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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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fragt Jack ein letztes Mal bei Franz auf der Rückseite des Hauses nach, wie dort die Lage ist.
    »Hier ist alles ruhig, ich kann nichts erkennen«, ist die Antwort von Franz, der nach wie vor hinter seinem Präzisionsgewehr liegt.
    »Alles klar«, bestätigt Jack und fügt hinzu, damit Franz auf seinem Dach nicht von unserem Vorgehen überrascht wird: »Franz, für dich zur Kenntnis, wir gehen jetzt rein.«
    Der quittiert Jacks Durchsage mit dem bekannten Doppelklicken der Sprechtaste an seinem Funkgerät, zum Zeichen, dass er verstanden hat.
    Jack gibt Marry ein Zeichen, dieser tritt daraufhin mit einem Schritt vor die Tür, nimmt Maß und schlägt mit einer weiten Ausholbewegung die zwanzig Kilogramm schwere Eisenramme auf Höhe des Schlosses gegen die Haustür.
    Der ganze Türrahmen erbebt unter der Wucht des Schlages, die Tür selbst beult sich nach innen aus, aber … sie geht nicht auf. Es muss an ihrer verdammten Konstruktion liegen, Aluminium in einem Aluminiumrahmen, dann lässt häufig die Schlagenergie der Ramme die Tür bloß im Rahmen schwingen, reicht aber nicht aus, um sie aus dem Schloss herauszubrechen. So augenscheinlich auch jetzt. Sofort setzt Marry nach und schlägt mehrfach kräftig auf die gleiche Stelle, jedoch weiterhin ohne Erfolg. Die Tür widersteht. Dann lassen uns ein plötzliches zirpendes Geräusch und umherfliegende Stahlsplitter alle erstarren. Erstaunlicherweise hat niemand ein Schussgeräusch gehört, aber unzweifelhaft ist von drinnen durch die verschlossene Tür geschossen worden.
    »Achtung, der Typ ballert durch die Tür!«, ruft Winni, der hinter Marry postierte Kollege, packt diesen blitzschnell an der Rückseite seiner Schutzweste und reißt ihn aus dem gefährlichen Türbereich. Es zirpt abermals, der in der Türmitte befindliche Briefkastenschlitz fliegt auf und direkt wieder zu und weitere Stahlsplitter surren durch die Luft. Diesmal jedoch leider nicht ohne Wirkung. Winni ruft: »Ich hab was abgekriegt, am Bein …«, und ergänzt sofort: »Ist nicht weiter schlimm, blutet nur …«
    Dadurch wissen alle, dass Winni seine Position erst einmal nicht aufgeben oder unmittelbar ärztlich versorgt werden muss.
    »Ich hab auch was abgekriegt«, ruft Ulf, der hinter Winni stehende Kollege. »Ebenfalls am Bein«, ergänzt er schnell, »nicht tragisch, alles klar erst mal.«
    Jacks Stimme ertönt im Lautsprecher meines Einsatzhelms, als er sagt: »Ok, wir ziehen uns erst mal aus dem Türbereich zurück und schauen uns die Verletzungen an. Peter, du sicherst mit Willy die Tür, falls der Typ rauskommt.«
    Ich betätige den Sprechknopf meines Funkgerätes zweimal, bewege mich von der Hauswand etwa zwei Meter weg und hocke mich im Sichtschutz eines kleinen Busches so hin, dass ich die Eingangstür genau im Blick halten kann, von dem durchgeknallten Ehemann aber nicht sofort gesehen werde, wenn er die Tür öffnen sollte. Ich richte meine Maschinenpistole auf die Haustür und beobachte aus dem Augenwinkel meinen Kollegen Willy, wie er auf der anderen Seite der Haustür in Position geht. Allerdings scheint den auf einmal der Teufel zu reiten …
    Willy ist ein Kollege der absolut coolen Sorte, unglaublich stressresistent, mutig und entschlossen, gerade in äußerst prekären Einsatzsituationen, dafür aber im normalen Alltag von geradezu entwaffnender Gleichgültigkeit, insbesondere gegenüber ihm sinnlos erscheinender Vorschriften, von denen es in seinen Augen reichlich gibt.
    Darüber hinaus ist Willy, was auf den ersten Blick überhaupt nicht auffällt, ein äußerst belesener Kollege mit einer umfassenden Allgemeinbildung. Dies führt natürlich zwangsläufig häufiger dazu, dass insbesondere Vorgesetzte mit geringem Fachwissen und nicht sonderlich ausgeprägter Kompetenz, aber großem Ego, in Willy ihren Meister finden und er daher in diesen Kreisen nicht unbedingt beliebt ist. Zudem ist Willy durch seine Persönlichkeit für die anderen Kollegen der Einheit so etwas wie der informelle soziale Ansprechpartner, insbesondere bei internen Problemen. Was mich anbelangt, so habe ich mich mit Willy bis zum heutigen Tage immer hervorragend verstanden und fühle mich ihm freundschaftlich sehr verbunden. Später wird er mir in einer schwierigen dienstlichen Situation eine entscheidende Hilfe sein.
    Im Einsatz ist Willy, wie bereits erwähnt, mutig, bis hin zum Leichtsinn, so wie es sich jetzt gerade auch wieder herausstellt.
    Fassungslos sehe ich, wie er seine Position verlässt, sich

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