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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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In dem total stillen Treppenhaus knallt es erschreckend laut. Theo hat die Tür mit dem ersten Schlag der Ramme hervorragend getroffen, und die Holztür fliegt mit hohem Tempo nach innen auf, während Teile des Schlosskastens scheppernd auf den Fußboden fallen. Theo macht sofort einen Schritt nach hinten, um die dunkle Türöffnung freizugeben, und schon setzt sich die Reihe der SEK-Beamten im Laufschritt in Bewegung, Michael und Siggi als erstes Team vorneweg. Hinter dem zweiten Team dringe auch ich in die Wohnung ein. Ich habe mir schon lange angewöhnt, mich als Gruppenführer etwa in der Mitte der Zugriffskräfte aufzuhalten. Dies gewährleistet, dass ich in den entscheidenden Sekunden, in denen der Zugriff rollt, die Aktionen der vor mir agierenden Kollegen zumindest ansatzweise mitbekomme und die nachfolgenden Kollegen noch umdirigieren kann, sollte es notwendig sein. Während ich im schnellen Gehtempo die dunkle Türöffnung passiere und die Schulterstütze meiner Maschinenpistole fest in meine Schulter eingezogen habe, sehe ich gerade noch, wie Michael und Siggi im Wohnzimmer verschwinden. Die Lichtstrahlen der an den Maschinenpistolen angebrachten Surefire-Lampen erhellen wie geisterhafte Finger die komplett dunkle Wohnung.
    Plötzlich bricht ein Stakkato von Schüssen los, deren Herkunftsort ich erst gar nicht genau lokalisieren kann und die sich für mich im allerersten Moment so anhören wie eine Reihe Silvesterknaller. Ich höre am Geschrei, dass die Schießerei, die offenbar schon wieder zu Ende ist, aus dem Wohnzimmer gekommen sein muss, und um sicherzustellen, dass trotz der Schussabgaben die komplette Wohnung weiter abgearbeitet wird, brülle ich die beiden anderen Teams vor und hinter mir an: »Weiter, die Bude zu Ende machen!«
    Hinter mir erscheint Theo, der als letzter Mann die Ramme im Hausflur hat stehen lassen, und schließt sich mir an. Gemeinsam dringen wir als zweites Team in das Wohnzimmer ein, bereit für welches Szenario auch immer.
    Als ich den Raum betrete, sehe ich Michael der Zimmertür gegenüber an der Fensterseite stehen, seine Maschinenpistole zeigt auf eine am Boden liegende nur schemenhaft zu erkennende Gestalt. Siggi steht etwa zwei Meter links von Michael und zielt ebenfalls in die gleiche Richtung. Theo und ich scannen noch einmal kurz den Raum ab, erkennen aber schnell, dass sich hier niemand sonst aufhält. Über Funk meldet sich Dieter vom zweiten Team: »Wir sind im Kinderzimmer, Kind liegt wohlbehalten im Bett. Keine weiteren Personen hier.«
    Ich betätige den Sprechknopf meines Funkgerätes zweimal zur Bestätigung und suche gleichzeitig nach dem Lichtschalter des Wohnzimmers. Nachdem ich die Deckenbeleuchtung eingeschaltet habe, erkenne ich einen Mann, der rücklings auf dem Fußboden liegt. Er blutet aus einer Kopfwunde, und auch sein helles T-Shirt färbt sich an mehreren Stellen blutrot. Ich betätige mein Funkgerät erneut: »Dieter, komm sofort ins Wohnzimmer, Person mit Schussverletzung!«
    Dieter ist ausgebildeter Rettungssanitäter, welcher bei unseren Einsätzen für die Erstversorgung von Verletzten zuständig ist, bis der Notarzt eintrifft. Zu diesem Zweck führt er einen Sani-Sack mit, den er beim Zugriff routinegemäß vor der Wohnungstür abgestellt hat, um sich davon nicht behindern zu lassen. Ich höre Dieters Bestätigung schon gar nicht mehr, denn ich funke umgehend nach draußen: »Hier Einsatzteam. Wohnung genommen, Zielperson durch Schusswaffengebrauch verletzt, benötigen umgehend Notarzt in der Zielwohnung. Einsatzteam und Kind unverletzt. Wir bringen den kleinen Jungen gleich aus der Wohnung vor die Haustür und brauchen Personal, das ihn dort abholt.«
    »Alles klar«, bestätigt mir der Führer der uniformierten Kollegen von draußen, »der Notarzt ist unterwegs und eine Kollegin von mir ebenfalls, die den Jungen in Empfang nimmt.«
    Ich trete jetzt näher an den am Boden liegenden Mann heran, und während ich schon die Schritte des herbeieilenden Dieters höre, erkenne ich, dass der Angeschossene am Boden trotz seiner offensichtlich schweren Verletzung noch bei Bewusstsein ist.
    Ich sehe, dass Michael mit dem Fuß auf einer Faustfeuerwaffe steht, die offensichtlich der Zielperson zuzuordnen ist, und, was noch wichtiger ist, ich sehe in Griffweite der Zielperson eine auf dem Boden abgestellte Handgranate.
    »Theo, übernimm mal die Sicherung für Siggi.« Da jetzt die gröbste Aktion vorbei ist, möchte ich gern einen der beiden Kollegen

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