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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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erinnerte ihn schlagartig an den vor sieben Jahren. ›Ich kann jetzt doch nicht weg. Nachdem du – nach dem, was geschehen ist. Nach dem, was du Lord Randolph angetan hast.‹ Aber das war sieben Jahre her. Und jetzt war jetzt, und deshalb war er hier.
    »Warum nicht?« fragte er ganz sanft.
    Sie stieß einen Laut aus, als sei sie am Ersticken, und in ihre Augen trat ein Aufblitzen von Hass und Wut, und sie machte auf dem Absatz kehrt und rannte mit hochgehobenem Rock davon, in Richtung auf das Hotel und dann die Treppe hinauf in das Foyer.
    Sollte er ihr nachlaufen? Er hatte keine Wahl. Jetzt nicht. Er war so weit gegangen, Jahre und Meilen … der Teufel sollte ihn holen, wenn er jetzt aufgab.
    Sie betrat den Aufzug, als er in das Foyer kam, und er erreichte sie knapp, ehe die Türen zugingen. Der kleinere der zwei Japaner stand da mit zwei Blondinen, die wie teure Callgirls aussahen, Hosomoto Takashi, Besitzer von Fujib Mist. Ebenfalls befand sich der Mann im dunklen Anzug in der Kabine, aber er würdigte niemand eines Blickes.
    Kimberley stand an die Wand gelehnt und hatte die Augen geschlossen, als habe sie alle Kraft und aller Zorn verlassen und als würde sie jeden Augenblick auf den Boden sinken.
    Der Aufzug fuhr nach oben, und er drückte auf den Knopf des neunzehnten Stocks. Alles schwieg, und nur die allgegenwärtige Lautsprechermusik war zu hören.
    Im neunzehnten Stockwerk glitt die Tür auf, und er drehte sich zu ihr um. Sie hatte die Augen offen, auf eine der Blondinen fixiert. Er ging auf den Korridor und wartete.
    »Was starren Sie so?« fragte Kimberley die Blondine. »Was nehmen Sie sich heraus?« Und als sie sich in Bewegung setzte: »Gibt es an mir etwas Merkwürdiges zu sehen? Da sollten Sie mal sich betrachten. Warum stopfen Sie nicht die Brustwarzen ins Kleid und verpissen sich?« Sie kam in den Korridor hinaus. »Mir wird ganz schlecht von Ihrem Woolworth Nr. 5.«
    Die Tür schloß sich. Sie schlurfte an ihm vorbei, und zwar in die falsche Richtung. Er lief ihr nach und packte sie am leblos herunterhängenden Arm. Er drehte sie um, und da schien sie ihn zu erkennen. Sie riß sich los, und der Schmerz fuhr durch seine Schulter. Mit hocherhobenem Kopf stolperte sie in die Richtung ihrer Suite.
    Er folgte ihr.
    Im Wohnzimmer goß sie sich einen Whisky ein. Er ging zu ihr hin.
    »Hör damit auf«, sagte er, obgleich er wußte, daß sie nicht betrunken war. Viel mehr hätte er allerdings nicht sagen können, so verwirrend wie die Situation war. »Ich bring dich ins Bett, wenn ich darf.«
    Sie hob das zitternde Kinn. »Du wirst mich nicht herumkommandieren. Niemand. Weder du noch sonst wer.« Dann sah sie die Fenster und stürzte sich wie eine Katze auf die Balkontür. »Die dumme Kuh hat schon wieder die Fenster geschlossen. Ihr seid alle gegen mich!«
    Sie riß die Fenstertüren so heftig auf, daß eine Glasscheibe zu Bruch ging.
    »Alle hassen mich!«
    Sie stellte sich an das Balkongeländer mit dem Rücken zu ihm, und die Lichter der Stadt glitzerten.
    »Warum haben alle mich immer gehasst?«
    Ihre Stimme war so angsterfüllt, daß er zu ihr trat.
    Sie wirbelte zu ihm herum, den Körper etwas geduckt, als wolle sie ihn mit verzerrter Miene anspringen. »Du willst auch, daß ich Starbright streiche, oder? Lüg nicht!«
    Er konnte den Zorn nicht ganz aus seiner Stimme heraushalten. »Ich habe nicht deshalb das ganze Theater veranstaltet, um ihn zurückzubringen, nur damit er jetzt gestrichen wird.«
    »Lügner«, fauchte sie. »Du weißt, daß Starbright besser ist als Hotspur, aber du willst unbedingt gewinnen.« Sie erinnerte ihn an ein bösartiges Tier in der Falle.
    »Kimberley, das ist verrückt. Ich …«
    »Verrückt. Du glaubst auch, daß ich verrückt bin! Andrew denkt das auch.«
    Sie kam auf ihn mit wild funkelnden Augen zu. »Du hältst mich für verrückt. Du hat es gesagt, oder?«
    War das ihre eigentliche Furcht? War es nicht so sehr sein Vorwurf – falls er sich einen gestattet hatte, als ihre eigenen Zweifel, tief verborgen? War es die Frage, die sie sich innerlich stellte?
    »Kimberley, lass mich dir helfen.«
    »Mir helfen?« Mit gefletschten Zähnen preßte sie es verächtlich heraus. »Ich brauche deine Hilfe nicht. Andrew hatte recht. Er hatte dich gestern im Verdacht, und er hatte recht!«
    Es ergab keinen Sinn. Das Ganze wurde immer verworrener. Aber …
    »Du hast dir Starbright wegen des Lösegeldes geschnappt, und dann hast du ihn mit einer Infektion und

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