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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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und leistet auch keinen Widerstand. Als er gefesselt ist und ich sicher bin, dass keine Gefahr mehr von ihm ausgehen kann, betätige ich den Sprechknopf meines Funkgerätes: »Hier Peter an alle. Zugriff erfolgt, Zielperson sicher. Alles unter Kontrolle.«
    Während ich meine Funkmeldung absetze, durchsucht Willy den auf dem Bauch liegenden Mann nach etwaig versteckten Waffen. Es finden sich zwar keine, aber Willy bemerkt, dass der Mann im Bauchbereich blutet, was stark nach einer Schusswunde aussieht. Da wir nicht auf ihn geschossen haben, kann dies nur bedeuten, dass seine Frau ihn offensichtlich bei ihrer Flucht aus dem Haus doch getroffen haben muss.
    Willy dreht den Mann sofort in die Rückenlage und fragt mit seinem ureigenen trockenen Humor: »Woher kommt denn das Loch in deinem Bauch?«
    Der Mann schaut uns zwar ziemlich glasig an, ist aber dennoch bei Bewusstsein und antwortet stammelnd: »Meine Frau …«
    Ich betätige wiederum mein Funkgerät und melde: »Hier Peter. Die Zielperson hat eine Schussverletzung im Bauchbereich und benötigt sofort notärztliche Versorgung.« Und zur Beruhigung für Jack als Einsatzleiter ergänze ich: »Die Schusswunde ist nicht von uns, seine Frau hat ihn doch erwischt.«
    Jacks Antwort kommt postwendend: »Alles klar, kannst du uns die Haustür öffnen, ich komme mit dem Notarzt dorthin …«
    Der Notarzt kümmert sich sofort um den Mann, dem offensichtlich immer noch überhaupt nicht klar ist, dass er vor ein paar Minuten mit seinem Gewehr auf Polizisten geschossen hat. Er macht auch weiterhin einen verwirrten Eindruck und muss ins Krankenhaus eingeliefert werden, wo er von uniformierten Beamten bewacht werden wird. Winni und Ulf, meine beiden durch die Splitter der Geschosse verletzten Kollegen, sind ebenfalls in notärztlicher Behandlung, und obwohl die Verletzungen im Beinbereich zunächst nicht schlimm aussehen, werden beide für mehrere Wochen dienstunfähig sein, da die Splitter operativ entfernt werden müssen und die Wunden langsamer wieder verheilen als angenommen.
    Uns allen ist durch den heutigen Tag wieder klar geworden, dass unser Job trotz aller fortschrittlichen Ausrüstung und Taktik, die wir benutzen und anwenden, immer Risiken bergen wird, die sich nicht kalkulieren lassen.
    Letztlich sind wir froh, dass die Verletzungen unserer beiden Kollegen nicht schlimmer ausgefallen sind, und unsere Einsatznachbereitung an diesem Tag geht noch bis tief in die Nacht …

HANDGRANATEN
»Die letzte Stimme, die man hört, bevor die Welt explodiert, wird die Stimme eines Experten sein, der da sagt: Das ist technisch unmöglich.«
Peter Ustinov
                                                                       Die Alarmierung erfolgt, wie immer eigentlich, zu einem ungünstigen Zeitpunkt. Ich bin gerade erst, nach einem ruhigen Diensttag ohne nennenswerte Ereignisse, zu Hause eingetroffen und habe es mir mit einer Tasse Kaffee gemütlich gemacht. Nach einem kürzlich durchgeführten Umzug befindet sich mein Wohnort jetzt knapp 100 Kilometer von meiner Dienststelle entfernt. Auch für die Durchführung eines Umzuges ist die Zugehörigkeit zum SEK mit seinem überdurchschnittlich sportlichen Personal von einigem Vorteil. Natürlich haben alle meine Kollegen mit angepackt und die alte Bude in Rekordzeit aus- und die neue ebenso schnell wieder eingeräumt. Die Entfernung zur Dienststelle bedeutet aber auch eine etwa einstündige Autofahrt, bis ich dann tatsächlich Feierabend habe. Im Gegensatz zu der vielleicht landläufigen Vorstellung, dass SEK-Beamte immer dicht an ihrer Dienststelle wohnen müssen, um im Bedarfsfall schnell dort zu sein, ist dies de facto eher die Ausnahme. Die meisten meiner Kollegen wohnen nicht im näheren Einzugsbereich der Dienststelle und müssen wie ich zum Teil erhebliche Anfahrtswege in Kauf nehmen. Heute jedoch werde ich, obwohl ich dies noch nicht ahne, den Weg zur Dienststelle zweimal machen.
    Das Telefon klingelt. Da ich keine Rufbereitschaft habe, denke ich an nichts Böses und greife nichtsahnend zum Hörer.
    »Na, schon angekommen?«, höre ich mit ironischem Unterton die Stimme meines Kollegen Heiner, ebenfalls wie ich Gruppenführer einer Einsatzgruppe in unserer Einheit und, wie ich weiß, heute der diensthabende Führer der Rufbereitschaftsgruppe.
    »Mist«, denke ich sofort, »das ist bestimmt kein Höflichkeitsanruf.« Ich sollte recht behalten.
    »Dann setz dich

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