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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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sich mein Magen nun mal auf morgendliches Essen eingestellt.
    »Wir sind uns doch ähnlicher, als ich dachte«, murmelte ich.
    »Ist das jetzt gut oder schlecht?«
    »Das ist schlecht, weil ich tierischen Hunger habe, und gut, weil ich weiß, wo es das beste Frühstücksbüfett in Köln gibt.«
    Hannes nickte müde und verzog sich wortlos ins Bad. Ein weiteres imaginäres Kreuzchen auf der Pro-Liste. Tim stand morgens auf und war topfit. Ich brauchte in der Früh geschlagene zwei Stunden, um mir über mich selbst, den Stand der Dinge und den bevorstehenden Tagesablauf klarzuwerden, und sah mich in der Zeit kaum in der Lage, zusammenhängende Sätze hervorzubringen.
    Hannes verzichtete auf eine Rasur und sein übliches geschniegeltes Redaktionsoutfit und trug nur eine schlichte Jeans und ein T-Shirt, als er gefühlte zwei Stunden später endlich aus dem Bad kam.
    »Und dafür sollte ich hierbleiben?«, fragte ich mit aufgesetzter Empörung. »Dafür, dass du den halben Morgen verschläfst, dich stundenlang im Badezimmer verkriechst und dann auch noch unrasiert wieder rauskommst? Hättest du das nicht auch alleine geschafft?«
    »Das ja«, grinste er. »Aber das hier nicht.« Er warf mich überfallartig aufs Sofa und bedeckte mein Gesicht mit stacheligen Küssen. »Und das hier macht alleine auch nicht so viel Spaß.« Er fing an, meine Bluse aufzuknöpfen, und ich brauchte nicht lange, um einzusehen, dass sich das Bleiben dafür definitiv gelohnt hatte.

    Als wir uns viel später nach einem ausführlichen Frühstück und einem langen Spaziergang am Rhein verabschiedeten, kam es mir so vor, als hätten wir mehr als nur einen Tag zusammen verbracht. Wir wollten ihn beide nicht enden lassen, aber Hannes musste noch mal kurz in die Redaktion.
    »Bist du dir sicher, dass du da hin willst?«, fragte ich so verführerisch wie möglich. »Ich meine, wir haben noch eine ganze Nacht, bevor …«
    Ich stockte.
    »Bevor was?«, hakte Hannes in bewährter Journalistenmanier genau da nach, wo ich ungenau geworden war.
    Tja, gute Frage. Bevor wir wieder Chef und Mitarbeiterin waren? Bevor alles wieder wie vorher war? Bevor wir diesen Tag abhaken und als nette Erinnerung ins Regal stellen konnten?
    Ich zuckte mit den Schultern und sagte nur vage: »… bevor du mich wieder siezen musst.«
    »Das dürfte ich hinkriegen, solange ich mir dich dabei in Unterwäsche vorstellen kann.«
    Ich sah ihn ungläubig an. Er konnte so gestelzt reden und dabei so vulgär sein. »Du weißt aber, dass ich dich dafür verklagen kann.«
    »Nicht, solange wir uns außerhalb der Redaktion befinden.« Er zog mich an sich und flüsterte leise: »Ich bin froh, dass du geblieben bist.«
    »Ich auch«, erwiderte ich genauso leise und gab ihm einen langen Kuss. »Bis morgen. Wir sehen uns in der Redaktion.«
    »Und nicht nur da, hoffe ich.« Er sah mich erwartungsvoll an. Ich erwiderte seinen Blick und konnte einfach nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf meinem Gesicht ausbreitete. Aber ich verkniff mir eine Antwort und drehte mich um.
    Ich lächelte immer noch, als ich die Tür zu Tinas Haus aufschloss und mich in dem überhitzten Dachgeschosszimmer auf meine Matratze fallen ließ.
    Ja, der Morgen danach war entscheidend. Egal wie unordentlich die Wohnung oder wie schlecht der Kaffee, ob der andere ein Morgenmuffel oder ein hektischer Topfit-in-dreißig-Sekunden-Typ war. Dem Morgen danach musste ein undefinierbarer Zauber innewohnen, der nicht an einzelnen Faktoren festzumachen war. Der Morgen bei Hannes hatte diesen Zauber gehabt.

Alles im Einklang
    Er war gut darin. Kein Blick, keine Geste verriet, dass wir seit Neuestem mehr als Fußballergebnisse austauschten. Hannes behandelte mich wie jeden anderen in der Redaktion, und selbst wenn wir uns zufällig alleine im Flur begegneten, machte er keine Anstalten, mich zu berühren, mir einen flüchtigen Kuss auf die Wange zu drücken oder eine unanständige Bemerkung zuzuflüstern. Er machte seine Sache so gut, dass ich schon befürchtete, er hätte mein Schweigen gestern missverstanden und sei wieder auf Abstand gegangen. Vielleicht hätten wir vorher klären sollen, was das zwischen uns jetzt genau war, bevor jeder darauf wartete, dass der andere ein Zeichen von sich gab.
    Aber das Zeichen kam zum Glück von ihm, gerade als ich meine Sachen zusammenpackte, um für ein paar Stunden zu verschwinden.
    »Frau Schneider?«, fragte er in einem offiziellen Tonfall.
    »Ja?«, erwiderte ich grinsend. Ich war

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