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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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ans große Geld zu kommen, möglicherweise einmalig war.
    Wenn Hotspur im Derby vor Starbright durchs Ziel lief …
    Dieser Chalmers, arroganter Mistkerl, gehört eigentlich aufs Kreuz gelegt, dachte Janice Wessell. Sie schlürfte heißen Kaffee an der Drugstore-Theke an der Nordostkurve der Rennbahn. Und Churchill Downs konnte ihr auch gestohlen bleiben. Und dieser Drugstore, wo angeblich alle Berühmtheiten des Renngeschehens verkehren. Lokalkolorit, was ein Quatsch. Der Knabe Chalmers könnte ihr gefallen, nicht sehr groß, aber schlank und drahtig wie sein Rappe. Was versprach er sich gegen eine Konkurrenz wie Ancient Mariner, Starbright oder Vincent Van? Irgendwie aber wirkte dieser Eigner und sein Pferd stählern, elektrisierend. Beispielsweise wie er sie nach ihrer Bemerkung über Blue Ridge feurig aus seinen dunklen Augen angefunkelt hatte. Und die Nase, etwas schief und mit dem Höcker. Ob er vom Pferd gefallen war? Sie beschloß, sich mit diesem widerspenstigen, faszinierenden Mann näher zu befassen, sehr nahe, wenn es ging. Vielleicht würde es ihr endlich einmal gelingen, zu kommen – bei ihm. Eine ebenso törichte Hoffnung wie seine von einem Sieg des Rappen. Aber allemal einen Versuch wert. Und wer weiß, vielleicht würde dabei auch eine Story herauskommen, auf die ihr Verleger geil war. Und dann würde sie den lausigen Job nicht verlieren. Jedenfalls galt es, gewisse Möglichkeiten auszuloten, schon aus professionellem Ehrgeiz. Sie witterte ganz einfach einige saftige Geschichten, die aufgedeckt werden mußten, auch wenn es bestimmt nicht einfach werden würde. So viel Würde und Ehrbarkeit, wie sie die Leute vom Turf zur Schau stellten, konnten nicht echt sein. Die Herrschaften hatten einiges zu verlieren, wenn ihre Schandtaten herauskamen. Und sie aufzuspüren, dafür hatte sie eine Nase. Es war eine harte und rücksichtslose Welt, aber der war sie gewachsen.
    »Heute ist Sonntag, und wenn Sie heute abend den Himmel über Louisville explodieren sehen, dann handelt es sich nicht um eine Invasion von grünen Männchen vom Mars, sondern um ein weiteres Ereignis der Derbywoche – das große Feuerwerk. Dann weiß auch der Uninteressierte und Skeptiker, daß sie offiziell angefangen hat. Wohl dem, der wie verlangt sein Hotel im voraus bezahlt hat; die Preise haben sich verdreifacht. Für einen Hamburger müssen Sie soviel anlegen wie sonst für ein Steak, und wer sich einem der vom Schrottplatz wiederauferstandenen Taxis anvertraut, wünscht, dem Rat seines Arztes folgend, rechtzeitig unter die Jogger gegangen zu sein. Für einen mittleren Rausch müssen Sie eine neue Hypothek auf Ihr Häuschen aufnehmen, und für das Erreichen der Volltrunkenheit bei den wässrigen Drinks reichen vielleicht gerade noch die Familienjuwelen. Jedenfalls rollt der Rubel, und man hört von den vom Derbyfieber befallenen Opfern kaum eine Klage über die Preise.
    Wer bei all dem Feiern noch Zeit hat, sich für die Rennen zu interessieren, hat gemerkt, daß gestern nachmittag Bonne Fete passenderweise das La Troienne Rennen (nur für Stuten) auf einem schnellen, harten Geläuf gewonnen hat. Miß Mariah aus Mrs. Stoddards Gestüt Brookfield Stables wurde unter dem berühmten Pepe Benitez zweite und wird im bedeutendsten Zuchtrennen für Stuten, dem Kentucky Oaks, am Tag vor dem Derby starten.
    Selbst auf die Gefahr hin, die Feministinnen unter Ihnen zu vergrätzen, muß gesagt werden, daß die Quoten für Bonne Fete 27:1 stehen, daß also die Chancen für einen Derbysieg der Stute gegen ihre männlichen Rivalen für gering gehalten werden. Macht Euch nichts draus, Mädchen, Euer Graf Wyatt liebt Euch alle!
    Das Rahmenprogramm wird Konzerte – symphonische, Country und Western und Rock in Hauslautstärke – bringen, Baseballspiele, am Mittwoch das Dampfschiffrennen, Radrennen und die faszinierende Pegasus-Parade mit blumengeschmückten Festwagen und einer Augenweide weiblicher Reize.
    Und heute abend findet das begehrte Bankett des Direktoriums für Vollblutzucht und Rennen statt, unter dem Vorsitz Ihres allgegenwärtigen und unwürdigen Dieners Wyatt Slingerland. Bis morgen dann zur selben unchristlichen Zeit für alle Nachteulen, und viel Spaß!«
    »Ich bin heute schon einmal interviewt worden«, erklärte Clay Chalmers mit einer gewissen Nachsicht. »Die Dame stellte ebenfalls Fragen, deren Antworten ihr bekannt waren.«
    Wyatt Slingerland wußte nicht so recht, wie er Chalmers einordnen sollte, und der Mann begann

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