Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
Vom Netzwerk:
Und es waren eine Menge Leute unterwegs – ein bunter Haufen, wie man ihn sonst nicht antrifft. Ich habe mit einem Lastwagenfahrer ein Bier getrunken. Mir hat es prima geschmeckt.«
    Ihre Munterkeit sollte ihn eigentlich beruhigen, aber sie bewirkte das Gegenteil. Kimberley war ein Mensch mit zwei, mit vielen Gesichtern, und ihm war schon öfters aufgefallen, daß die Fröhlichkeit ein Mantel für düstere Stimmungen war, die hoffentlich nicht auftraten, solange er hier war.
    »Steckst du mir eine Zigarette an, Andrew?« Während er das tat, fuhr sie fort: »Das erinnert mich – ich hatte ein saukomisches Gespräch mit Pepe. Wird hier eigentlich das Telefon mitgehört?«
    Überrascht reichte er ihr die brennende Zigarette und erkundigte sich: »Wie kommst du auf die Idee?«
    Sie richtete den Oberkörper auf, warf das Haar in den Nacken und schaute ihn spöttisch an: »Wie kommst du überhaupt auf deine ausgefallenen Ideen, Kimberley«, machte sie ihn nach. Ihre Augen funkelten mit der verräterischen Helle, irgendwie fiebrig, ein Sturmsignal, das er sofort erkannte. »Na, hast du den Platz gefunden, den ich dir gesagt habe? In der Nähe der überdachten Brücke?«
    Er setzte sich wieder hin. »Ja, das habe ich.«
    »Clay hat ihn mir gezeigt. Er kannte ihn von früher, wie er sagte.«
    Wieder Clay Chalmers. Andrew war sich über den Burschen noch immer nicht klar und fragte sich, ob er ihn jemals richtig würde einordnen können. Obgleich Andrew die widerstreitenden Gefühle ihm gegenüber störten, war er doch sicher, daß Clay nichts mit der Entführung von Starbright zu tun hatte.
    Während sie an der Zigarette zog, sagte Kimberley: »Es freut mich, daß du den Platz gefunden hast. Schön gebumst?«
    Sie konnte die Herausforderung nicht lassen. Aber er gab dem schnell hochsteigenden Ärger nicht nach. Sie sollte ihn nicht dazu bringen, daß er sich provozieren und die Würde außer acht ließ. »Ich bin ein altmodischer Mann, Kimberley.«
    »Wirklich?« Ihr Spott klang nun kameradschaftlich und warm. Sie lehnte sich vor. »Soll ich die Frage anders formulieren?«
    »Du würdest auch keine andere Antwort bekommen.«
    »Sie hat mir schon gereicht.«
    Der Teufel sollte das Mädchen holen. Selbst wenn ihre Vermutung nicht zutraf. Und der Teufel hole seine eigenen Gedanken. In dem Hain am Strom waren ihm zum ungünstigsten Zeitpunkt Kimberleys Worte wieder eingefallen. ›Es ist der beste Platz zum Bumsen meilenweit.‹ Und das hatte seine Libido versiegen lassen, und er hatte sich auf seine steife Würde oder Sturheit zurückgezogen und damit das ganze Picknick verdorben – für Brigid ebenso wie für sich selbst, wie er sehr genau wußte. Kimberley konnte einem schon zusetzen, auch wenn man es nicht wahrhaben wollte.
    »Ach, Andrew, schau nicht so traurig. Kommt Zeit, kommt Rat. Wolltest du mich zum Essen abholen?«
    »Ich dachte, du speist mit Clay.«
    »Bist du inzwischen davon überzeugt, daß Clay Starbright nicht entführt und das Lösegeld in die eigene Tasche gesteckt hat?«
    »Ja, davon bin ich überzeugt.« Aber was ihm immer noch zu schaffen machte, war jene Nacht vor sieben Jahren, als Clay sich nicht gewehrt hatte. Geschah das aus der trunkenen Gewissheit seiner Schuld heraus? Steckte er die Strafe als gerecht ein? Oder hatte er zuviel Respekt vor ihm und wollte nicht mit einem Mann kämpfen, der den Jahren nach sein Vater hätte sein können? Was Clay Chalmers Gründe auch gewesen sein mochten, der Vorfall erfüllte Andrew noch immer mit Scham. Entschieden sagte er: »Wir beide sollten ihm wirklich dankbar sein.«
    »Das bin ich. Und heute werde ich es ihm richtig zeigen, wie sehr. Gleich hier. Und vorher oder dazwischen werden wir essen, wie du sagst.«
    Das war wieder einmal deutlich, aber wenigstens hatte sie das ominöse Wort vermieden.
    Dann sprang sie plötzlich wie ein unbekümmertes Kind auf, bückte sich hinter dem Sofa und hob ein längliches, metallisches Objekt vom Boden auf. »Schau mal, was ich für dich habe, Andrew, ein Geschenk.«
    Es war zylindrisch mit einer Schublade, und er konnte sich zuerst nichts darunter vorstellen.
    Aber ihr Gesicht strahlte vor Freude.
    »Ich habe an dich gedacht, Andrew, sobald mir der komische kleine Mann sagte, was es ist. Weder Hans noch Opal können dir den Kaffee richtig machen – jetzt kannst du es selbst. Eine Kaffeemühle.« Sie legte sie in seinen Schoß, und er spürte die Schwere. »Das ist der erste gebrauchte Gegenstand, den du jemals

Weitere Kostenlose Bücher