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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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im Notfall auch als Notausstieg dienen soll, aus uns derzeit noch nicht bekannten Gründen bereits zerstört ist, können wir außergewöhnliche Geräusche innerhalb des Fahrzeuges von unserer Position aus recht gut hören. Insbesondere auffällig bis zu diesem Zeitpunkt ist das immer wieder einmal aufkommende, zum Teil recht hysterisch klingende Geschrei des Täters. Warum er so schreit, wissen wir nicht. Allerdings ist jeder in unserem kleinen Zugriffsteam davon überzeugt, dass es für uns höchste Zeit wird einzugreifen. Doch ohne dass der Täter sich im vorderen Bereich des Busses sehen lässt, sind uns die Hände gebunden und wir können nichts tun.
    Auf einmal schwillt das Geschrei des Täters im Bus wieder an, und wir hören deutlich, wie auch einige Geiseln plötzlich in Panik zu schreien anfangen. Ich richte mich ein wenig auf und blicke vorsichtig um die Ecke unseres Baucontainers, während ich gleichzeitig mein Funkgerät betätige: »Hier Peter. Geschrei im Bus, da geht irgendwas ab …«
    Dann fällt ein Schuss im Inneren des Busses. Kurz darauf sehe ich, wie eine Person aus dem Heckfenster springt und schnell davonläuft. Kurz darauf stürzt ein zweiter Mann aus dem Heckfenster und versucht dann, sich aufzurichten, was ihm, offensichtlich bedingt durch eine Verletzung, aber nicht gelingt. Da ich aus meiner Position keine Sicht auf das Heckfenster habe, kann ich auch nicht erkennen, ob der Täter sich dort aufhält.
    Piet, der die ganze Szenerie hinter dem Fenster der Messehalle ebenfalls beobachtet hat, meldet sich sofort über Funk: »Achtung, hier Piet. Zwei Personen haben den Bus durch das Heckfenster verlassen und flüchten nach rückwärts. Jack, go!«
    Das ist das Zeichen für Jack und seine Evakuierungskräfte, die geflohenen Geiseln in Sicherheit zu bringen. »Sind unterwegs«, höre ich Jacks knappe Antwort.
    Die erste geflüchtete Person ist aber bereits außer Sichtweite des Busses und läuft den im weiteren Umkreis postierten Absperrkräften in die Arme, sodass Jack und seine Männer sich nur noch um die zweite entkommene Geisel kümmern müssen, die wenige Meter vom Heckfenster des Busses entfernt am Boden liegt und versucht, sich kriechend weiter von diesem zu entfernen.
    Ich betätige wiederum den Sprechknopf meines Funkgerätes: »Jack, die zu evakuierende Person liegt ein paar Meter hinter dem Heckfenster und versucht weiter wegzukriechen, offensichtlich schwerer verletzt …«
    Während Jack in seinem Wagen mit hoher Geschwindigkeit herankommt, betätigt er zweimal die Sprechtaste seines Funkgeräts zum Zeichen, dass er verstanden hat. Der Fahrer bringt das Fahrzeug genau zwischen dem Bus und der am Boden liegenden Geisel zum Halten, sodass sie vor möglichen Schüssen des Täters gedeckt ist. Die Beifahrertür öffnet sich, und ich sehe einen meiner Kollegen ein Gewehr in Richtung Heckfenster des Busses in Stellung bringen. Unter dessen Schutz ziehen Jack und ein weiterer Kollege nun den verletzten Mann in den Wagen hinein, der Gewehrschütze verschwindet ebenfalls wieder im Innenraum, und erneut fährt Jacks Team mit quietschenden Reifen los und entfernt sich mit hoher Geschwindigkeit aus dem Sicht- und Schussbereich des Busses. Jack meldet: »Geisel an Bord, Person hat Schussverletzung im Oberkörper, Arzt ist dran, wahrscheinlich nicht lebensbedrohlich.«
    Ich blicke den Mitgliedern meines kleinen Zugriffsteams in die Augen. Wenn es für uns noch eines Beweises für den Ernst der Lage bedurft hätte, so war dieser jetzt in jedem Fall erbracht. Der Täter macht offenbar rücksichtslos von seiner Schusswaffe Gebrauch, und was das für die möglicherweise an Bord befindlichen Explosivmittel bedeutet, malen wir uns gar nicht erst aus.
    Erst ein paar Tage später sollten wir erfahren, was wirklich im Inneren des Busses passiert war. Ein Jugendlicher sprang in einem unbeobachtet geglaubten Moment auf und versuchte, mit einem Sprung durch das zwar vom Täter mit einem Tuch verhängte, aber zerstörte Heckfenster des Busses zu entkommen. Der Geiselnehmer bemerkte diesen Fluchtversuch jedoch und schoss auf ihn. Ein Passagier aus Österreich warf sich dabei in die Schusslinie und rettete so vermutlich dem Jugendlichen das Leben. Er selbst wurde dadurch getroffen und zog sich eine schwere, wenn auch nicht lebensgefährliche Oberkörperverletzung zu. Daraufhin erlaubte ihm der Geiselnehmer, den Bus ebenfalls durch das Heckfenster zu verlassen. Durch Jacks Einsatz konnte der verletzte

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