Arme um seine nicht vorhandene Taille. »Baby, findest du nicht auch, dass wir alle unsere Schlafanzüge zur Arbeit anziehen

Weitere Kostenlose Bücher