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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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Bourbonbiskuit in den Tee, und wir lachen über die explosive Mischung aus Botox und Pailletten.
    »Darf ich wieder bei euch einziehen?«, frage ich irgendwann.
    »Auf gar keinen Fall!«, sagt Dad. »Erst, wenn du einen Michelin-Stern vorweisen kannst.«
    »Ich bin mir gar nicht mehr so sicher, ob ich den noch unbedingt haben will.«
    »Und auch das ist gut«, sagt Mum.
    Aber wenn ich keinen Michelin-Stern haben möchte, was möchte ich dann? Eigentlich möchte ich schon einen, aber nur, wenn ich den in einem Teeladen bekomme, der täglich um vier Uhr zumacht und an Sonntagen geschlossen hat. Eine ausgewachsene Existenzkrise bahnt sich an, aber ich halte sie mit einem weiteren Bourbon(biskuit) in Schach.
    »Ich finde, ich sollte dich warnen – es ist dein Fünftes«, sagt Dad.
    »Quäl sie nicht!«, sagt Mum.
    Es ist lustig, dass ich es in der Hand habe, wie ich sie wahrnehme. Natürlich kanzelt sie ihn gewissermaßen ständig ab, aber womöglich gehört dies zu ihrem komischen Esperanto, der von ihnen gewählten Art, miteinander zu kommunizieren. Vielleicht können Außenstehende niemals die Sprache eines Paares übersetzen, selbst dann nicht, wenn sie die Worte verstehen. Ein Großteil der Bedeutung wird unter der Oberfläche festgehalten, eingeschlossen im Fundament. Ich vermisse Dom so sehr, dass ich tief Luft holen und es hinunterschlucken muss.
    »Sag mir, dass ich mich nicht immer so elend fühlen werde«, sage ich und suche Halt an der Hand meiner Mutter. »Sag mir, dass ich mich wieder einkriegen werde.« Ich fange wieder zu weinen an. Ich sollte mir wirklich Kleenex-Aktien kaufen, das wäre mal eine kluge Entscheidung.
    »Du bist immer so hart zu dir selbst«, sagt sie. »Es war eine Ehe, natürlich braucht das Zeit.«
    »Und ich habe ihn getroffen.« Ich erzähle ihnen alles, von seinem Geburtstag an bis jetzt, die ganze Bandbreite des Hasses, bis zu der Erkenntnis, dass die Liebe sich nicht bequemerweise in einer Rauchwolke auflöst (es sei denn, der andere bringt deine Kinder um oder dergleichen, aber das kann man wohl kaum als bequeme Lösung bezeichnen).
    »O Amber«, sagt Mum.
    »Diese blöde Scheidung wird jeden Tag vollzogen sein, und jetzt seht mich an.«
    »Dass dich das nicht kaltlässt, ist doch ganz normal.« Genau diese Reaktion hatte ich erwartet und gefürchtet. »Und ihr beide hattet eine ganz besondere Beziehung.«
    »Warum hast du mir das nicht gesagt?«, blaffe ich. »Warum hast du nicht gesagt, Amber, du musst dich mehr anstrengen. Versuch, sie zu retten?«
    »Ich habe es versucht, aber vielleicht hätte ich es mit mehr Nachdruck tun sollen, aber ich bin die Letzte, von der du was hören wolltest.« Sie hat recht. Ich erinnere mich, sie mindestens zweimal verbal hingerichtet zu haben. »Und außerdem konnten das nur du und Dom wissen. Ihr seid erwachsen.«
    »Außerdem«, wirft Dad hitzig ein, »war ich verdammt wütend auf ihn. All diese Faxen …«
    »Aber jetzt wird er bei Maggie Hall oder Ursula Andress landen oder …« Sie sehen mich fragend an, doch ich kann es ihnen beim besten Willen nicht erklären. »Nein, er geht nun seinen eigenen Weg, und das werde ich auch tun. Ich werde … ich werde jemand anderen kennenlernen.«
    Mum sieht mich einen Moment lang forschend an. »Ich hätte dir nicht so oft Dornröschen vorlesen dürfen.«
    »Was meinst du damit?«
    »Du solltest … es wäre schon mal gut, wenn du dich und Dom nicht idealisieren würdest. Vielleicht hätte es funktioniert, wenn du dem Ganzen eine Chance gegeben hättest, vielleicht aber auch nicht. Nur weil wir meine Affäre überlebt haben, heißt das nicht, dass du das auch hättest tun sollen. Und das sagt auch keiner.«
    »Wir hatten Kinder«, ergänzt Dad.
    »Vielleicht musst du eine Weile allein sein«, sagt Mum. Ich sehe sie an und habe jämmerliche Angst davor, wahrhaft allein zu sein. Ich hatte noch nicht mal Zeit, darüber nachzudenken, was es für mein Leben bedeutet, mich von Oscar getrennt zu haben. »Nimm dir mal eine Auszeit. Du bist ausgelaugt. Ich weiß, dass es nicht lang dauern wird.«
    »Bist du dir sicher, dass ihr nicht noch mal miteinander reden solltet, du und Dom?«, sagt Dad.
    »Ich bin bereits gedemütigt genug. Er vögelt eine andere, und ich werfe mich ihm dennoch an den Hals. Ganz ehrlich, ich habe den Wink mit dem Zaunpfahl verstanden.«
    »Aber …«, versucht es Dad.
    »Kein Aber, er kann es nicht erwarten, geschieden zu werden, er reißt mir die Papiere geradezu aus der Hand. Damit

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