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Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition)

Titel: Sektfrühstück um Mitternacht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eleanor Moran
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ihn so fest wie möglich an mich, damit sein Geruch den ganzen Tag an mir haften blieb. Er erwiderte meinen Kuss offenbar verdutzt, wieso ich wegen eines Kusses auf seinen Morgenatemmund einen Anschiss riskierte. Vielleicht tat er aber auch nur so. Wie auch immer, ich sagte nichts zu ihm, sondern klammerte mich einfach nur ganz fest an ihn, wie ich das auch bei meinem Dad getan hatte, als er mich zum ersten Mal vor der Schule allein ließ.
    Ich musste an diesem Wochenende hart arbeiten, es war nervenaufreibend, und ich stand unter Adrenalin. Als Dom mich am Sonntag zur Mittagszeit anrief, um mir zu sagen, dass er zu Hause war, hatte ich gar keine Zeit, darüber nachzudenken, was das bedeutete, obwohl wir beide alte Hasen in der Gastronomie waren und uns niemals um die Mittagszeit anriefen. Ich füllte einen Teller nach dem anderen mit blutigem Rindfleisch für Horden von Gästen und kam erst nach Mitternacht nach Hause. Ich traf ihn bei einem Brandy an, den er sich wie ein bukolischer alter Colonel zu Gemüte führte und dabei seine Nase in unser Hochzeitsalbum steckte. Sobald er sein Gesicht hob, um mich anzusehen, entdeckte ich die Tränen, die ihm über die Wangen liefen. Ich ließ mich rückwärts in einen Sessel fallen, und alles Blut wich aus meinen Adern.
    »Was ist los?«, forderte ich ihn heraus. »Erzähl’s mir einfach.«
    Doch alles, was er herausbrachte, war immer wieder »Es tut mir so leid«, wobei ich im Kopf immer nur hörte: »Es ist aus.«
    »Du musst wissen, dass es nicht … ich war bis vor ein paar Wochen noch nicht zu weit gegangen.« Er versuchte sich mir zu nähern und seine Arme um mich zu legen, aber ich schob ihn brüsk weg.
    »Ich wusste es. Du hast mir das Gefühl gegeben, langsam verrückt zu werden, aber ich wusste es. Wie konntest du, wie konntest du mir das antun?«
    »Als du mich gefragt hast, war noch nichts passiert. Das schwöre ich dir.«
    »Wie lange also? Wie lange geht es schon?« Wie sich herausstellte, kann man unmöglich über Ehebruch reden, ohne dabei die üblichen Floskeln zu verwenden.
    »Ich will dir gegenüber absolut aufrichtig sein. Ich weiß nicht, was ich sonst machen soll«, sagte er mit flehender Stimme. Zu wenig, zu spät, sagte ich, biss mir aber auf die Zunge. »Es geht schon ein paar Monate, aber wir haben nur Zeit miteinander verbracht. Ich habe nicht mit ihr geschlafen, das schwöre ich dir.«
    »Dann wäre also, als ich dich gefragt habe«, sagte ich wütender, als ich je gewesen bin, »noch Zeit gewesen, es zu stoppen. Du hättest ihr aus dem Weg gehen und wegsehen können, hast es aber nicht getan. Du hast dich ohne Gewissensbisse darauf eingelassen.« Da traf mich ein schrecklicher Gedanke, dass ich nämlich die Verursacherin meines eigenen Unglücks war.
    »Ich wusste es wirklich nicht, bis du es ausgesprochen hast. Ich wusste, dass wir flirteten, aber ich ging nicht davon aus, dass mehr dahintersteckte. Erzähl mir nicht, du hättest in den zehn Jahren nicht auch mal geflirtet. Das stimmt nämlich nicht.« Nun war er verzweifelt und wand sich.
    »Wag es bloß nicht und stell mich jetzt als die Lügnerin hin. Du bist es schließlich, der mich angelogen hat.«
    »Ich habe dich nicht angelogen. Sie hat mir ihre Gefühle für mich erst gestanden, als ich ihr sagte, was du gesagt hast.«
    »Na und? Du dachtest, ihr wärt nur ›Freunde‹?«, schrie ich und machte dabei diese blöden imaginären Anführungszeichen. »Solche Mädchen haben keine Freunde. Sie haben Freinde, sie haben Eroberungen, Freunde haben sie nicht. Was hast du ihr gesagt, als sie dir ihre tiefen und bedeutsamen Gefühle anvertraute?«
    »Ich sagte ihr, dass ich verheiratet sei.«
    »Aber du kamst nicht auf die Idee, es mir dann wenigstens zu sagen?«
    »Ich wollte dir nicht wehtun. Mist, ich weiß, wie sich das anhört … «
    »Aber sag mir, Dom, wann genau trat die Amnesie ein, die dich vergessen ließ, dass wir verheiratet sind? Was führte dich zu dem Schluss, dass das eigentlich kein großes Problem war?«
    Ich hasste den Klang meiner Stimme, ihre Härte. Ich verwandelte mich in meine Mutter. Innerlich vergoss ich bittere Tränen, aber nach außen hin wurde ich eiskalt und abwehrend. Ich wollte ihm genauso wehtun, wie er mir wehgetan hatte. Und auf keinen Fall würde ich Schwäche zeigen. Es lag nicht an dem, dass Liebe sich in Hass verwandelt hatte, sondern vielmehr hatte der Hass die Liebe eingeholt und war zu ihrem Gegengewicht geworden.
    »Sei ehrlich, Amber. Zwischen uns

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