Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
du’s nicht mal versuchen?«, rufe ich aus dem Badezimmer. Er folgt mir und drückt sich am Waschbecken vorbei, um zum Spülkasten zu gelangen, wobei es zu einem Zusammenstoß mit mir kommt. Der enge Kontakt kann höchstens eine Sekunde lang gedauert haben, doch diese Sekunde scheint sich auszudehnen und groß zu werden wie die beiden Buchstaben in Ex. Ich kann seine Seife riechen, Imperial Leather, ein Duft, der den meisten teuren Aftershaves standhält, gemischt mit einem Geruch, der nur ihm gehört. Er ist so vertraut, dieser Duft – er beschwört die zehn Jahre meines Lebens weitaus machtvoller herauf als stundenlanges Grübeln das jemals schaffen würde –, und ich stolpere rückwärts aus dem Badezimmer, ehe mein Gesicht mich verrät.
Eigentlich sollte ich so schnell wie möglich hier raus, aber neben diesem Impuls gibt es noch einen anderen, der mich fragen lässt, ob es womöglich das letzte Mal ist, dass ich ihn sehe. Es geschähe Dom recht, wenn mein letzter Eindruck von ihm der wäre, wie er ellbogentief in einer Toilettenspülung hängt. Von drinnen dringen laute Knackgeräusche zu mir.
»Nun komm schon, du kannst das«, bettelt er, als würde er ein störrisches Pferd überreden, dann spült er ein paar Mal. »Blödes Ding«, murmelt er frustriert.
»Willst du damit sagen, dass auch du kein guter Klempner bist?«, sage ich von der Tür aus.
Er dreht sich um, sein T-Shirt ist mit Wasser bespritzt. »Also gut, du Klugscheißerin«, sagt er, und ich verkneife mir ein Lächeln, »lass uns einen Installateur herbestellen.«
Ich atme tief ein und versuche gleichgültig zu wirken. Beim Ausatmen jedoch muss ich an Rachel denken und sehe dabei auch ihn, postkoital in ihrer Wohnung. Meine Vorstellung entwirft davon eine Bumshöhle ähnlich der von Austin Powers , überall Leopardenfell und Kissenberge. Ich schlucke die Galle runter, die in meiner Kehle aufsteigt.
»Das kannst du doch machen, oder?«, sage ich. »Das ist das Mindeste, was du tun kannst«, füge ich ein wenig ruhiger hinzu.
»Ich hab’s ja kapiert«, sagt er. Er sieht mich an, und jedes Lächeln ist aus seinem Gesicht verschwunden, und fast wäre ich auf ihn zugegangen. »Für mich bist du immer noch meine Frau«, sagt er. »Ich möchte, dass du das weißt.«
»Und warum ist das so?«, herrsche ich ihn an.
»Wir haben noch nicht die Scheidungsurkunde. Wir sind noch immer verheiratet.«
Das ist doch nicht zu fassen.
»Lass das sein!«
»Was soll ich sein lassen?«
»Lass das mit dem verschleierten Blick, und werde nicht sentimental. Nicht jetzt und nicht hier«, sage ich und sehe mich in dieser kleinen Kiste um, die wir mal bis zum Rand gefüllt hatten. »Ich ertrag das nicht, ich kann das einfach nicht hören.«
»Das habe ich damit doch sagen wollen, aber es kam falsch rüber«, sagt er. »Dass es sich nämlich so verdammt falsch anhört, dass wir nicht mehr verheiratet sind.«
»Wie rührend. Wie schade, dass du deine Begeisterung für die Ehe erst entdeckt hast, als diese … diese Schlampe sich an dich rangeschmissen hat.«
Dom wird rot. Er sieht mich an und überlegt, was er antworten soll.
»Also gut, Amber, ich habe einen Fehler gemacht, einen verdammt verheerenden Fehler. Aber Leute finden nach Affären wieder zueinander, das soll vorkommen. Für jemanden, der von der Ehe so überzeugt ist, hast du unsere verdammt leicht aufgegeben.«
»Untersteh dich«, zische ich. »Wie kannst du es wagen und mir die Schuld geben?«
Ich war eine überzeugte Anhängerin der Ehe. Ich bin eine überzeugte Anhängerin der Ehe. Mir gefiel ihre Schlichtheit, mir gefiel, dass sie mir das Gefühl gab, getragen zu werden, selbst wenn Dom hunderte Meilen weit weg war. Sie war wie ein bequemer Schal, in den ich mich einwickeln konnte, mit dem ich mich sogar mumifizieren konnte. Ich sehe ihn an und zwinge mich, mir nichts anmerken zu lassen. Es mag schon sein, dass ich trotz oder vielleicht sogar wegen der Affäre meiner Mutter ihrer Dauerhaftigkeit viel zu viel Gewicht beimaß. Ich kann das Fadenspiel nicht ans Licht halten und versuchen, es zu entwirren, nicht, wenn ich weiß, dass es zu spät ist.
»Ich gebe dir nicht die Schuld«, sagt er sanfter. »Ich habe mich wie ein Scheißkerl benommen. Aber es gab Dinge, die hätten wir tun können. Du hättest der Eheberatung wenigstens eine Chance geben können.«
Wir waren einmal dort gewesen, einen Monat nachdem er ausgezogen war, und ich fand jede Sekunde davon schrecklich. Unser Berater war
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