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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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immer wieder rührte? Die ab und zu die andere Seite ihres Wesens durchscheinen ließ. Es war die Silhouette einer reifen Frau, nicht mehr des Mädchens von damals. Ihr noch immer gertenschlanker Körper hatte ausgeprägtere Rundungen …
    »Du Bastard«, kam es in einem heiseren Flüstern, etwas vorwurfsvoll und dabei mit Zärtlichkeit. »Du hast mich so weit gebracht, daß ich den ersten Schritt tun mußte.«
    Clay durchfuhr ein etwas bitteres Triumphgefühl. Bis zu einem gewissen Grad hatte er also gesiegt.
    Als hätte sie seine Gedanken gelesen fuhr sie fort, ohne sich zu rühren: »Ich habe gelogen, als ich sagte, ich wäre wegen der grässlichen Leute nicht zum Bankett gegangen.«
    »Die hinternzwickenden Fettwänste, wie du immer zu sagen pflegtest …« Er wunderte sich über sich selbst, seinen spielerisch neckenden Tonfall.
    »Ich konnte nicht hingehen, aus Angst, dich dort zu treffen«, kam es kleinlaut und fast entschuldigend von Kimberley. Nun wurde Clay einiges klar. Ihr ganzer anmaßender Auftritt am Tisch war ein Eingeständnis gewesen – für ihn jedenfalls.
    Als er wieder sprach, klang seine Stimme wie abgeschnürt: »Warum, zum Teufel, hast du gedacht, daß ich zu dem dämlichen Bankett gegangen bin?«
    Da rannte sie zu ihm hin, fiel ihm in die Arme, nackt und warm, und ihr weicher Körper wirkte auf ihn wie ein Stromstoß. Sie umklammerte ihn wie eine Ertrinkende und bedeckte sein Gesicht mit unzähligen Küssen. »Eine halbe Ewigkeit ist das her … wo bist du nur die ganze Zeit gewesen? Empfindest du nicht ebenso? Wo hast du bloß gesteckt? Mein Gott, du Bastard, ich habe dich so vermisst …«
    In Clays Innerem schien ein Vulkan auszubrechen, übermächtig wurden die Gefühle. Mit einer Hand hob er Kimberleys Gesicht und verband sich mit ihr in einem glutvollen, leidenschaftlichen Kuß, während die andere Hand ihre volle Brust umspielte.
    Ausgerechnet in diesem Augenblick mußte er an Andrew Cameron denken. Und er wußte, er hatte gewonnen. Nichts konnte ihn jetzt mehr aufhalten.
    Nichts und niemand.

2
    Der Pott, den Vasaturo mit lumpigen drei Zweiern auf der Hand einstreichen konnte, war nicht ganz ohne. Es war bereits nach drei Uhr morgens, und Vasaturo war wie üblich beim Pokern am gewinnen und hatte keine Lust, aufzuhören. Und wozu er Lust hatte, das geschah, besonders wenn er mit seinem Trainer und seinen zwei etwas beschränkten Leibwächtern spielte, die er aus Jux mit Leutnant anredete. Er zahlt allen drei die Gehälter und holte sich ein Teil des Geldes beim Pokern zurück. Vasaturo ist einige Millionen schwer, Grundbesitz, Slumsiedlungen, Ländereien in Florida, Phosphatminen. Schließlich ist er wer, mit seinen schlaffen Tränensäcken wie ein Beagle, Havanna-Zigarren, Seidenanzügen und seiner Chivas-Regal-Wampe. Was konnte da der Trainer Calvin ihm groß erzählen. Das Tier ist müde. Dealer's Choice. Einen Riesen auf zwei lausige Siebener, kommt auf einen Riesen nicht an, wenn man dafür dieses Penthouse für die ganze Derbywoche mieten kann. Soll das Pferd doch noch eine Spritze kriegen. Was, es bricht zusammen und braucht Ruhe? Vasaturo grinst und gibt Karten. Eine miese Zwei für Calvin, noch einen Siebener für ihn. Die Leutnants sind schon ausgestiegen, und Calvin paßt jetzt auch. Na schön, der Kerl muß ja in zwei Stunden bei der Morgenarbeit sein, während sein Boss am Kissen horcht bis zur Messe, die er auch an Werktagen nie versäumt, schließlich ist Vasaturo, der ehemalige Profikiller und nunmehrige Besitzer eines Rennstalls, ein frommer Mann.
    Clay merkte, daß sie wach war. Obgleich noch kein Licht durch die dichten Vorhänge drang. Bald wurde es hell. Die Morgenarbeit mit Hotspur begann um Viertel nach sechs.
    »Ist es wahr?« fragte Kimberley träumerisch und genüßlich. »Erleben wir das wirklich, Clay?«
    Er spürte ihre Körperwärme, die zu ihm herüberstrahlte, obgleich sie sich nicht berührten.
    »Bist wirklich du es, Clay?«
    Er war versucht, zu ihr hinzurollen. Es war wieder wie damals, aber keine Illusion. Traumhaft, aber kein Traum.
    Sie bewegte sich und sprach mit einer ganz anderen Stimme, die er aber auch von früher kannte: »Du hast nicht geschrieben. Du hast dich nicht gemeldet. Ich habe nicht einmal gewußt, wo du bist.«
    »Ich hatte dich gebeten mitzukommen, Kimberley.«
    »Du hast es nicht verstanden. Damals nicht und jetzt auch nicht.«
    Das stimmte. Aber wie waren sie darauf gekommen? Jetzt schon.
    »Ich habe verstanden, daß du

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