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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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erkennen.
    Wild geworden, was, Vincent Van, du blaublütiges Aas, und durchgegangen …
    Die Augen des Fahrers, der mit seiner Knollennase aussah wie ein übellauniger Gnom, glitzerten in tückischer Erregung.
    Er ließ den Motor aufheulen, fand sich im Geist wieder im Rennen, mit vierhundert Pferdestärken anstatt mit einer, unter Frankie Voight. Plötzlich schienen zwanzig Jahre und dreißig Pfund von ihm abgefallen zu sein.
    Schweißnass allmählich, was, Vincent Van, machst Speed. Nützt dir aber nichts. Kannst nicht immer gewinnen. Wunderpferd, neunmal bei elf Starts; vorhin bist du hochgegangen, als Frankie dir die Spritze verpasst hat.
    Jetzt die Gegengerade, Zeit für die Peitsche, Zeit für Frankie, seinem Gaul das Fell zu gerben. Frankie kannte sich aus, er kannte alle Tricks und wußte, wie man die verwöhnten Klassepferde behandelte, hart und unerbittlich, sie wollten es nicht anders, sie verdienten es – mußten merken, wer hier der Herr war!
    Bis auf zwei Längen hatte er aufgeholt, hinter dem wehenden Schweif und der pumpenden Hinterhand; Funken stieben unter den Hufen auf dem Asphalt auf, bald sind wir am Ziel.
    Über dem Steuer gekauert trat er das Gaspedal durch. Der Landrover schoß vor wie ein gehorsames Pferd, zog auf gleiche Höhe mit dem Hengst, dessen Augen in panischer Angst hervorquollen. Frankie drückte auf die Hupe und das Pferd wich scheuend aus und wurde an die weiße Umzäunung abgedrängt.
    Du hinterhältiges Aas, friß den Zaun, los, ran.
    Wegen des Motorenlärms und dem Jaulen der Hupe konnte Frankie nicht hören, wie das Pferd gegen den Koppelzaun krachte, wie die Holzplanken splitterten und die Knochen.
    Er nahm die Hand von der Hupe und beschleunigte noch mehr. Er hatte seinen Auftrag ausgeführt. Und der unbekannte Helfer in Thistle Hill ebenfalls. Genau zum richtigen Zeitpunkt, während alles im großen Haus nach dem gestrigen Fest schlief und kein Wachmann in Rufweite war und das Pferd sich in der Koppel befand – Klasse Operation, scheißeinfach auf der ganzen Linie.
    Er pfiff durch die Zähne. Kein Grund zur Unruhe jetzt. Niemand würde den Klepper vor der Morgenarbeit vermissen. Und dann würde man es noch für Diebstahl halten – tausend Pfund preisgekröntes Pferdefleisch mit Gold in den Adern. Er verlangsamte das Tempo. Sollte er noch das Ding loswerden, mit dem er den Saft in das Hinterteil gespritzt hatte? Er nahm die Spritzpistole in die Hand; Teufel nein, das war ein kleines Souvenir für Frankie. Einer der Gründe, warum er auf Lebenszeit vom Turf gesperrt war, aber nur, weil sie ihn beim Dopen erwischt hatten. Viele Jockeys arbeiteten damit. Die Rennbahnpolizei und die Besitzer sollten sich bloß nicht aufspielen. Wer weiß, vielleicht brauchte er das Ding nochmals … Hatte Eric Millar nicht angedeutet, daß es Ende der Woche noch einen Auftrag gebe, wenn er diesmal Erfolg hatte? Mach's gut und halt die Klappe, Frankie.
    Auf der Autobahn nach Louisville steckte er sich eine Zigarette an. Er hatte in der letzten Stunde mehr verdient, als ihm ein Start im Derby eingebracht hätte. Außer er hätte gewonnen, mit Siegerkranz und Champagner, Küsschen, Fotos auf den Titelseiten und im Fernsehen, Turfmäuschen, die sich aufdrängten und gebumst werden wollten. Aber zum Teufel damit; Frankie war auch so ganz zufrieden mit sich.
    Jesus, vielleicht wäre der Mann mit der Bezahlung nicht so großzügig gewesen – er hatte eine recht gute Ahnung, wer es sein könnte –, wenn er geahnt hätte, was für ein eierberstendes Vergnügen Frankie an so einem Auftrag hatte. Süße Rache noch dazu für alles. Er wurde mit allen quitt, langsam, aber sicher. Er fühlte sich wie neugeboren, wie nach einer Superbumserei mit einer zwei Meter großen Hure.

3
    »Hör dir das an«, sagte Paul Hautot, als Annabelle in einem durchsichtigen Négligée aus dem Bad kam, und las aus der Morgenzeitung vor. »Auf französisch heißt Bonne Fête schöner Feiertag, aber auf englisch bedeutet es mach Platz.«
    »Haben sie es wenigstens richtig geschrieben, wenn sie unserem Pferd schon nichts zutrauen?« erkundigte sich Annabelle lächelnd. Und auch Paul mußte lachen, sie brachte ihn immer dazu.
    »Von wem stammt die Weisheit – von diesem Dickwanst mit der langen Zigarettenspitze und dem Spitzbart?« fragte sie. Er schüttelte den Kopf und zitierte weiter aus dem Blatt: »Das Pferd mit dem vielsagenden Namen Prescription wäre besser im Giftschrank geblieben.«
    »Ach, das gehört den

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