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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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zufrieden und glücklich, Margo und Terrence und sie beide.
    Jetzt wohnte Margo Tausende von Kilometern entfernt in Bogota, Kolumbien, und was noch schlimmer war, sie wußten seit drei Jahren nicht, wo Terry steckte.
    »Sie haben das Stepping Stone am vergangenen Sonnabend hier nicht erwähnt«, sagte der Fahrer. »Das ist immer schon ein gewaltiger Schritt zum Derbysieg hin. Ich bleibe auf dem laufenden, besonders während der Derbywoche.«
    Walter lehnte sich vor und hob die Stimme: »Das sage ich meiner Frau auch. Unser Pferd ist zwar nicht gegen die schwerste Konkurrenz gelaufen, aber das war doch ein viel versprechender Anfang. Man kann nie wissen.«
    Doch auch darauf reagierte Susan nicht. Nichts heiterte sie auf, da konnte man versuchen, was man wollte. Verdammt. Er warf ihr einen Seitenblick zu, aber seine Verstimmung dauerte nie lang. Gleich verwandelte sie sich wieder in Anteilnahme und Mitleid. Hatte er nicht das Pferd als Ablenkung für sie gekauft? In der Hoffnung, all die neuen Erlebnisse rund um den Turf würden sie aus ihrer Lethargie reißen. Viel Chancen, zu gewinnen, hatte er hier nicht, ganz klar, aber allein schon hierzusein, mitzumischen, in den Besitzer-Logen auf der Tribüne zu sitzen … Also gab er die Versuche nicht auf, jetzt nicht, niemals.
    »Prescription ist ganz versessen auf Bier. Wenn er hört, wie eine Bierdose aufgerissen wird, streckt er bei dem Plop den Kopf aus der Box, und das Wasser läuft ihm aus dem Maul. Er legt die Ohren zurück, scharrt und wiehert. Notfalls ist er auch mit einer Coca-Cola zufrieden, aber Pils ist sein Getränk. Der Trainer genehmigt ihm eine Dose pro Tag, außer vor einem Rennen. Aber wenn er gewinnt, kriegt er zwei!«
    Der Fahrer kicherte, und Susan richtete sich auf: »Walter, das hast du mir noch gar nicht erzählt«, sagte sie mit Wärme. »Bier mag ich nicht, aber an dem Pferd hänge ich, glaube ich.«
    Erstaunt schaute er sie an, wie sie mit wachen Augen neben ihm saß. Er hörte den Fahrer sagen: »Wenn Sie Ihre Papiere und die Zulassung dabei haben, kann ich Sie durch den Longfield-Eingang fahren. Das ist der für VIPs.«
    Susan antwortete: »Das wäre großartig, einfach Zucker.«
    Das Wort hatte sie seit Jahren nicht benützt, nicht mehr, seitdem sie in der Oberschule miteinander ausgegangen waren und er sie neckend ›süße Susi‹ genannt hatte.
    Sie rückte ihren mit Blumen herausgeputzten Hut zurecht. »Alle hier sehen so elegant aus.«
    Als er ihr den Schlag aufhielt, beruhigte er sie: »Du siehst blendend aus.« Und fügte nach einer Pause hinzu: »Meine süße Susi ist die schönste Frau hier.«
    Dann bezahlte er den Fahrer und legte einen Zehndollarschein drauf, einfach aus Vergnügen. Als er sie unterhakte, strahlte er zum ersten Mal seit langem und schaute sie an. Der Teufel sollte ihn holen, wenn seine Susi nicht die Schönste war!
    Er hasste und liebte zugleich diese Zeit vor einem Rennen. Obwohl die Sonne nicht schien und es nicht heiß war, schwitzte er, weil er zuviel gegessen hatte. Bernie Golden, du feistes, dummes Schwein, du mußt dich immer voll stopfen, dachte er. Der Guinea stand war fast leer. Das siebte Rennen würde nicht besonders aufregend sein. Allerdings war kein Rennen langweilig, in dem ein eigenes Pferd startete. Seines war im achten dran, und sein Adrenalinspiegel stieg jetzt schon an.
    Bei Sonnenaufgang hatte Hotspur die 1.400 Meter ohne Mühe in 1:25,2 zurückgelegt. Der Kerl fühlte sich bei Schlamm einfach sauwohl. Möglicherweise hatte Clay ihn nicht hart genug bearbeitet, vielleicht ihn aber auch übertrainiert. Teufel, die Form war gut. Aber wenn …
    Der Lautsprecher krächzte: »Dr. Carpenter in den Longvier-Stall.« Das war das abseits der anderen Stallungen gelegene Pferdelazarett. Am späten Vormittag hatte Dr. Carpenter Hotspur gründlich von Kopf bis Fuß untersucht und hinterher gemurmelt: »Ich setz' auf ihn.« Das war die höchste Form der Anerkennung aus dem Mund des sauertöpfischen Tierarztes.
    Jetzt schlief das Pferd. Kaum zu glauben, stand da in seiner Box und schlief. Elijahs Kopf war kurz an der Stalltür aufgetaucht, einen warnenden Finger am Mund. Verdammte Ruhe, die der Bock immer vor dem Rennen hatte. Als wisse er, daß er in Kürze alle Kräfte brauchen würde.
    Aber konnte Bernie Golden sich aufs Ohr legen und schlafen? Eigentlich schon, obwohl es doch für einen Hilfstrainer etwas zu tun geben müßte, außer dem Geschwätz der anderen zu lauschen. Aber er hatte alles Notwendige

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