Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)
Brautjungfer sein«, sage ich mit so viel Inbrunst, als würde ich einen Heiratsantrag annehmen.
»Ausgezeichnet«, freut sich Marsha, »ich war mir zu neunzig Prozent sicher, dass du das sagen würdest, deshalb war ich auch so frei, Lisa dazu einzuladen. Sie wird deine Komplizin sein.« Lisa ist ebenfalls eine Schulfreundin von uns, und ich mag auch sie sehr gern, obwohl ich sie kaum sehe. Seit Dom und ich uns getrennt haben, höchstens ein paar Mal.
»Wunderbar«, sage ich noch mal, obwohl es mich hart trifft, mich der Realität von Kleideranproben und einem Junggesellinnenabschied stellen zu müssen. In dem Moment läutet mein Telefon, und froh um diese Ablenkung, wende ich mich ab, um dranzugehen. Lisas Timing könnte nicht besser sein. Ich schleiche mich vom Tisch, winke ihr zur Begrüßung zu, und sie rutscht in die Nische.
»Ist dort Mrs Newby?«, sagt eine ölige, schmeichlerische Stimme. Ich weiß genau, wer es ist.
»Nein, hier ist Amber Price«, blaffe ich zurück. »Ich habe Ihnen schon wiederholt gesagt, Steve , dass ich nicht so heiße. Ich hieß nicht mal so, als ich noch verheiratet war, aber da ich das jetzt nicht mehr bin, heiße ich schon gar nicht mehr so.« Ich gebe mir Mühe, meinen Puls zu kontrollieren, wohl wissend, dass ich auf dem besten Weg bin, mich zum Volltrottel zu machen. Warum nur haben wir diesen verhassten Haufen von Vollidioten mit dem Verkauf unserer Wohnung beauftragt (Sie kennen die Sorte – doofe kleine »klassische« Autos, mehr Haargel als Gehirnzellen). Doch ich kenne auch die Antwort: Sie haben uns den höchsten Preis versprochen, und wir waren zu gierig/verzweifelt, dies auszuschlagen. Natürlich haben sie die Wohnung nicht für diesen Preis an den Mann gebracht, aber selbst wenn es ihnen gelungen wäre, wäre das keine Entschädigung für den Ärger, den wir mit ihnen haben, und ihre herablassende Art. Ich will nur hoffen, dass sie Dom gleichermaßen wahnsinnig machen.
»Es tut mir leid, Ihnen sagen zu müssen, dass ich wegen schlechter Nachrichten anrufe«, sagt Steve, ohne sich im Geringsten teilnahmsvoll anzuhören. »Ich habe heute Morgen die Käufer zum Ausmessen noch mal mit in die Wohnung genommen … die Toilette scheint undicht zu sein.«
O nein, jetzt glauben die Leute auch noch, sie kaufen The House that Jack Built. Wenn dieser Verkauf platzt … ich mag gar nicht daran denken, aber Klempnerarbeiten sind auch nicht meine Stärke.
»Haben Sie meinen Ma… haben Sie meinen Exmann informiert?«
»Mr Newby scheint sein Telefon ausgeschaltet zu haben.« Natürlich hat er das. Wahrscheinlich hat er gestern Abend eine Doppelschicht geschoben wie ich auch. Plötzlich überfüllt mich eine jämmerliche Sehnsucht nach meinem Dad. Er würde das alles im Handumdrehen regeln.
»Okay, ich schaue vorbei, sobald ich kann, und kümmere mich um einen Installateur.«
»Danke, Mrs … Amber, ich denke, das wäre ratsam. Einen schönen Tag noch!«
Wie soll das denn noch ein schöner Tag werden, wenn die dringlichste Aufgabe darin besteht, durch ganz London zu fahren, um meine Hand in einen WC -Spülkasten zu stecken?
»Ihnen auch, Steve«, sage ich zähneknirschend. Dann kehre ich an den Tisch zurück, wo ich den Anruf kurz zusammenfasse.
»Du Arme«, bedauern mich die Mädchen gemeinsam, und ich ärgere mich über mich selbst, weil ich mir nur so selten die Mühe mache, Zeit mit ihnen zu verbringen.
»Ist das nicht aufregend?«, sagt Lisa und klatscht vor Begeisterung in die Hände. »Natürlich nicht der Spülkasten!«, ergänzt sie, und wir müssen alle lachen.
»Das sind großartige Neuigkeiten«, bestätige ich.
Und das sind sie auch. Nur dass ich nicht umhin kann, mich zu fragen, wie ich, da ich nun mal ganz unten angekommen bin, es schaffen soll, mich wieder hochzuarbeiten. Als ich heiratete, war ich als Braut ein Novum, die Erste, die den Sprung wagte. Auf unserer Hochzeit waren überwiegend geile Zwanziger bis Mittzwanziger, die wegen der Unmengen Alkohol, die es umsonst gab, noch ausgelassener wurden. Dom und ich schüttelten angesichts ihrer Exzesse nachsichtig den Kopf. Ich ahne, dass Marshas Nachricht jetzt, sechs Jahre später, eine Lawine in Gang setzen wird: Das Hochzeitsfieber wird zuschlagen wie ein tödliches Virus. Das habe ich bei Ralphs Freunden erlebt. Auf einen Schlag werde ich jedes Sommerwochenende ein kitschiges Kleid brauchen und mich mit einem freudestrahlenden Lächeln an einen Tisch mit dem einzig noch verfügbaren Mann um die
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