Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
Vom Netzwerk:
Punktzahl erzielen, könnte ich das kaum ertragen. Und dabei hatte ich noch gar nicht die Ankunft von Babys mit in Betracht gezogen. Lisa strahlt vor Glück und könnte direkt den Seiten eines Schwangerschaftsratgebers entsprungen sein. Zwischen Dom und mir waren Kinder noch gar kein Thema gewesen, sie waren eine hypothetische Gegebenheit in einer fernen Zeit, in der wir keinen Spaß mehr an unserer harten Arbeit und dem aufreibenden Lebensstil hatten. Womit ich nicht behaupten will, dass ich mich nach Mutterschaft sehne. Ich würde sogar so weit gehen zuzugeben, dass ich es ein wenig beängstigend finde, doch die Vorstellung, dass sich die Frage womöglich gar nicht mehr stellt, ist mehr als beängstigend.
    Seit der Umzugswagen vor sechs Wochen abgefahren ist, war ich nicht mehr in der Wohnung und hatte auch gehofft, dass der Verkauf über die Bühne geht, ohne jemals dorthin zurückkehren zu müssen. Ich glaube nicht an Gespenster, frage mich aber dennoch, ob in den Häusern nicht Spuren von dem zurückbleiben, was sich in ihren vier Wänden abgespielt hat.
    Als ich jedoch vor dem bereits erwähnten Spülkasten stehe, ist alle Spiritualität verflogen. Am Badezimmer wird deutlich, warum es sechs Monate gedauert hat, diese Wohnung zu verkaufen. Unsere beiden Familien bedrängten uns ständig, uns doch zu verbessern und die zugige Wohnung, die wir in Holloway gemietet hatten, aufzugeben. Und so kauften wir uns, was wir uns leisten konnten, und dies, als die Preise ganz oben waren. Und so gibt es hier ein Klo, das so dicht neben der Dusche steht, dass man sich fast daraufstellen muss, um sich die Haare zu waschen. Ich hatte mir immer ein richtiges Bad gewünscht, aber das hätte dann fast so viel Platz benötigt wie das zweite Schlafzimmer. Für eine Familie von Kleinwüchsigen ist es allerdings das perfekte Heim.
    Ich umkreise mit suchendem Blick die Kloschüssel und entdecke sehr schnell eine Lache zweifelhaft aussehenden Wassers, die ins Linoleum suppt. Optimistisch ziehe ich den Deckel des Spülkastens ab, als hätte der Erzengel Gabriel mich genauso schnell mit klempnerischen Fähigkeiten begnadet wie Maria mit dem Sohn Gottes. Es passiert nichts, und ich kehre in das leere Wohnzimmer zurück, um mein Mobiltelefon zu suchen. Die Nacktheit verleiht dem Raum etwas fast Obszönes. Ich muss so schnell wie möglich hier raus. Ich wähle den Installationsnotdienst, bereit, jeden alten Cowboy zu verpflichten, den sie mir anbieten können, da höre ich, wie sich ein Schlüssel im Schloss dreht. Ich erstarre, und mein Puls schnellt nach oben. Wie dumm, das wird sicherlich der ölige Steve sein.
    »Hallo?«, ruft eine vertraute Stimme.
    Er ist es nicht. Es ist Dom.

Kapitel 4
    Und so ist es passiert. Auf diese Weise ging meine Ehe in die Brüche.
    Gary Holland, der Küchenmeister des Marquess, besitzt einen Außenposten auf dem Land in den Cotswolds. Es handelt sich dabei um ein sehr vornehmes Restaurant mit Übernachtungsmöglichkeit, ein Ort, wo überarbeitete Banker ihre teuren Ehefrauen verwöhnen. Das Team nimmt sich einmal im Jahr eine Auszeit und fährt für eine Übernachtung dorthin, um an seiner Strategie zur Weltbeherrschung zu feilen. Als es wieder so weit war, konnte ich weder Einwände erheben noch zur Rechtfertigung der Frage, ob auch Rachel dabei sein würde, den Dritten Weltkrieg heraufbeschwören. In den Tagen davor erreichte meine Telefonschnüffelei ein gänzlich neues Niveau. Es gab nicht viel zu sehen, doch die Rubrik der eingegangenen Anrufe war verdächtig leer. Ich hatte ständiges Magenflattern. Und das nicht nur wegen der schleichenden Bedrohung, sondern auch, weil ich mir selbst unheimlich war. Ich wollte mit der Schn üffelei aufhören und meine argwöhnische Distanz fallen lassen, aber ich hatte offenbar die Kontrolle darüber verloren.
    An jenem Freitag, an dem Dom weg war, hatte ich eine Doppelschicht. Ich brachte ihm morgens Kaffee ans Bett und beobachtete ihn im Schlaf, wobei ich einen Moment lang in Erwägung zog, ihm meine verzweifelte Unsicherheit zu gestehen. Dann erinnerte ich mich jedoch, wie unnachgiebig er an jenem Abend vor drei Monaten reagiert hatte, und kam zu dem Schluss, dass wir uns dann bestimmt im Streit trennen würden. Ich weckte ihn, wünschte ihm eine gute Reise, verließ das Haus, kam bis zum Ende der Straße und wendete dort mein Motorrad wie eine Anwärterin für die Hells Angels. Ich küsste ihn, als wäre es mir zum ersten Mal seit Wochen ernst damit, und drückte

Weitere Kostenlose Bücher