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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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betätige den Türöffner der Fahrertür mit meiner linken Hand, während ich mit der Rechten bereits mit der Pistole durch das Seitenfenster in den Bus hinein sichere. Und leider bestätigt sich in diesem durchaus entscheidenden Moment einmal mehr unsere altbekannte These, dass das, was man nicht selbst ausprobiert und gesehen hat, nicht als tatsächlich gegeben hingenommen werden kann. Dies gilt bedauerlicherweise insbesondere auch für die Aussagen von sogenannten »Experten«. Während ich nämlich den Türöffner betätige, stelle ich fest, dass die Tür, was ja eigentlich laut Aussage unseres zu Rate gezogenen Spezialisten nicht sein kann, von innen verriegelt ist.
    Ich rufe dem neben mir stehenden Otto zu: »Verschlossen!« Otto greift sofort zu dem Schlagstock, den er in seiner Schutzweste mitführt. Entschlossen schlägt er mit dem Griff dieses PR-24 in die Seitenscheibe. Während das Glas zersplittert, sehe ich, wie an der hinter dem Fahrersitz befindlichen, durch die Schüsse zerstörten Scheibe der Oberkörper einer Frau erscheint, die sich offensichtlich in totaler Panik kopfüber aus dem Bus stürzen will. Um das zu verhindern, schreie ich sie an: »Wir sind von der Polizei, der Täter ist tot, bleiben Sie drin, wir kommen rein.« Obwohl ich natürlich gar nicht weiß, ob der Täter tatsächlich tot ist, scheinen meine Worte doch die gewünschte Wirkung zu haben, die Frau gibt ihr Vorhaben auf und verbleibt im Inneren des Busses.
    Otto hat nach zwei schnellen Schlägen gegen die Seitenscheibe ein so großes Loch geschlagen, dass ich mit meiner linken Hand hindurchgreifen kann. Und obwohl ich den Mechanismus nicht kenne, da ich ihn nicht vorher ausreichend erproben konnte und die Gesamtsituation alles andere als förderlich für feinmotorische Bewegungen ist, gelingt es mir, die Türverriegelung zu öffnen. Was Otto und ich in diesem ganzen Chaos aber nicht mitbekommen haben, ist die Tatsache, dass Wilhelm, der neben Piet am Fenster der Messehalle den Verlauf des Zugriffs beobachtet, den Notangriff auslöst, als er unsere Verzögerung an der Tür wahrnimmt. Und so laufen von hinten Fritz’ Männer aus ihrer Deckung an das zerstörte Heckfenster des Busses heran, allerdings ohne dass wir dies von unserer Position aus sehen können.
    Ich klettere die Einstiegsstufe an der Fahrertür empor und fühle Ottos Hand auf meiner Schulter, zum Zeichen, dass er sich unmittelbar hinter mir befindet. Der tote Busfahrer ist von seinem Sitz nach rechts in den Mittelgang gerutscht, und während ich vorsichtig über ihn hinwegklettere und gleichzeitig sowohl nach dem Täter als auch nach versteckten Drähten, die als Auslöser für den im Bus verbauten Sprengstoff dienen könnten, Ausschau halte, sehe ich den Täter bereits etwa einen Meter von mir entfernt im Mittelgang liegen. Er bewegt sich nicht, und eine Faustfeuerwaffe liegt unmittelbar neben ihm am Boden, in Griffweite seiner geöffneten rechten Hand. Im Bus herrscht unglaublicher Lärm, alle Passagiere schreien in Panik durcheinander, während es uns kaum gelingt, mit unseren eigenen Stimmen gegen den Lärm anzukämpfen: »Polizei! Die Situation ist unter Kontrolle! Bleiben Sie sitzen! Köpfe runter!«
    Da ich am Boden keine gespannten Drähte bemerkt habe, bewege ich mich auf den am Boden liegenden Täter zu. Meine Pistole bleibt auf seinen Kopf gerichtet, und ich bin bereit, sofort abzudrücken, falls er sich auch nur ein bisschen regen sollte. Während Otto hinter mir die übrigen Insassen des Busses im Auge behält, schiebe ich zunächst die Waffe des Täters aus dessen Reichweite und trete dann mit dem Fuß darauf. Ich sehe, wie sich ein Blutstrom von seiner Kopfseite durch die Sturmhaube einen Weg auf den Mittelgang bahnt und dort eine immer größer werdende Lache bildet. Ich gehe in die Knie, ziehe die Sturmhaube nach oben und blicke in starre Pupillen – alles klar, der Täter ist tot.
    Während ich in der Hocke bin, springt der erste Mann von Fritz’ Notangriffsteam durch das zerstörte Heckfenster in das Innere des Busses. Jetzt entsteht für Otto und mich eine äußerst brenzlige Situation. Die Kollegen gehen mit Sicherheit davon aus, dass unser Zugriffsplan nicht funktioniert hat, denn sonst wäre der Notangriff nicht ausgelöst worden. Sie wissen vermutlich nicht, dass Otto und ich uns bereits im Bus befinden, und da der Täter und wir gleichermaßen dunkel gekleidet sind, ist in dieser hochgradig hektischen Situation eine Fehleinschätzung mit

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