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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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Ergebnis vorliegt und wo in Kürze die Zeremonie im Führring für den Sieger beginnt. Ich schalte um zu Jonno Brown.
    Die anderen drei Pferde waren aus der Bahn gekommen, mit so schmutzübersäten Satteldecken und Rennfarben, daß nur die wenigsten Zuschauer sie identifizieren konnten, die wie festgewachsen standen und nicht wie üblich sofort zu den Wettschaltern geeilt waren, um ihre Gewinne abzuholen.
    Im Führring des Siegers kam Clay sich wie im Auge eines Wirbelsturms vor, obgleich es auch hier hektisch zuging: Fotografen, Fernsehkameras, Zurufe und Fragen, Offizielle in roten Fräcken, uniformierte Sicherheitsbeamte.
    Clay bebte am ganzen Leib, nicht vor Erregung sondern vor Zorn.
    Bernie schrie: »Zum Teufel mit dem Pokal, rückt die Moneten heraus, damit wir uns fortmachen können.«
    Aus der Menge winkte die kleine Irin herüber und rief ihnen zu: »Laßt euch durch den Unfall nicht die Petersilie verhageln. Wir haben gewonnen!«
    Aber es war kein Unfall gewesen, jedenfalls nicht in Clays Augen. Sie hatten gewonnen, ja, aber durch einen Zufall, der kriminell war.
    Kimberley stand irgendwo in der Menge. Clay hatte sie kurz gesehen, als Elijah Hotspur in den hufeisenförmigen Halbkreis geführt hatte: nicht jubelnd, sondern eher schüchtern und kleinlaut. Oder glomm Stolz in ihren Augen? Starbright würde nun gegen Hotspur antreten müssen. Aber nicht einmal ihr Anblick vermochte Clays übergroße Wut zu mildern.
    Clay verschränkte die Hände und hob Zach wieder in die Steigbügel, die Peitsche hinten in den Hosenbund gesteckt. Er hatte ein wenig den Schlamm abgewischt. »Wir sind beim Herauskommen aus der Startbox etwas gerutscht, sonst wären wir mitten im Schlamassel gewesen.«
    »Du hast ihn gerettet, Zach«, sagte Clay und erkannte die eigene Stimme kaum wieder. »Du hast hervorragende Arbeit geleistet und uns gerettet.«
    Aber Zach hörte nicht zu. Zurückgelehnt saß er im Sattel und ließ die Hände liebevoll über Hotspurs Kruppe gleiten. »Du hast ganz schön Angst gehabt, Kleiner. Hast nicht gewußt, was zum Teufel du nach dem Sprung tun sollst. Na ja, verzeih dem alten Zach für die Peitsche, aber du musstest die richtige Pace aufnehmen.« Dann wurde seine Stimme ganz leise und tröstend. »Aber jetzt ist es vorbei. Du brauchst nicht mehr zu zittern. Es ist vorbei.«
    Clay legte eine Hand auf Zachs Oberschenkel. »Ich bin froh, daß du ganz geblieben bist, nicht nur Hotspur. Du ganz besonders.«
    Die Falten im dreckverkrusteten, häßlichen Gesicht des Jockeys schnitten noch tiefer ein, als er lächelte. »Wir haben es geschafft, nicht wahr? Hotspur auch. Sein Instinkt hat ihn wie einen Vogel fliegen lassen.«
    Clay nickte. Er erwähnte nicht, daß Davey Jessup sich beim Aufprall auf den Boden das Genick gebrochen hatte. Zach erfuhr es noch früh genug.
    Der Mann war sinnlos umgekommen. Grundlos.
    Als Clay sich neben Elijah stellte, dessen dunkle Glatze in der späten Nachmittagssonne glänzte, schaute der ihn nicht an, sondern sagte mit zusammengebissenen Zähnen: »Ich habe ja schon einige Pferde zusammenbrechen sehen, aber bei Dealer's Choice habe ich im Training und im Stepping-Stone-Rennen zugeschaut. Mit dem mußte es so kommen. Es ist eine Schande, wie das Pferd überfordert und misshandelt worden ist. Das arme Tier hat's wenigstens hinter sich.«
    Das konnte man nur unterschreiben. Der Besitzer hieß Bruno Vasaturo, der Trainer Calvin Roth. Clay fragte sich, ob er jemals auf zwei Männer einen größeren Hass gehabt hatte als auf die beiden Gangster.
    Bernie informierte ihn, daß er auf der Plattform gewünscht wurde. »Und lächle, Mann. Du siehst aus, als wolltest du jemand an den Kragen.« Ja. Bruno Vasaturo und Calvin Roth. In Clays Augen waren sie Mörder.
    »Stell dich erst mal zu Hotspur. Sie wollen dich vor der Kamera haben. Ist dir klar, daß wir jetzt ins große Rennen gehen können?«
    Sie haben einen jungen Jockey umgebracht und ein Pferd, wenn nicht zwei oder sogar mehr.
    Hotspur wieherte leise und rieb spielerisch den Kopf an Clays Schulter. »Halt noch ein paar Minuten aus«, sagte er liebevoll. »Elijah wäscht dir dann den ganzen Dreck ab und führt dich langsam herum …«
    In seinem Inneren tobte Mordlust, und Clay überlegte, ob er jemals solche Regungen verspürt hatte. »Halt ruhig, Kleiner. Gleich haben wir's hinter uns.« Die Kerle haben mein Pferd riskiert, meinen Jockey. »Dann kriegst du deinen Hafer und einen Berliner Pfannkuchen zum Nachtisch.«
    Man mußte

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