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Sekunde der Wahrheit

Titel: Sekunde der Wahrheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hayes Joseph
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wird nicht zum Rennen zugelassen.«
    JD ging nicht darauf ein. »Kennst du die chinesische Wasserfolter? Das Ja, Sir, Nein, Sir, ist wie ein Tropfen jedes Mal auf die Stirn, es macht dich verrückt.«
    Sie trank Kaffee und schaute auf die Straße hinaus.
    »Und er macht unser Pferd immer schlecht. Es ist angeblich faul. Alle Nigger sind faul, soll das heißen.«
    Er fiel ihr wieder auf die Nerven. »Stell dich nicht so an, JD. Du hast mir selbst erzählt, daß das Pferd ein Vielfraß ist. Ich habe gelesen, daß Man o' War am Tag zwölf Kilo Hafer verdrückt hat, außerdem Karotten und Heu, soviel er erwischte, und außerdem noch soviel Zucker wie er erbetteln konnte. Und er hat ganz schön gewonnen.«
    JD glupschte sie an. »Jetzt redest du schon wie die Mutter Haslam. Aber wenn du ihn fragst, ob Also Ran eine Chance hat, dann sagt er, daß er in der Gunst der Wetter an dritter Stelle am Toto steht und daß jedes Pferd eine Chance hat.«
    Um das Thema zu wechseln, sagte Almeta: »Wir sind zum Gouverneurs-Frühstück am Sonntag morgen nach dem Derby eingeladen.«
    Er lehnte sich zu ihr hinüber: »Und das Dinner bei den Jordans? Am Freitag draußen in Lexington? Das ist das größte Bankett in der Woche, die Crème de la Crème, Süße, nur Blaublütige – und Schwarze allenfalls in der Küche als Hilfskräfte, sie könnten sich ja danebenbenehmen.« Sein Frühstück kam, und er begann zu essen.
    Leichthin und beherrscht meinte Almeta: »Ich wüsste sowieso nicht, welche Gabel ich benützen muß. Und mir ist es egal.«
    Aber das genügte JD nicht. So schnell ließ er sich nicht besänftigen. »Ich glaube, ich werde unseren Trainer rausschmeißen.«
    War das sein Ernst?
    »Wenn du das tust, dann hast du mich gesehen, JD.«
    Er starrte sie an. Dann grinste er. »Das glaub' ich nicht. Bei uns beiden ist Musik drin.«
    Das traf zu, wie sie zugeben mußte, bei ihnen klappte es hervorragend und sie brauchte es und ihn – aber sie meinte es ernst. Ihr reichte es. Wenn er Matt Haslam hinausschmiss, dann gab es keine Chance zum Gewinnen mehr. Und das betraf nicht nur das Rennen.
    »Guten Morgen, meine Damen (falls noch welche übrig sind) und Gentlemen (dito). Hier meldet sich wie gewohnt Ihr ergebener Diener Graf Wyatt.
    Wer heute schon Nachrichten gehört hat, weiß bereits von dem bei sämtlichen Pferdehaltern gefürchtetsten aller Unglücke, denn heute während der Nacht brach im Derbystall ein Brand aus. Dank des Einsatzes der Platzwächter und der Feuerwehr konnte er bald unter Kontrolle gebracht werden. Zum guten Glück wurden nur zwei Boxen einer einzigen Stallung vom Feuer erfasst, weshalb sich der Brandschaden in Grenzen hält. Leider wurde dabei auch ein Mensch verletzt, wenn auch gottlob nicht lebensgefährlich. Inmitten des Durcheinanders und des hektischen Treibens, den vor dem Rauch scheuenden Pferden und herumhastenden Menschen kam eine junge Bereiterin unter die Hufe und erlitt zahlreiche Verletzungen. Ihr melodiöser Name ist Molly Muldoon, und der Unfall ereignete sich, als sie versuchte, das ihr anvertraute Pferd Irish Thrall aus der Box zu bekommen, dessen Besitzerin Mrs. Tyrone von Innisfree Demesme ist. Unser aller Genesungswünsche gelten diesem tapferen Mädchen, das hoffentlich vom Krankenbett aus diese Sendung verfolgen kann. Baldige Besserung!
    Weniger Glück hatte der großartige Dreijährige Ancient Mariner, der sich bei der ausbrechenden Panik an der Boxenwand verletzte und eingeschläfert werden mußte. Jeder Rennfan denkt mit tiefempfundener Sympathie an die Besitzerin, die große, alte Dame des Rennsports, Mrs. Rachel Stoddard vom Stall Brookfield. Das Derby hat einen Favoriten verloren, aber Mrs. Stoddard, die ich zu meinen guten Freunden zählen darf, hat noch weit mehr verloren, einen ihr sehr am Herzen liegenden Vollblüter. Sie hat schon viele Rückschläge in ihrem langen Leben einstecken müssen, und es wäre zu wünschen, daß sie auch über diesen Verlust hinwegkommt und ihren ungebrochenen Mut behält, den wir alle an ihr so schätzen. Ihre bildschöne dreijährige Stute Miß Mariah wird beim Kentucky Oaks am Freitag bei Quoten von derzeit sechs zu eins starten. Wir wünschen ihr alles Gute.
    Obwohl die Ermittlungen noch laufen, kann ich die Skeptiker unter Ihnen beruhigen: Es gibt kein Anzeichen für Brandstiftung. Daß alle Zweifel ausgeräumt werden, dafür sorgen die Sachverständigen der Feuerwehr, der Rennkommission und nicht zuletzt der Versicherung. Ancient Mariner war

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