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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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war nicht das Opfer eines Unfalls im Stall. Das arme Tier wurde am Morgen neben der Straße entdeckt, und dazu mußten wenigstens zwei Tore geöffnet worden sein. Lloyds wurde nichts davon gesagt, weil bei laschen Sicherheitsvorkehrungen die Versicherung nicht zahlt. Und davon konnte keine Rede sein. Harold hat zwölf seiner Angestellten entlassen und die Presse aus offensichtlichen Gründen angelogen. Unter anderem deshalb, damit es keine Nachahmer gibt und der Rennsport nicht noch mehr in Misskredit gerät. Jetzt wird er Monitorkameras installieren und die Wachen in drei Schichten arbeiten lassen«.
    Eine lange Pause trat ein, bis schließlich Blake sagte: »Für einen Außenstehenden Beobachter ist eindeutig jemand am Werk, der das Derby sabotieren will. Vermutlich ist es doch ein Pferdebesitzer – ich kann es mir nicht anders zusammenreimen.«
    »Das geht mir sehr gegen den Strich«, antwortete Andrew. »Es müßte der gleiche sein, der sich an Ancient Mariner vergriffen hat, und da kann es sich doch um einen Unfall gehandelt haben.« Er ging blindlings durch das Zimmer, als sei er halb betäubt. »Ich kann nicht daran glauben, daß ein Pferdebesitzer sich dazu hergibt.« Aber insgeheim glaubte er es doch, und Blake roch es förmlich.
    »Was du damit sagen willst«, sagte Kimberley und wirkte mit hocherhobenem Kopf mehr als je zuvor wie eine entschlossene Frau, »ist, daß du es nicht glauben willst.« Und dann fügte sie zu Blakes Erstaunen hinzu, als habe sie ein Gefühl für Andrews Schmerz: »Ich will es auch nicht glauben, Vater.«
    Blake versuchte sich zu erinnern, ob sie Andrew jemals so angeredet hatte; was für eine Nacht voller Überraschungen. Und noch eine: Clay Chalmers drehte sich zu den Anwesenden um. Und Andrew sagte ruhig zu ihm: »Wenn ich es recht sehe, kann jeder einen Vollblüter im Februar anmelden, wenn er hundertfünfzig Dollar besitzt, oder?«
    »Andrew«, protestierte Kimberley und stand auf, »du meinst doch nicht etwa Clay …«
    »Das habe ich nicht gesagt«, unterbrach sie Andrew und schaute Clay Chalmers voll an. »Und auch nicht gemeint.«
    »Vielen Dank, Sir!« Clay Chalmers Worte hatten einen deutlich ironischen Unterton.
    »True Blue fällt auch aus«, sagte daraufhin Jason Arnold, als wolle er einen Reibungspunkt umschiffen, was zu Blakes Erstaunen noch mehr beitrug. »Den Besitzern von Dealer's Choice traue ich nicht von hier bis zur Tür, aber ich sehe keine Möglichkeit, den Zusammenbruch des Pferdes so zu programmieren, daß er gleichzeitig True Blue in Mitleidenschaft zieht.«
    »Und fast auch noch Hotspur«, erinnerte Clay Chalmers ihn nachdrücklich.
    »Mr. Chalmers«, ergriff Andrew wieder das Wort, »niemand beschuldigt Sie in irgendeiner Weise. Bitte vergessen Sie das nicht.«
    »Nun«, sagte Blake und überlegte, ob er sich noch einen Drink genehmigen sollte, »es sieht derzeit so aus wie der Ausgang des Hornberger Schießens, wie ein gefeierter Kollege von mir sagen würde.«
    Kimberley setzte sich wieder hin und murmelte: »Sie haben uns schön am Arsch …«
    Und Jason Arnold versuchte es noch einmal: »Es gibt nur einen Weg.«
    Worauf Andrew scharf erwiderte: »Jason, hören Sie endlich damit auf. Die Entscheidung ist gefallen. Keine Polizei. Basta.«
    Blake traf auch eine Entscheidung: keinen Drink mehr, aber dafür schleunigst ab ins Bett. »Wie ich die Lage sehe, können wir nur abwarten und hoffen.«
    Doch da sagte Chalmers, ohne eine Miene zu verziehen: »Es gibt noch eine Möglichkeit.«
    »Ja?« erkundigte sich Blake. »Welche, Sir?«
    »Das Lösegeld zahlen.«
    Der junge Mann fing wohl zu spinnen an. »Bisher wurde noch kein Lösegeld verlangt.«
    »Zahlen Sie es trotzdem.« Es lag keine Spur von Ironie in Clay Chalmers Ton. »Wo Starbright auch versteckt sein mag, es muß jemand als Wache und zur Pflege bei ihm sein, der dafür bezahlt wird.« Sein Blick ruhte nicht auf Blake, sondern auf Andrew. »Bieten Sie dem Hundesohn mehr, als er von seinem derzeitigen Auftraggeber kriegt.«
    »Um das Pferd wem zu übergeben … wem, Mr. Chalmers?«
    »Mir zum Beispiel, wenn Kimberley das recht ist.«
    Blake warf einen Seitenblick auf Andrew und schaute dann den jungen Mann forschend an. »An welche Summe haben Sie gedacht?« fragte Blake.
    »Ich habe das noch nicht überlegt. Wie wär's mit etwa hunderttausend?«
    »Das ist«, entgegnete Blake und ging doch noch einmal zur Bar, »eine hübsche, runde Summe.« Diesmal stützte er sich schwer auf seinen

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