SEK – ein Insiderbericht
Tür geht es in ein Treppenhaus, und von da aus kommt man durch eine weitere Verbindungstür in die Schalterhalle – so hat es mir jedenfalls die Vorzimmerdame erzählt.«
Am Funk ist nun einen Moment Stille, dann höre ich Andreas sagen: »Ok, Peter, mach die Tür auf und riskier einen Blick in das Treppenhaus – geh aber nicht in den Flur hinein, nur gucken!«
»Alles klar, ich öffne jetzt die Tür.« Ich schiebe den Schlüssel, den mir die Dame aus dem Anwaltsbüro gegeben hat, ganz langsam in das Schloss, um Geräusche zu vermeiden. Dann lege ich mein Ohr noch einmal prüfend an die Tür, um zu hören, ob ich im Flur irgendwelche verdächtigen Geräusche identifizieren kann. Das ist nicht der Fall. Für alle Fälle ziehe ich meine SIG-Sauer-Pistole aus dem Holster und beginne nun, mit der linken Hand den Schlüssel zu drehen.
Die Tür lässt sich mühelos öffnen, und ich blicke zunächst durch einen kleinen Spalt in den dahinter befindlichen Flur, der wie erwartet leer ist. Ich sehe in zwei Meter Entfernung eine Art Wendeltreppe, welche in die untere Etage führt. Mehr kann ich so nicht erkennen.
Ich betätige wieder mein Funkgerät und melde meine Beobachtung an die Befehlsstelle, dann frage ich weiter: »Ich könnte mich gefahrlos bis zum Rand der Wendeltreppe vorarbeiten und dann einen Blick nach unten nehmen, einverstanden?«
Da wir bereits Oktober haben, ist es draußen schon komplett dunkel, was mein Vorhaben in dem Flur nur erleichtert und ziemlich risikofrei erscheinen lässt.
Erwartungsgemäß höre ich nunmehr wieder die Stimme des Funkers in der Befehlsstelle, der Andreas’ Anweisung an mich weitergibt: »Freigabe erteilt, arbeite dich bis zum Rand vor und riskier einen Blick.«
Ich betätige die Sprechtaste meines Funkgerätes zweimal zur Bestätigung und beginne, auf dem Bauch kriechend, mich langsam und leise dem Rand der Wendeltreppe zu nähern. Was ich sehe, enttäuscht mich allerdings sofort.
Die Wand der Bankfiliale zum Treppenhaus hin ist leider keine massive Wand, sondern eine komplette Glasfront, durch die man, in diesem Falle auch der Täter, in den Flur hineinsehen kann und auch Bewegungen auf der Wendeltreppe erkennen könnte. Derzeit ist allerdings von innen ein Vorhang vor die Glasfront gezogen worden, was mir den Blick in das Innere der Filiale verwehrt. Ich erkenne auch die Zugangstür aus der Filiale in den Hausflur, welche zum Glück nicht aus Glas ist, sondern eine handelsübliche Wohnungstür zu sein scheint und derzeit geschlossen ist. Gegenüber der Tür befindet sich im Flur eine Nische – groß genug, um dort ein paar Kollegen in unmittelbarer Nähe der Zugangstür zu positionieren, und zwar außerhalb des Sichtbereichs durch die Glasfront. Allerdings müssten die Kollegen zunächst unbemerkt die Wendeltreppe im Sichtbereich des Täters überwinden, um dorthin zu gelangen.
Ich melde meine Beobachtungen an die Befehlsstelle und ziehe mich in die Anwaltskanzlei zurück. Sodann begebe ich mich auf schnellstem Wege zu Andreas, um mit ihm die Möglichkeiten zu besprechen, die sich aus meiner Entdeckung ergeben könnten. Mittlerweile wurde auch ermittelt, dass ein Mitarbeiter der Bank, der sich zurzeit im Urlaub befindet, über einen Schlüssel verfügt, mit dem sich auch die Tür zwischen Hausflur und Kassenraum öffnen lassen würde. Diese Information könnte noch sehr nützlich für uns werden, denn mithilfe dieses Schlüssels wäre es eventuell möglich, in einer günstigen Situation vom Täter unbemerkt in den Kassenraum einzudringen.
»Peter«, wendet sich Andreas abschließend wieder an mich, »es sind ja weitere SEK-Einheiten im Anmarsch, und die nächsten, die eintreffen werden, sollen sich um die Umsetzung dieses Plans kümmern. Ich möchte, dass du dich noch weiter umschaust, vielleicht findest du ja noch etwas, was uns weiterbringt.«
Während Andreas mich noch erwartungsvoll anschaut, bricht plötzlich Hektik aus. Ein in Beobachtungsposition direkt gegenüber dem Haupteingang liegender SEK-Beamter meldet über Funk: »Hier Beo 6 Uhr. 6 Die Eingangstür geht auf. Eine …, zwei …, mehrere Personen verlassen das Bankgebäude, vermutlich freigelassene Geiseln. Den Täter kann ich nicht erkennen, ist wohl hinter der geöffneten Eingangstür verborgen. Jetzt insgesamt neun Personen, die draußen sind … – die Tür geht wieder zu. Jetzt geschlossen. Die Personen sind durch unsere Kräfte in Empfang genommen worden.«
Und während wir uns noch
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