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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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eine Verschwörerin. »Was meinst du damit?«
    »Du kennst Andrew nicht so gut wie ich.«
    »Klar.«
    »Blue Ridge hat bisher sechs Dreijährige im Derby laufen gehabt, aber keiner hat gewonnen.«
    »Ein Grund mehr, den siebten starten zu lassen.«
    »Nein, nein. Starbright gehört nicht Blue Ridge. Starbright gehört mir, ganz allein.« Es klang wie eine königliche Verlautbarung. »Verstehst du jetzt?«
    Der Nachtisch wurde serviert, und der Kuchenwagen kam angerollt. Sie wählte ein großes Stück Schokoladentorte aus. Er bat um einen Kaffee und die Rechnung.
    Aber ihre Gedanken waren schon wieder bei einem anderen Thema.
    »Mach dir keine Gedanken, mein Schatz. Ich werde nicht dick. Nicht Kimberley. Sie reitet sich schlank.« Und während sie die Karamelcreme in sich hineinschaufelte: »Ich bin immer gut zu bumsen.«
    Die Obszönität ging ihm wie immer gegen den Strich, und er blickte beiseite. Der Fremde im dunklen Anzug saß an einem anderen Tisch und las Zeitung. Es war nicht ›Racing Form‹.
    Kimberley lachte. »Schau nicht so betreten.« Es schien sie zu entzücken. »Weißt du, an wen du mich erinnerst? Immer wieder an Andrew!«
    Ruhig entgegnete er: »Bei uns … da kommt es mir einfach nicht wie Bumsen vor.«
    Das Lächeln verschwand, und statt dessen sah sie verletzt und ratlos aus, verloren. »Mir auch nicht, ehrlich.« Dann ließ sie den Löffel sinken. »Machen wir, daß wir wegkommen; zahl den Pisser, und dann können wir gehen.«
    Während sie auf die Rechnung warteten, kam Clay wieder auf das alte Thema zurück. Er mußte es wissen. »Was für einen Grund hat dein Vater – für die Streichung von Starbright?«
    Ihre Augen wichen seinen aus. »Oh, er sagt, er hätte Angst um mich, daß mir etwas zustoßen könnte.«
    »Niemand wird dir etwas tun, Kimberley!«
    »Das weiß er nicht. Ich glaube, er meint, sie wollen mich vielleicht kidnappen.«
    Da wurde ihm blitzartig klar, was es mit dem Mann in dem dunklen Anzug auf sich hatte, der gerade seine Rechnung beglich und die Zeitung zusammenfaltete. Das klang genau so, wie Andrew die Sache anpacken würde: Wenn er auch nur den Verdacht hatte, seine Tochter könne in Gefahr sein, würde er einen Leibwächter zu ihrem Schutz anstellen. Aber was brachte Andrew Cameron auf einen solchen Gedanken?
    Auf der Straße drehte er sich nicht um, weil er sicher war, daß der andere nachkam. Ein Taxi stand am Bordstein.
    Clay schaute Kimberley an. Panik hatte sie wieder überfallen, als sie das Gefährt anstarrte. »Willst du, daß ich ersticke?« fragte sie klagend.
    Nein. Auch nicht vermeintlich. Aber so hatte sie sich noch nie angestellt. In Autos oder Aufzügen zu fahren, war doch bisher ganz normal für sie gewesen. In so einem Zustand hatte Clay sie noch nie erlebt, und verstört begleitete er sie schweigend zum Hotel zurück.
    Ihre Hand lag klamm in seiner, und sie sagte nur einmal etwas: »Glaubst du, daß mir etwas Furchtbares passieren wird, Clay?«
    Glaubte er das? Er wußte es nicht. Aber er sagte: »Es ist wahrscheinlich die ganze Spannung, Kimb. Und was du gestern nacht durchgemacht hast.«
    Lag es wirklich daran? War das eine Erklärung? Möglicherweise. Aber trotzdem …
    Als sie am Ufer anlangten, legte die ›Belle of Louisville‹ gerade ab, von fröhlichen Menschen bevölkert, die an Deck zu den Klängen des Orchesters tanzten. Sie blieben stehen und sahen dem Schiff nach.
    »Ich wollte, wir wären mitgefahren. Du nicht auch?« Kimberley fragte es sanft und verträumt. »Ich würde gern fahren und immer weiterfahren … irgendwohin.«
    War jetzt der richtige Zeitpunkt? Konnte er es riskieren?
    Er faßte einen Entschluß. »Am Sonntag«, sagte er, »könnten wir nach New York fliegen.«
    Sie rührte sich nicht.
    »Wir könnten fliegen oder mit einem Schiff fahren. Wohin du willst.«
    »Habe ich dir das Abendessen verdorben?« fragte sie, als hätte sie seine Worte nicht vernommen. »Ich vermiese immer den Leuten alles und verletze sie. Habe ich dich verletzt, Clay?«
    Ja, aber nicht heute abend. »Hast du mir zugehört, Kimb?« Jetzt steckte er schon bis zum Hals drin. »Nach dem Derby können wir beide hinfahren, wo wir wollen, gleichgültig, wer gewinnt.«
    »Aber … das können wir nicht, Clay. Das wissen wir doch.«
    »Ich nicht.«
    »Du hast es nie begriffen, was?«
    »Nein, Kimb. Nie.«
    Sie wandte sich ihm zu. Anzeichen von Hysterie waren wieder zu erkennen, von Panik. Ihre Augen glänzten fieberhaft und betrübt. Dieser Ausdruck

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