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SEK – ein Insiderbericht

SEK – ein Insiderbericht

Titel: SEK – ein Insiderbericht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Schulz
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augenscheinlich um die Pistole des französischen Gendarmen handelt. An der Waffe klebt überall das Blut der Zielperson, da einer der Schüsse meiner Kollegen seine Pistolenhand getroffen und ihm einen Finger halb abgerissen hat. Ich deponiere beide Gegenstände zunächst nebenan in der Küche auf dem Tisch, während mir Michael den Ablauf der Ereignisse aus seiner Sicht schildert. Sie entspricht im Wesentlichen dem, was Siggi mir bereits erläutert hat, allerdings kann Michael noch ergänzen, dass eine erkennbare Trefferwirkung erst nach etlichen Schüssen überhaupt zu erkennen war und diese auch nur darin bestand, dass die Zielperson aus dem Sitzen wieder in ihre ursprüngliche liegende Position zurückgefallen war. Als Michael an den Mann herangetreten war, um dessen Waffe zu sichern, war er, wie auch jetzt noch, voll ansprechbar.
    Dies ist leider, wie wir schon wiederholt in kritischen Situationen feststellen mussten, kein Einzelfall. Der Grund hierfür liegt in dem Kaliber und in der Wirkungsweise der sowohl für unsere Pistolen als auch für unsere Maschinenpistolen verwendeten Munition des Kalibers 9 × 19 mm. Die hat in aller Regel nicht genügend Energie, um eine Zielperson sofort handlungsunfähig zu machen, auch wenn heutzutage eine Teilmantelmunition verwendet wird, die aufgrund ihres Aufbaus die Eigenschaft hat, im Körper »aufzupilzen« und damit nahezu ihre gesamte Energie im Ziel abzugeben. Fast immer sind die Verletzungen, die durch die Geschosse hervorgerufen werden, zwar sehr schwer, aber wegen der zu geringen Energieabgabe im Ziel eben nicht in der Lage, ein bedrohliches Gegenüber sofort außer Gefecht zu setzen und damit an einem möglichen Angriff zu hindern. Wegen dieser Eigenschaften der Munition ist unsere Schießausbildung auch so ausgerichtet, dass wir im Falle eines Falles das Feuer erst dann einstellen, wenn ein Täter auf unsere Schüsse erkennbar Wirkung zeigt und handlungsunfähig ist. Leider ist das häufig erst nach mehreren Treffern der Fall, was bedeutet, dass die daraus resultierenden Verletzungen dann in den allermeisten Fällen sehr schwer sind.
    Und genau das war die Situation, in der sich auch Siggi und Michael befunden haben, als die Zielperson auf sie geschossen hat.
    Während der Notarzt und die Sanitäter sich mit Hochdruck um den Verletzten kümmern, sind die noch in der Wohnung befindlichen Kollegen meines Teams nun überflüssig. Auch Theo, der immer noch als Sicherer neben der Zielperson und dem Notarzt postiert ist, kann seine Position jetzt verlassen, da der Arzt dem Angeschossenen ein starkes Sedativ gespritzt hat, was ihn augenblicklich in die Bewusstlosigkeit versetzt hat.
    Ich betätige den Sprechknopf meines Funkgerätes: »Hier Peter an alle Kräfte des Einsatzteams. Wir sammeln uns an unseren Fahrzeugen. Ihr wartet dort zunächst ab, bis ich die Wohnung an Kräfte des KK 11 übergeben habe. Max, nimm bitte den kleinen Jungen mit nach unten, der wird vor der Tür in Empfang genommen. Und Dieter, du bleibst bei dem Notarzt und unterstützt dessen Maßnahmen. Wenn die Zielperson abtransportiert wird, lass dir genau mitteilen, in welches Krankenhaus.«
    Die Kollegen quittieren meine Durchsage und verlassen unmittelbar danach die Wohnung und den Hausflur in Richtung unserer abgestellten Fahrzeuge.
    Es ist nun an der Zeit, den Polizeiführer kurz telefonisch über den Ablauf des Geschehens in Kenntnis zu setzen. Vom Telefonapparat im Flur der Wohnung wähle ich die Nummer der Leitstelle und höre kurz darauf Schnitzlers Stimme am anderen Ende der Leitung. Als Allererstes fragt er mich, ob irgend jemand von meinem Einsatzteam bei der Aktion zu Schaden gekommen wäre, was ich glücklicherweise verneinen kann. Danach gebe ich ihm einen kurzen Bericht über den Ablauf in der Zielwohnung, und als ich ihm über die griffbereit auf dem Boden liegende Handgranate berichte, die der Täter aufgrund unseres schnellen Vorgehens nicht mehr einsetzen konnte, merke ich, wie er hörbar Luft holt.
    Dann sagt er: »Herr Schulz, ich möchte mich aufrichtig bei Ihnen und Ihren Kollegen für die hervorragende Abwicklung dieses heiklen Einsatzes bedanken. Bitte geben Sie dies an Ihre Leute weiter. Ich weiß, dass jetzt noch einiges an Arbeit auf Sie zukommen wird, aber ich möchte Ihnen versichern, dass ich als Polizeiführer voll hinter Ihnen und unserer Aktion stehe. Ich sehe, soweit ich das bis jetzt beurteilen kann, in diesem Fall auch keinerlei Probleme, was die rechtliche

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