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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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aufzubrechen. Ich muss das austesten.
    »Warum hast du dich zurückgezogen, als wir uns küssten?«, frage ich.
    »Du hast dich entzogen!«
    »Nein, hab ich nicht.«
    »Doch, hast du wohl. Und du hattest einen Freund.«
    »Du mochtest ihn wohl nicht?«
    Dom zieht ein Gesicht, als hätte er in was Saures gebissen. »Nein, aber das war wohl kaum zu erwarten, oder? Und ganz ehrlich, Amber, ich war mir damals nicht sicher, was ich empfand. Ich glaube nicht, dass es uns beiden was bringen würde, wenn wir zu der Beziehung zurückkehrten, die wir hatten.« Die Panik in meinem Gesicht veranlasst ihn, es in seine Hände zu nehmen. »Sieh mich nicht so an.«
    »Wie sehe ich dich an?«
    »Als hätte ich gerade Bambi erschossen! Ich meinte das nicht so, wie es sich anhörte. Ich meinte damit mich genauso wie dich, dass wir nämlich nicht richtig miteinander reden.«
    »Und das Vögeln anderer Leute, vergiss das nicht.« Ich schäme mich dafür, sobald ich es ausgesprochen habe. »Sorry, sorry. Ich verspreche dir, ich werde nicht zulassen, dadurch alles zu vergiften. O Gott, habe ich zu viel vorausgesetzt? Und du warst es nicht allein, das wird mir jetzt klar. Sag mir die Wahrheit, war ich die schlimmste Ehefrau in der Geschichte der Menschheit?«
    »Davon will ich nichts hören«, wirft Dom blitzschnell ein. »Was ist mit dieser aggressiven Frau, die ihrem Ehemann 124 Stichwunden zugefügt hat und dann einen Fernsehappell an ihn gerichtet hat?«
    Ich lächele ihn an und spüre, dass wohlige Freude mich erfüllt. Dass er so respektlos schnoddrig sein kann, liebe ich an ihm, weil ich weiß, dass er es nicht respektlos meint: Das ist unser Moldawisch, unser Geheimcode.
    »Ich wünsche mir was Allumfassendes«, sagt er schlicht. »Ich will alles. Aber ich werfe es dir nicht vor, wenn du noch immer wütend auf mich bist.«
    »Ich bin gar nicht mehr so wütend und kapiere endlich, dass ich von Gaia komme oder was auch immer. Es ist viel mehr, dass ich noch immer verletzt bin.« Und schluchzend ergänze ich: »Ich habe dich so sehr vermisst, Dom. Manchmal, das hört sich jetzt schrecklich an, manchmal dachte ich, es wäre einfacher, wenn du gestorben wärst. Dann wäre es Trauer gewesen, schlichte fürchterliche Trauer. Und man hätte mir Mitleid entgegengebracht, kein mit Urteil gewürztes Mitleid. Und ich hätte nicht all die Leute verloren wie du auch.«
    Dom wendet sich bedrückt ab. »Pass auf, Amber, ich habe mich dir gegenüber wirklich wie ein Drecksack verhalten«, sagt er und hält abwehrend die Hände hoch. »Das ist ein hässliches Wort, aber mir fällt kein anderes ein, das stark genug wäre. Aber ich werde mich nie, niemals mehr so verhalten, wenn du mir die Chance gibst, es nicht zu tun. Ist das grammatikalisch möglich?«
    Ich starre ihn an, und der restliche Schmerz lässt langsam nach. Zwar will ich mir nicht vormachen, dass er einfach so verschwinden wird, es nicht Zeiten geben kann, wo mir ein eisiger Wind ins Gesicht bläst, doch darauf wird es nicht ankommen. Dom sagt, ich sehe jünger aus, aber a) nehme ich an (hoffe ich), dass er damit versuchen will, mich flachzulegen, und b) fühle ich mich unendlich viel älter. Älter im positiven Sinn.
    Dom schält sich plötzlich aus seinem Stuhl und fällt auf ein Knie. »Wirst du mir die Ehre machen, die Scheidung von mir aufzuheben? Ich habe mir erlaubt, absolut radikale Flitterwochen zu buchen.«
    »O mein Gott. Das ist der zweitromantischste Heiratsantrag meines Lebens«, sage ich und küsse ihn richtig. Und diesmal bin tatsächlich ich diejenige, die sich von ihm löst.
    »Mist, wenn du die Papiere weggeschickt hast, dann sind wir vielleicht wirklich geschieden? Vielleicht werden wir im Moment geschieden?«
    Und mit einer Reihe von Telefonaten, die so possenhaft sind, dass sie sich gar nicht wiedergeben lassen, beginne ich mein Leben als neue Ehefrau. Es ist zu schön, um zu widerstehen.

Sechs Monate später
    Das Taxi rast mit quietschenden Reifen über die M4 und bahnt sich furchtlos seinen Weg zwischen dem unablässigen Strom der Fernlaster und Geländewagen. England kommt mir jetzt so klein vor, die Gebäude wie Monopoly-Spielsteine. Doch für Teenagerpoesie ist keine Zeit. Ich frage mich, was Marsha wohl dazu sagen würde, wenn ich zu meinem Brautjungfernkleid eine Augenklappe à la John Silver trüge? Die Gefahr besteht: Meine Mascarabürste verfehlt meinen Augapfel nur um Haaresbreite und hinterlässt einen schwarzen Flecken auf meiner linken Gesichtshälfte,

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