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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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ich die übrigen Kollegen: »Zielperson sicher und unverletzt, wir brauchen den Notarzt für einen Kollegen, wegen eines Hundebisses.«
    Ich wende mich Gerd zu, der nur abwinkt und sagt: »Ist nicht so schlimm.« Er hat seinen Handschuh bereits ausgezogen und zeigt mir seine Handoberseite, wo zwei rote Punkte und ein bisschen Blut die Stelle markieren, wo Skeat zugepackt hat.
    Über Funk sage ich weiter: »Wir benötigen uniformierte Kräfte, die Herrn S. hier in Empfang nehmen.«
    Der Einsatzleiter der uniformierten Kollegen, der mit seinem Funkgerät unseren Kanal geschaltet hat, meldet sich und sagt: »Notarzt und meine Kollegen sind unterwegs.«
    Mit Andi gemeinsam gehe ich in das Innere des Wohnwagens. Mit meiner Surefire leuchte ich in das ziemlich desolate Innere. Unsere Steine haben ganze Arbeit geleistet. Ich entdecke hinter einer jetzt geöffneten Schiebetür das Schlafabteil des Wohnwagens. Auf dem Bett liegt eine Gasflasche, die allerdings kein zischendes Geräusch von ausströmendem Gas von sich gibt. Auch Gasgeruch können wir keinen feststellen. Ich teste den Drehverschluss und stelle fest, dass dieser noch geschlossen ist. Ein kurzer Test ergibt dann das von mir erwartete zischende Geräusch, die Flasche ist voll. Andi und ich schauen uns vielsagend an. Wir sind gottfroh, dass die Sache so ausgegangen ist.
    Wieder draußen sehe ich, wie die Kollegen des Streifendienstes den völlig verwirrt erscheinenden Herrn S. abtransportieren. Der Notarzt, welcher bei unseren Einsätzen standardmäßig immer dabei ist, um bei Bedarf sofort Hilfe leisten zu können, verbindet gerade Gerds Hand. Freddy, der Skeat bereits wieder in seine Box im Fahrzeug zurückgebracht hat, steht daneben und macht einen etwas zerknirschten Eindruck. Aber Gerd mit seinem unerschütterlichen Gemüt und Humor grinst schon wieder. Ich höre, wie er zu Freddy sagt: »Das nächste Mal kannst du dir ’ne neue Töle besorgen« und dabei vielsagend auf seine geholsterte Pistole schaut.
    Ich trete zu Freddy, und er beginnt, ohne dass ich ihn fragen muss, zu erklären, was sich im Wohnwagen abgespielt hat.
    »Der Hund hat ihn sofort draufgehabt, allerdings war die Schiebetür zu seinem Schlafabteil zugeschoben, sodass Skeat nicht an ihn herankam. Ich habe dann die Tür vorsichtig aufgeschoben, und der Typ saß bereits aufrecht in seinem Bett, die Gasflasche im Arm und das Feuerzeug hoch erhoben in der Hand. Da ich nicht wusste, wie viel Gas ausgeströmt war, hab ich sofort den Rückzug angetreten … Selbst der Hund wusste, dass irgendwas nicht stimmte, und ist wie verrückt nach draußen gerannt.«
    »Das hab ich gesehen, Freddy, und das war völlig richtig so.« Für mich ist in diesem Augenblick wichtig, meinen Kollegen in seiner Entscheidung zu bestätigen, die er in einer besonders schwierigen Situation hat treffen müssen.
    Eine Stimmung allgemeiner Erleichterung macht sich breit. Die ersten Witze werden schon gemacht, insbesondere Gerd als Opfer von Skeat und Freddy als dessen Zuchtmeister müssen herhalten. Ich spüre, dass dieser Einsatz, so unangenehm er auch war, meine Position als Führer innerhalb der Gruppe ganz entscheidend gestärkt hat. Die Kollegen haben gemerkt, dass ich auch in einer Ausnahmesituation – einem sogenannten »planabweichenden Verlauf« – den Überblick nicht verloren und die Situation letztlich doch mit ihnen gemeinsam in den Griff bekommen habe.
    Ich rufe wiederum vom Telefon des Platzwartes den Polizeiführer an und schildere ihm das Ergebnis unseres Einsatzes. Auch er ist überaus erleichtert, bedankt sich sehr herzlich bei mir und macht mir zur Auflage, diesen Dank auch an alle meine Kollegen weiterzugeben.
    Wir packen unsere Sachen und machen uns wieder auf den Weg. Nach Rückkehr zur Dienststelle und dem Verstauen der Ausrüstung ist an Dienstschluss und Schlaf noch lange nicht zu denken. Wir sitzen bis zum Morgen zusammen und diskutieren über den Einsatzverlauf. Da Gerd mit seiner Handverletzung ausfällt und wir daher nicht mehr vollzählig sind, habe ich uns bei der Leitstelle für den kurzen Rest der Nacht abgemeldet. Für den verbleibenden Zeitraum müssen die anderen Rufbereitschaftsgruppen landesweit ausreichen.
    Als ich meinen Bericht geschrieben habe, treffen bereits die ersten Kollegen des Frühdienstes auf der Dienststelle ein. In der Frühbesprechung, die allmorgendlich um 7:00 Uhr stattfindet, informiere ich alle über den Einsatzverlauf. Ich ernte Zustimmung von allen Seiten und

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