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Seitenwechsel

Seitenwechsel

Titel: Seitenwechsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leipert Sabine
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und anständig feiern. Das hatte ich mir verdient.
    Eine Viertelstunde später war es mir nicht mehr ganz so egal, dass Hannes sich nicht blicken ließ. Es war schon zehn vor neun, und die Bedienung fragte mich bereits zum zweiten Mal, ob ich etwas bestellen wollte. Ich schnappte mir schließlich die Karte, und gerade, als ich mich für ein paar Jakobsmuscheln als Vorspeise und ein Perlhuhn mit Trüffelsauce als Hauptspeise entschieden hatte, fragte mich eine bekannte Stimme, ob der Platz an meinem Tisch noch frei sei. Ich merkte, wie sehr ich mich über Hannes’ Kommen freute, und wurde nervös.
    »Entschuldigung, dass ich so spät bin, aber das nächste Mal, wenn du mich so kurzfristig einlädst, solltest du eine Wegbeschreibung dazulegen. Ich habe das Gefühl, der Taxifahrer hat mich ganz schön reingelegt und ist einfach nur dreimal um den Block gefahren.«
    »Du bist mit dem Taxi gekommen?«
    »Ja, natürlich.«
    »Dann musste er dich reinlegen. Sonst hätte es sich für ihn nicht gelohnt.«
    »Auch gut. Aber ich wollte sichergehen, dass ich es auch finde«, sagte er und sah mich dabei so eindringlich an, dass ich meinen Blick schnell wieder in der Karte vergrub, bevor ich rot werden konnte. Ihm war also klar, dass ich nicht einfach so jeden, der mir ein Krokodil in die Schublade legte, zum Essen einlud.
    »Kannst du etwas empfehlen?«, riss er mich aus meinen Gedanken.
    »Alles, eigentlich.«
    »Aha, du bist also nicht sehr wählerisch«, stellte er fest, und wie so oft schwang bei ihm ein ironischer Unterton mit.
    »Doch«, grinste ich, »sonst hätte ich dich nicht hierhin eingeladen.«
    »Lag die Betonung jetzt auf ›dich‹ oder ›hierhin‹?«
    Ich schüttelte lachend den Kopf und winkte die Bedienung herbei.

    Es wurde doch noch ein schöner Abschluss eines ziemlich verkorksten Geburtstages. Hannes und ich unterhielten uns so angeregt, dass wir gar nicht merkten, dass es schon dunkel geworden war, als wir den Nachtisch bestellten. Meistens redeten wir über die Arbeit. Hannes hütete sich davor, persönlichere Themen anzusprechen, wahrscheinlich aus Angst vor einem weiteren tränenreichen Nervenzusammenbruch meinerseits. Und ich schaffte es einfach nicht, den Mann herauszukitzeln, der hinter dem schlagfertigen, wortgewandten Journalisten steckte. Hannes war den ganzen Abend über der perfekte Unterhalter, frech, aber charmant, interessiert und voller interessanter Geschichten. Wir krönten das ausgezeichnete Essen mit einer Mousse au chocolat und kamen zum schwierigen Teil des Abends.
    »Gute Nacht«, sagte er kurz und knapp, als wir draußen vor der Tür standen, und wollte gehen.
    »Heißt das, der Abend ist schon beendet?« Gut, das war nicht sehr subtil, aber nachdem ich ihn schon ziemlich plump zum Essen eingeladen hatte, fand ich Zurückhaltung jetzt erst recht fehl am Platz.
    Hannes verzog nachdenklich das Gesicht. »Ja, oder willst du mich noch auf einen Kaffee zu dir nach Hause einladen?«
    »Nein, aber du mich vielleicht.«
    Hannes zögerte und wurde zum ersten Mal an diesem Abend richtig ernst. »Karina, ich habe den Abend sehr genossen, und ich bin mir sicher, dass ich ihn auch weiter genießen würde, weil ich eine gewisse Vorstellung davon habe, was passieren würde, wenn wir den Kaffee getrunken hätten, wenn wir überhaupt zum Kaffeetrinken kämen.«
    »Ich mag Kaffee«, warf ich unbeholfen ein.
    »Und ich mag dich.« Es war das erste Mal, dass er es so deutlich aussprach, auch wenn ich es schon irgendwie geahnt hatte. Aber es brachte mein Herz trotzdem zum Springen. Dann fügte er hinzu: »Und irgendwo in dieser Diskrepanz liegt das Problem, befürchte ich.«
    Als er mich traurig anlächelte, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und sagte: »Da gibt es keine Diskrepanz. Ich mag Kaffee – und dich. Ich weiß, es ist schwer, zwei so unterschiedliche Sachen unter einen Hut zu bringen, aber es geht, wenn man sich anstrengt.«
    Hannes musste gegen seinen Willen lachen. Er schüttelte den Kopf.
    »Wenn du wüsstest, wie schwer es mir gerade fällt, dich nicht mit zu mir zu nehmen.«
    »Warum tust du es dann nicht einfach?« Ich setzte mein unschuldigstes Lächeln auf, aber Hannes ließ sich nicht beirren.
    »Weil es unserer Zusammenarbeit nicht guttut und … meinem Ego auch nicht.«
    »Oh. Ach so. Ähm, okay.« Das war zumindest eine klare Ansage und meine lockere Stimmung, an der der halbe Liter Wein nicht ganz unschuldig war, mit einem Mal dahin. Hannes sah mir tief in die Augen und

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