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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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bin sehr froh über die Unterstützung, die mir zuteilwird. Auch unser Kommandoführer Nils schlägt mir nach der Besprechung anerkennend auf die Schulter. Dann endlich mache ich mich auf den Weg nach Hause und falle todmüde ins Bett.

»SHOOTOUT«
»Arma in armatos sumere iura sinunt.» (»Es ist rechtens, gegen Bewaffnete mit Waffen anzugehen.«)
Ovid
                                                                       Mein erster Einsatz ist gerade mal eine Woche her und doch schon wieder ferne Vergangenheit. Seitdem haben wir das gemacht, was SEK-Beamte hauptsächlich machen, wenn kein Einsatz zu bestreiten ist: Sie trainieren. Wir müssen unsere Waffen beherrschen, wir müssen uns blind aufeinander verlassen können, wenn es um das gewaltsame Stürmen von Gebäuden, Bussen, Bahnen, Flugzeugen oder Schiffen geht. Koordination in Extremsituationen klappt nur, wenn sie bis zum Umfallen geübt worden ist.
    Den heutigen Tag haben wir im »Trainingszentrum H.« verbracht. Dort befindet sich in einem größeren Steinbruchgelände ein offener, nicht überdachter Schießstand, den alle Spezialeinsatzkommandos in unserem Bundesland nutzen. 3 In den allermeisten Fällen wird dieser Schießstand für das Training mit sogenannten Langwaffen genutzt, da diese in normalen überdachten Schießständen nicht abgefeuert werden dürfen. Neben den Präzisionsschützengewehren HK PSG 1 sind dies vor allem Gewehre des Typs HK G3 K-»kurz« und die Selbstladeschrotflinte HK 512.
    Das G3 K wird in unserem Kommando in erster Linie von den sogenannten Sicherungsschützen verwendet, die das Vorgehen der eigenen Kräfte z.B. an ein von Terroristen besetztes Objekt absichern sollen. Im Gegensatz zu dem bei der Bundeswehr als Standardgewehr eingesetzten G3 hat die von uns benutzte Modellversion einen verkürzten Lauf und eine einschiebbare Schulterstütze, welche das Handling der Waffe vereinfacht. Das Schießen mit diesem Waffentyp ist allerdings keinesfalls einfacher, denn durch die Verkürzung und die brisante Munition ist der Rückschlag der Waffe relativ groß, weshalb es sehr übungsintensiv ist, sie bei mehreren hintereinander abgegebenen Schüssen im Ziel zu halten. Die Selbstladeschrotflinte HK 512 dient in erster Linie zur Bekämpfung von aggressiven Hunden, die relativ häufig bei festzunehmenden Personen in deren Wohnung anzutreffen sind. Mit der Streumunition einer Schrotflinte ist es einfacher, einen angreifenden Hund zu treffen, als mit einem einzelnen Geschoss einer herkömmlichen Schusswaffe. Außerdem können mit einer Schrotflinte auch Glasscheiben zerschossen werden, wenn man durchs Fenster in ein Zielobjekt eindringen muss.
    Heute haben wir intensiv mit dem G3 K trainiert und das schnelle Schießen mit dem Gewehr aus verschiedenen Distanzen geübt. Ich bin heute nicht mit meiner eigenen Gruppe unterwegs, sondern mit der Gruppe von Jack. In unserem Kommando gibt es derzeit drei Einsatzgruppen, die sich in der Bereitschaft für eventuell anfallende Einsätze in einem vorgegebenen Rhythmus abwechseln. Allerdings ist diese grundsätzliche Diensteinteilung in keiner Weise starr, vielmehr sind Verschiebungen und »Tauschgeschäfte« an der Tagesordnung, sodass in unserem Standort immer gemischte Teams aus allen drei Einsatzgruppen die anfallenden Einsätze bestreiten, zumal es auch häufig vorkommt, dass eine Gruppe rein zahlenmäßig den Einsatz gar nicht allein bestreiten kann. Für den Zusammenhalt der gesamten Einheit ist dies ein ganz wesentlicher Faktor, existiert doch in unserem Kommando überhaupt keine Konkurrenz unter den verschiedenen Einsatzgruppen. Ein Umstand, der in anderen Spezialeinheiten deutlich anders und nicht immer von Vorteil ist.
    Ich habe heute für einen Kollegen aus Jacks Gruppe die Einsatzbereitschaft übernommen, getreu dem Motto, dass man zuerst SEK-Beamter und dann Einsatzführer ist. So sitze ich nun, auf dem Rückweg vom Trainingszentrum zu unserer Dienststelle, welche immerhin etwa 80 Kilometer entfernt ist, als dritter Mann in Jacks Führungsfahrzeug, es ist früher Nachmittag, und wir sind alle gedanklich schon beim nahen Feierabend, als Jacks Eurosignalempfänger plötzlich laut und sehr vernehmlich piept.
    Jack ist ein Kollege aus dem Ruhrgebiet mit einer typischen Ruhrpottschnauze, grundsolide, absolut verlässlich und ein fabelhafter Kollege, mit dem ich eng befreundet bin. Jetzt verzieht er das Gesicht, als er auf

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